Sascha Lobo: Wie Musks KI-Chatbot für Kontroversen sorgt

Interview

Lobo über Grok-Entgleisungen:Wie Musks KI-Chatbot für Kontroversen sorgt

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Elon Musks KI-Chatbot Grok steht wegen diffamierender Antworten und antisemitischer Äußerungen in der Kritik. Digitalexperte Lobo führt die Entgleisungen auf Musks Haltung zurück.

Schaltgespräch Lobo & Gökdemir
Elon Musks Wunsch, die Geschichte "neu schreiben zu wollen", habe offenbar Eingang gefunden in Teile des KI-Chatbots Grok, sagt der Blogger Sascha Lobo.11.07.2025 | 4:27 min
Beleidigungen, antisemitische Verschwörungsmythen, rassistische Narrative: Der Chatbot "Grok" von Elon Musks Firma xAI sorgt für heftige Kontroversen. Am Mittwoch sperrte die Türkei den Zugang zu einigen Inhalten der KI, weil sie unter anderem den Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan beleidigt haben soll.
Zudem steht die EU-Kommission nach eigenen Angaben "im Kontakt" mit dem Unternehmen, nachdem Screenshots gezeigt hätten, wie der Chatbot Adolf Hitler verherrlicht und antisemitische Antworten auf Nutzerfragen gegeben habe.
Der Digitalexperte Sascha Lobo sieht in solchen Entgleisungen das "erwartbare Ergebnis" der Strategie Elon Musks. Im Gespräch mit dem ZDF heute journal up:date sagt er, Musk habe schon immer das Ziel gehabt, eine KI zu bauen, die "noch viel freier, noch viel offener und noch viel besser" als alle anderen sei. "Und was er unter 'besser' versteht, hat er in den letzten zwei, drei Jahren ja sehr deutlich gezeigt."
Sehen sie das Interview oben in voller Länge oder lesen Sie es hier in Auszügen. Das sagt Sascha Lobo dazu, …

… wie es möglich ist, dass ein Chatbot derart problematische Inhalte generiert

Ob der Bot absichtlich genau so programmiert worden sei, könne man "schwer zu sagen". Allerdings habe Musk in der Vergangenheit oft deutlich gemacht, dass er glaube, "praktisch alle anderen außer ihm seien mit dem 'woke-mind-virus' verseucht", sagt Lobo. Sie seien viel zu "woke", zu politisch korrekt.
Die Elon-Musk-Story
Elon Musk attackiert die freiheitlich-demokratische Gesellschaftsordnung. Auf seiner Kurznachrichtenplattform X hetzt er auf, interagiert mit Rechtsextremen und beschimpft Gegner.11.03.2025 | 44:30 min
Er wolle einen Bot bauen, der nur an der Wahrheit orientiert wäre, habe es geheißen. Gleichzeitig sei Elon Musk aber eher nicht dafür bekannt zu akzeptieren, "was man so als objektiv betrachtet".

Er hat eine sehr subjektiv gefärbte Position, was die sogenannte Wahrheit angeht.

Sascha Lobo, Digitalexperte

… ob er in der Programmierung von Grok eine konkrete Gefahr sieht

Musk begründe die problematischen Antworten von Grok damit, dass es Nutzer versucht und offenbar auch geschafft hätten, den Chatbot hinters Licht zu führen, also in eine Falle zu locken. "Dass das aber überhaupt möglich ist, das wiederum liegt an Elon Musks Haltung", sagt Lobo.
Musk habe vor nicht so allzu langer Zeit offen zugegeben, dass er eigentlich die Geschichte neu schreiben wollen würde, weil sie angeblich "voller Fehler" sei. "Und dieser Wunsch von Elon Musk, der hat ganz offenbar Eingang gefunden in Teile von Grok." Wie genau das passiert sei, lasse sich "schwer von außen sagen".
ZDF-Korrespondentin Anne Brühl aus Washington
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… ob es denkbar wäre, dass nun die EU-Kommission Grok sperrt

Diesen Schritt erwarte er nicht, sagt Lobo. Vor allem, weil "das Sperren von einer Seite oder einer solchen Anwendung ja auch ein sehr schwerer Verstoß wäre gegen so etwas wie Freiheit - Pressefreiheit könnte man im weiteren Sinn sagen, Meinungsfreiheit".
Klar sei, dass eine Regulierung stattfinden müsse. Dies sei allerdings gerade bei solchen "großen Sprachmodellen", die hinter ChatGPT oder Grok stehen, "nichts Leichtes".
Das Interview führte ZDFheute journal up:date-Moderatorin Nazan Gökdemir.
Quelle: Mit Material von AFP und dpa

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