Handelsstreit mit den USA: Doppelte Zölle, doppelter Ärger

Analyse

Handelsstreit mit den USA:Doppelte Zölle, doppelter Ärger

von Dennis Berger
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Donald Trump hat es wieder getan: Er will die Zölle auf Stahl und Aluminium aus der EU verdoppeln. Sollte das passieren, droht nicht nur Ärger aus den USA.

Trump ist fröhlich
Die Zollpolitik von Trump belastet deutsche Logistik-Unternehmen massiv. Auf der "Transport Logistik" in München berieten Experten und Besucher über Wege aus der Krise.02.06.2025 | 1:33 min
Die Stahlarbeiter jubeln. In orangefarbenen Jacken und Helmen blicken sie zur Bühne, wo Donald Trump ihnen eine glänzende Zukunft verspricht - und nebenbei den nächsten Zollhammer schwingt.
Bei seinem Auftritt in einem Stahlwerk nahe Pittsburgh, der einstigen "Steel City", kündigte der US-Präsident am Freitag an, die Importzölle auf Stahl und Aluminium auf 50 Prozent zu erhöhen. Schon ab Mittwoch sollen die neuen Sätze gelten.
Die Botschaft ist eindeutig: Trump will den US-Stahl retten. Für Deutschland bedeutet das jedoch neuen wirtschaftlichen Druck.

Trumps Zölle: Deutsche Wirtschaft in Aufruhr

Hierzulande wächst die Sorge. Salzgitter-Chef Gunnar Groebler nennt Trumps Kurs eine "erratische Zollpolitik" und warnt:

Das trifft Europas Wirtschaft hart - besonders Deutschland.

Gunnar Groebler, Vorstandsvorsitzender der Salzgitter AG

Auch Kerstin Maria Rippel von der Wirtschaftsvereinigung Stahl sieht weitreichende Folgen. Die 50-Prozent-Abgabe sei "eine massive Belastung", sagt sie. Die gesamte Branche werde darunter leiden.
US President Trump signs executive order in Oval Office
Donald Trump verhängt hohe Zölle für fast die ganze Welt, dann setzt er sie aus, um kurz darauf neue Zölle anzukündigen. Wie geht die Wirtschaft damit um?15.04.2025 | 9:03 min
Volker Treier, Außenwirtschaftschef der deutschen Industrie- und Handelskammer, warnt:

Auch wenn nur rund vier Prozent der deutschen Stahl- und Aluminiumexporte in die USA gehen - eine Verdopplung der Zölle wäre ein herber Rückschlag für die deutsche Industrie.

Volker Treier, Außenwirtschaftschef der deutschen Industrie- und Handelskammer

Besonders kritisch werde es, wenn die höheren Zölle auch verarbeitete Produkte mit Stahl oder Aluminium betreffen. Welche Waren ab Mittwoch unter die neuen Zölle fallen, lässt Trump offen. "Die Lage in den betroffenen Branchen ist schon heute für viele Unternehmen angespannt", so Treier.

Stahlbranche unter großem Druck

Sollten die Zölle am Mittwoch in Kraft treten, verschärfen sich die Probleme von Branchenriesen wie Thyssenkrupp und Salzgitter. Samina Sultan vom Institut der deutschen Wirtschaft warnt vor sogenannten Umlenkungseffekten:

Stahlexporte aus Drittländern, die nicht mehr in die USA gehen, dürften auf den europäischen Markt drängen. Das verschärft den Preiskampf in der Metallherstellung hierzulande.

Samina Sultan, Institut der deutschen Wirtschaft

Die europäische Stahlindustrie leidet seit Jahren unter Billig-Stahl aus dem Ausland, vor allem aus China. Trumps Ankündigung treffe die deutsche Stahlindustrie in einer ohnehin schwierigen Phase, geprägt von hohen Energiepreisen und globalen Überkapazitäten, sagt die Ökonomin.
Donald Trump sitzt in der Achterbahn
Das Zoll-Chaos schürt Unsicherheit. Gift für die Weltwirtschaft. Amerika droht die Rezession. Was steckt hinter Trumps wilder Wirtschaftspolitik? Und wer könnte davon profitieren? 16.05.2025 | 14:02 min

Die EU unter Zugzwang

Die Branche fordert nun eine schnelle Reaktion der EU-Kommission. "Für die deutsche Wirtschaft ist klar: Wir brauchen planbare, klare Rahmenbedingungen und keine neuen Eskalationen im transatlantischen Handel", betont DIHK-Experte Treier.
Doch welche Mittel bleiben der EU im Handelsstreit? Immer lauter werden die Rufe nach einer Digitalsteuer. Sie würde Tech-Giganten wie Google oder Meta treffen und könnte Trump zum Einlenken zwingen, hoffen viele.
Nationalflagge Deutschland und USA an Pkw
Am Donnerstag trifft Kanzler Merz US-Präsident Trump in Washington. Das Treffen könnte den Ton für das deutsch-amerikanische Verhältnis der kommenden Jahre setzen.01.06.2025 | 3:59 min
Die Digitalsteuer für Unternehmen aus dem Silicon Valley habe ihren Reiz, meint Sultan, da die USA in diesem Bereich mehr in die EU exportieren als umgekehrt. Doch sie könne sich als zweischneidiges Schwert erweisen:

Ohne adäquate europäische Alternativen könnten auch die Kosten für europäische Nutzer steigen.

Samina Sultan, IW Köln

Die Hoffnung ruht auf einer Verhandlungslösung. Am Donnerstag trifft Bundeskanzler Friedrich Merz Donald Trump im Weißen Haus. Vielleicht sprechen sie auch über Stahl.

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