Freihandel eingeschränkt:Wie die US-Zölle deutsche Logistiker treffen
von Julian Schmidt-Farrent
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Die drittgrößte Branche des Landes kämpft. Fast täglich neue Zolldebatten lähmen den Warenverkehr und könnten auch deutsche Arbeitsplätze gefährden - auch in der Logistik.
Die Zollpolitik von Trump belastet deutsche Logistik-Unternehmen massiv. Auf der "Transport Logistik" in München beraten Experten und Besucher über Wege aus der Krise.02.06.2025 | 1:33 min
Kann ein Hund die Branche retten? Am Fraunhofer-Institut in Frankfurt glauben sie daran; zumindest ein bisschen. Hier haben sie den Roboterhund "Spot" entwickelt: Ein vierbeiniger Logistik-Arbeiter, der selbst zwischen chaotisch gestapelten Paletten den Überblick behält.
Spot läuft, scannt, sortiert - und soll Ordnung in eine Branche bringen, die so händeringend um Orientierung ringt.
Trotz Entlastungspaket der Regierung wächst der Druck auf die deutsche Industrie. Neue US-Zölle auf Stahl und Aluminium treffen vor allem exportstarke Betriebe hart.04.06.2025 | 1:52 min
Chaos im globalen Warenverkehr
Denn das Chaos beherrscht nicht nur die Lagerhallen, es prägt längst den globalen Warenverkehr: Seit US-Präsident Donald Trump im Weißen Haus sitzt, bremsen Zollandrohungen den weltweiten Güterverkehr aus - und mit ihm auch die mehr als drei Millionen Beschäftigten in der deutschen Logistik.
"Ein heilloses Chaos", sagt Frank Huster vom Bundesverband Spedition und Logistik. Zollbehörden müssten beinahe täglich mit neuen Tarifen jonglieren, Auftraggeber riefen Warentransporte wieder zurück.
Das kann auch dazu führen, dass in Logistikunternehmen Arbeitsplätze in Gefahr geraten.
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Frank Huster, Bundesverband Spedition und Logistik
Mit dem Finanzpaket von Union und SPD soll eine halbe Billion Euro in die Verbesserung der Infrastruktur gehen. Die Logistikbranche sieht dringenden Handlungsbedarf.17.03.2025 | 1:30 min
US-Zölle: Handelsrouten verlagern sich
Die Sorge scheint zunächst paradox: Seit Jahren klettern die Umsätze der Branche nach oben. Im vergangenen Jahr setzten deutsche Logistiker rund 330 Milliarden Euro um - doch Umsätze sind eben nicht Gewinne, erinnert Branchenvertreter Huster. Die Margen in der Logistik seien traditionell niedrig, nun schrumpfe zusätzlich die Nachfrage.
"Wir müssen uns darauf einrichten, dass Zollschranken bleiben werden", befürchtet Burkhard Eling vom Allgäuer Logistikkonzern Dachser. Das Unternehmen in Kempten hat Standorte auf der ganzen Welt. Eling rechnet damit, dass sich die Höhe der US-Zölle zwischen zehn und 30 Prozent einpendeln wird.
Das wird aber die Globalisierung nicht zurückdrehen.
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Burkhard Eling, CEO Dachser
Die Branche will optimistisch bleiben - und setzt auf neue Handelsrouten. Wenn die USA ihre Importe drosseln, orientiert sich der Güterverkehr eben nach China. Das zeigte sich auch jüngst auf der Branchen-Messe "transport logistic" in München: Um die wachsende Zahl der Anbieter entlang der Neuen Seidenstraße unterzubringen, musste der Veranstalter zwei zusätzliche Hallen eröffnen.
Die "neue Seidenstraße" soll China zur Weltmacht Nummer 1 machen. Über ein globales Handelsnetzwerk entlang 65 Länder können so knapp Zwei Drittel der Weltbevölkerung erreicht werden. 20.11.2020 | 1:32 min
Nachhaltigkeit: Neue Flotten für deutsche Spediteure
Während die großen globalen Linien neu gezogen werden, hängt die Alltagstauglichkeit der Logistik oft an ganz lokalen Fragen: Straßen, Schienen, Stromanschlüsse. Immerhin hier gäbe es Grund für Optimismus - mit den 500 Milliarden Euro aus dem Sondervermögen hat die neue Bundesregierung theoretisch das Geld, um die maroden Transportwege in Deutschland zu erneuern.
"Was sich viel anhört, ist im möglichen politischen Geschäft gar nicht so viel", gibt Frank Huster vom Bundesverband Spedition und Logistik zu Bedenken. Auch andere Sektoren hätten schließlich Begehrlichkeiten. Kaputte Brücken, knappe Schienenkapazitäten, fehlende Ladesäulen für Elektro-Lkw - zu tun gäbe es für die deutschen Logistiker genug.
Julian Schmidt-Farrent ist Reporter im ZDF-Landesstudio Bayern.