Nach Kimmel-Absetzung:Wie Trump Medienlizenzen als Druckmittel einsetzt
Das Aus der Late-Night-Show von US-Moderator Jimmy Kimmel zeigt: Kritiker von Präsident Trump stehen unter zunehmendem Druck. Welche Rolle die Medienaufsichtsbehörde dabei spielt.
US-Präsident Donald Trump will offenbar den Druck auf das US-Mediensystem erhöhen - mit Klagen und Sendelizenzen. Hier spricht er mit Reportern in der Air Force One.
Quelle: AP | Evan VucciAuf seinem Rückflug vom Staatsbesuch in Großbritannien stellte sich Donald Trump den Fragen der Presse. "Zu wem gehören Sie?", fragte Trump. Der Reporter antwortete: "NPR, Sir." "NPR. Oh mein Gott. Sind Sie immer noch hier? Herzlichen Glückwunsch", reagiert Trump.
Dem öffentlichen Rundfunksender NPR wurden erst im Juli bereits verabschiedete Staatsmittel vom US-Kongress gestrichen - auf Wunsch des US-Präsidenten.
Eine andere Pressefrage zielte auf die Absetzung der Late-Night-Show "Jimmy Kimmel Live!" des US-Senders ABC von Walt Disney. Trump hatte gefordert: Auch die Comedians Jimmy Fallon und Seth Meyers müssten vom Bildschirm verschwinden. Gegenüber der Presse in der Air Force One erklärteTrump:
Und wenn 97 Prozent gegen mich sind und mir nur schlechte Publicity verschaffen und sie eine Lizenz erhalten, würde ich sagen, dass ihnen vielleicht die Lizenz entzogen werden sollte.
Donald Trump, US-Präsident
Nach Comedian Stephen Colbert ist nun auch Jimmy Kimmel abgesetzt und Präsident Trump fordert, dass weitere aus dem Programm verschwinden. Ist die Pressefreiheit in den USA in Gefahr?
19.09.2025 | 2:36 minExperte: "Medienaufsicht kann Lizenzen entziehen"
Rundfunkstationen brauchen eine Sendelizenz der US-Medienaufsichtsbehörde FCC. Deren Vorsitzender, Brendan Carr, wurde von Trump nominiert.
"Die FCC hat die Macht, Lizenzen zu entziehen", so Kommunikationswissenschaftler Timothy J. Havens gegenüber ZDFheute. Noch nie habe ein FCC-Vorsitzender so konkret gedroht, gegen einen Lizenznehmer zu ermitteln - aufgrund der Handlungen eines Darstellers in einer Folge einer Sendung.
Die digitale Sphäre werde von US-Plattformen dominiert, sagt der Medienwissenschaftler Martin Andree. Auch in Europa kontrollierten sie die "digitale Öffentlichkeit".
19.09.2025 | 4:27 minAm Mittwoch übte Brendan Carr öffentlich Druck aus: "Wir können das auf die einfache oder die harte Tour machen. Unternehmen können Wege finden, ihr Verhalten zu ändern - etwa Maßnahmen gegen Kimmel ergreifen oder es wird zusätzliche Arbeit für die Aufsichtsbehörde geben."
Nexstar und Sinclair Broadcast Group - zwei der landesweit größten Betreiber von Lokalsendern - erklärten danach: Sie werden die Late-Night-Show von Kimmel auf ihren Sendern nicht mehr ausstrahlen. Laut der Nachrichtenagentur Reuters laufen die ABC-Programme etwa über 32 Nexstar-Lokalsender.
Zu viel Druck für ABC? Der Sender und der Mutterkonzern Disney setzten die Show schließlich ganz ab.
Wegen kritischen Äußerungen im Zusammenhang mit dem Mord an dem ultrarechten Trump-Vertrauten Charlie Kirk wurde nun die Show von Jimmy Kimmel vom Sender ABC abgesetzt.
18.09.2025 | 1:33 minKritik an Kimmels Aussagen zu Tatverdächtigem im Mordfall Kirk
Seit 2003 ist Jimmy Kimmel eine feste Größe unter den Late-Night-Shows. Er ist bekannt für seine Spitzen gegen Trump. Am Tag nach der Wahl 2024 begann er seine Show mit den Worten, Trump sei wie der Imperator aus "Star Wars".
Er ist alt. Er ist böse. Und er kommt immer wieder ohne vernünftige Erklärung zurück.
Jimmy Kimmel am 06.11.2024
Nach Charlie Kirks Tod hatte Kimmel suggeriert, der mutmaßliche Täter sei Teil der MAGA-Bewegung des US-Präsidenten. Auch kommentierte er einige Trauerbekundungen von Trump.
Für die Foundation for Individual Rights and Expression (FIRE) sind diese Äußerungen von der Meinungsfreiheit geschützt:
Der Erste Verfassungszusatz schützt das Recht der Amerikaner, über aktuelle Ereignisse zu spekulieren, selbst wenn sich diese Spekulationen später als falsch herausstellen.
Foundation for Individual Rights and Expression (FIRE)
Politische Tabubrüche, strategische Desinformation und die Instrumentalisierung der Meinungsfreiheit in Washington, Berlin und Brüssel: Wie wehrhaft sind unsere Demokratien wirklich?
07.05.2025 | 54:10 minTrump klagt gegen mehrere Medienkonzerne
Mit Jimmy Kimmel trifft es bereits den zweiten Moderator einer Late-Night-Show. Mitte Juli kündigte der US-Sender CBS an, die Show von Stephen Colbert im Mai 2026 zu beenden. In beiden Fällen scheinen geplante Konzernübernahmen und Klagen eine Rolle zu spielen.
Trump warf CBS bewusste Falschberichterstattung vor. Der Sender habe in einem Interview mit Kamala Harris eine schwache Antwort kaschiert. Trump einigte sich außergerichtlich mit CBS-Mutterkonzern Paramount - auf 16 Millionen Dollar. Comedian Colbert kommentierte: "eine große fette Schmiergeldzahlung". Kurz darauf gab CBS das Ende seiner Show bekannt.
Im Fall von "Jimmy Kimmel Live!" will Nexstar für 6,2 Milliarden Dollar einen Branchenwettbewerber übernehmen. Dafür benötigt Nexstar eine Genehmigung von der Aufsichtsbehörde FCC.
Neben klassischen Medien wie TV-Shows und Zeitungen wie der New York Times und dem Wall Street Journal, treffen die Klagen des US-Präsidenten auch soziale Medien. Trump hat ebenso außergerichtliche Vergleiche mit Meta und X abgeschlossen.
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