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Neue KI bei Truth Social:Trumps eigener Chatbot korrigiert dessen Lügen
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Auf Trumps Netzwerk Truth Social liefert eine neue KI Antworten, die dem US-Präsidenten gar nicht gefallen: Zölle, die Wahl 2020, der 6. Januar - der Chatbot widerspricht offen.
Ob beim Einsatz der Nationalgarde, im Zollstreit oder bei der angeblich gestohlenen Wahl 2020 - Donald Trump wird von seinem eigenen Chatbot bei Truth Social korrigiert.
Quelle: action press
"Donald Trump hat wiederholt falsche oder irreführende Behauptungen zu zentralen politischen Themen gemacht." Diese Aussage stammt nicht von Faktencheckern oder politischen Gegnern des US-Präsidenten. Sie stammt vom KI-Chatbot, der erst vor wenigen Tagen in Trumps eigenem Netzwerk Truth Social eingeführt wurde.
Wurde die US-Wahl 2020 von den Demokraten gestohlen, wie Trump immer behauptet? Antwort der Truth Search AI: "Kurz: Nein. Es gibt keine belastbaren Belege dafür, dass die US-Präsidentschaftswahl 2020 'gestohlen' wurde oder dass Donald Trump tatsächlich gewonnen hat."
"Keine belastbaren Belege", dass die US-Wahl 2020 gestohlen wurde - die KI in Trumps Netzwerk gibt Antworten, die dem Präsidenten kaum gefallen werden (Screenshot Truth Social).
Quelle: Truth Social
Die KI erklärt auch, dass Zölle ökonomisch wie "eine Art indirekte Steuer für US-Konsumenten und -Unternehmen" wirkten. Und dass die europäischen Staaten inzwischen deutlich mehr Unterstützung für die Ukraine zugesagt und geleistet haben als die USA - Trump sagte mehrfach das Gegenteil. Auch zu jüngsten Trump-Posts äußerte sich die KI kritisch: Die Kriminalität in Washington D.C. sei nicht "außer Kontrolle", wie Trump behauptete, um den Einsatz der Nationalgarde zu rechtfertigen.
Trump wollte eigene Plattform ohne Zensur
Ein Blick zurück: Nach dem Sturm auf das Kapitol am 6. Januar 2021 war Trump auf mehreren Sozialen Netzwerken verbannt worden, darunter Twitter, Facebook und Instagram. Die Begründung: Trump sei mitverantwortlich für die Ausschreitungen, bei denen es fünf Tote und etliche Verletzte gab. Für Trump ein herber Verlust: Allein bei Twitter hatte er bis zu seiner Verbannung fast 90 Millionen Follower, es war einer der reichweitenstärksten Accounts der Welt.
Trump kündigte noch im selben Jahr an, ein eigenes Soziales Netzwerk zu gründen - als Gegenentwurf zu großen Tech-Firmen, von denen er sich zensiert fühlte. Niemand sollte mehr in der Lage sein, seine Standpunkte zu unterdrücken. Truth Social ging 2022 an den Start.
KI nutzt vor allem konservative Medien als Quellen
Am vergangenen Mittwoch dann wurde die KI-Funktion "Truth Search AI" für das Netzwerk vorgestellt. Sie ist für alle nutzbar, erscheint prominent am linken Seitenrand, zunächst aber nur in der Desktop-Variante. Die Antworten werden von der KI-Suchmaschine Perplexity geliefert - "einem Software- und KI-Unternehmen, das sich der Bereitstellung direkter, kontextuell genauer Antworten mit transparenten Quellenangaben verschrieben hat", heißt es in einer Mitteilung der Trump Media & Technology Group, die das Truth-Social-Netzwerk betreibt.
Tatsächlich nennt die KI regelmäßig Quellen für die jeweiligen Antworten, häufig konservative Medien wie "Fox News" oder die "Washington Times". Laut Entwickler Perplexity hat Truth Social vermutlich eine "Source Selection"-Funktion genutzt, um die genutzten Websites zu begrenzen.
Auch, wenn die KI bei anderen Themen Trump auch mal zustimmt - die kritischen Antworten dürften dem Präsidenten kaum gefallen. Erst kürzlich hatte er "woke KI" kritisiert und neutrale, ideologiefreie Antworten gefordert. Es bleibt abzuwarten, ob Trump die KI-Antworten stoppt oder in anderer Weise eingreift. Das Weiße Haus wollte sich auf eine Anfrage der "Washington Post" nicht äußern.
Versuch der Steuerung von Grok geht nach hinten los
Wie schnell Versuche politischer Steuerung von KI-Antworten aus dem Ruder laufen können, zeigt ein Beispiel bei Elon Musks Chatbot Grok: Nachdem Musk seine KI bewusst "politisch unkorrekt" gestalten wollte, rutschte das System ins Extreme ab. Der Chatbot verherrlichte in seinen Antworten Adolf Hitler und verbreitete antisemitische Parolen.
Groks Entwickler entschuldigten sich und erklärten bei X, verantwortlich sei unter anderem eine Anweisung an den Chatbot, die verhindern sollte, dass Grok sich blind an "Mainstream-Quellen" orientiert.
Das Problem ist zwar behoben. Ausgewogen sind die Antworten der neuen Version Grok 4 aber offenbar immer noch nicht. Nach Recherchen von KI-Forschern gibt der Chatbot nun häufig einfach 1:1 die Ansichten seines Schöpfers Elon Musk wieder.
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