Chronologie:Wie Trump gegen die US-Medien kämpft
Schon in seiner ersten Amtszeit bezeichnete Trump Journalisten als "Volksfeinde", verklagte Medien. Jetzt nimmt sein Feldzug gegen die Presse neue Dimensionen an. Eine Chronologie.
Nach Comedian Stephen Colbert ist nun auch Jimmy Kimmel abgesetzt und Präsident Trump fordert, dass weitere aus dem Programm verschwinden. Die Pressefreiheit in den USA ist damit in höchster Gefahr.
19.09.2025 | 2:36 minImmer wieder hatten Medien Donald Trump scharf kritisiert und seine Lügen entlarvt - allein während seiner ersten vier Jahre im Amt wies die "Washington Post" dem US-Präsidenten 30.573 falsche oder irreführende Behauptungen nach. Trump steht schon von Beginn seiner ersten Präsidentschaft an mit etlichen etablierten Medien auf Kriegsfuß: Er beschimpft Journalisten, geht juristisch gegen Medienhäuser vor, droht mit Lizenzentzug.
Nun hebt Trump den Dauerstreit auf ein neues Level, entwickelt daraus einen systematischen Feldzug gegen die Institution der freien Presse an sich. ZDFheute mit einer Chronologie.
In den USA will die Demokratische Partei einen Gesetzvorschlag gegen die Einschränkung der Meinungsfreiheit planen. Mitauslöser ist die Absetzung der Sendung von Jimmy Kimmel.
19.09.2025 | 0:23 minJanuar 2017: Schon bei Trumps erster Pressekonferenz nach seiner Wahl zum neuen US-Präsidenten ruft er dem renommierten CNN-Journalisten Jim Acosta zu: "You are fake news!" Mit dieser Äußerung etabliert Trump den Begriff als allgegenwärtiges politisches Schlagwort.
Februar 2017: Das Weiße Haus schließt Journalisten der "New York Times", "CNN" und anderer Medien von einem Pressebriefing aus. Gleichzeitig werden regierungsnahe Medien wie Breitbart News zugelassen.
Oktober 2017: Trump droht Medien direkt, unter anderem dem Sender "NBC News": Bei Twitter (heute X) schreibt er, die Nachrichten der Sender seien "mittlerweile so parteiisch, verzerrt und gefälscht, dass die Lizenzen angefochten und gegebenenfalls widerrufen werden müssen". Die US-Medienaufsicht FCC weist diese Forderung zurück - noch.
Talkmaster Jimmy Kimmel hatte sich kritisch über Trump und die Instrumentalisierung des Mords an dem ultrarechten Aktivisten Kirk geäußert. Der Sender ABC hat seine Show abgesetzt.
18.09.2025 | 1:28 minTrump bezeichnet Journalisten als "Volksfeinde"
Oktober 2018: Trump bezeichnet Journalisten immer wieder als "Volksfeinde", unter anderem 2018 in einem Posting bei Twitter: "Die Fake-News-Medien, der wahre Feind des Volkes, müssen ihre offene und offensichtliche Feindseligkeit beenden und die Nachrichten korrekt und fair berichten", schreibt Trump.
November 2018: Wieder gerät Trump bei einer Pressekonferenz mit CNN-Journalist Jim Acosta aneinander: "Sie sind eine furchtbare, unverschämte Person", fährt der Präsident den Reporter an. "Wenn Sie Fake News in die Welt setzen, was CNN tut, dann sind Sie der Feind des Volkes", so Trump. Acosta hatte zuvor unter anderem eine Frage zu den laufenden Russlanduntersuchungen von Sonderermittler Robert Mueller gestellt. Nach der Pressekonferenz wird ihm bis auf Weiteres seine Akkreditierung entzogen.
"Hier entsteht eine neue Verfolgungsdynamik, wie wir sie aus dem Amerika der 1950er Jahre kennen", sagt Politologin Clüver Ashbrook zur Situation nach dem Kirk-Attentat in den USA.
18.09.2025 | 5:03 minJanuar 2021: Zum Ende von Trumps erster Amtszeit bilanziert die "Washington Post", Trump habe in seinen vier Jahren insgesamt 30.573 falsche oder irreführende Behauptungen geäußert. Das Verhältnis zu vielen etablierten Medien gilt zu diesem Zeitpunkt bereits als stark vergiftet.
Konflikt mit Medien eskaliert in zweiter Amtszeit
Februar 2025: In Trumps zweiter Amtszeit eskaliert der Konflikt: Das Weiße Haus schließt die Nachrichtenagentur AP von seinen Veranstaltungen aus. Begründung: Die Agentur hatte sich geweigert, den Golf von Mexiko wie von Trump gewünscht als "Golf von Amerika" zu bezeichnen.
Juli 2025: Trump verklagt das "Wall Street Journal" wegen eines Artikels über seine angeblichen Verbindungen zu Jeffrey Epstein. Er fordert Schadenersatz in Höhe von mindestens zehn Milliarden Dollar.
US-Präsident Trump fordert vom Wall Street Journal mindestens 10 Milliarden Dollar Schadenersatz. Hintergrund ist ein Bericht über eine angebliche Verbindung Trumps zum verstorbenen Sexualstraftäter Epstein.
19.07.2025 | 1:38 minZuvor war bereits ein anderer Rechstreit zu Ende gegangen: Trump hatte der CBS-Sendung "60 Minutes" vorgeworfen, im vergangenen Jahr ein Interview mit Trumps Rivalin Kamala Harris so geschnitten zu haben, dass dies eine schwache Antwort kaschiert habe. "60 Minutes" bestritt das und veröffentlichte ein Transkript, um die Vorwürfe zu widerlegen.
Trump zog trotzdem vor Gericht - Paramount, der Mutterkonzern von "CBS", stimmte einem 16 Millionen Dollar schweren Vergleich zu. Das Unternehmen brauchte die Zustimmung der US-Regierung für einen schon länger ausgehandelten Eigentümerwechsel.
Politische Tabubrüche, strategische Desinformation und die Instrumentalisierung der Meinungsfreiheit in Washington, Berlin und Brüssel: Wie wehrhaft sind unsere Demokratien wirklich?
07.05.2025 | 54:10 minSeptember 2025: Trump reicht eine Klage über 15 Milliarden Dollar gegen die "New York Times" ein. Er wirft der Zeitung vor, Lügen über ihn, seine Familie und seine Unternehmen sowie über republikanische Bewegung "Make America Great Again" (MAGA) zu verbreiten.
Die "New York Times" durfte viel zu lange ungehindert lügen, diffamieren und mich verleumden, und das hört jetzt auf.
Donald Trump, US-Präsident
Am 18. September wird die Late-Night-Show von Jimmy Kimmel auf unbestimmte Zeit von ABC abgesetzt. Kimmel hatte Trumps MAGA-Bewegung in seiner Sendung vorgeworfen, die Ermordung Kirks politisch zu instrumentalisieren. Wörtlich sagte Kimmel: "Die MAGA-Gang versucht verzweifelt, diesen Jugendlichen, der Charlie Kirk ermordet hat, als etwas anderes darzustellen als einen der ihren - und sie tun alles, um daraus politisches Kapital zu schlagen." Trump wirft US-Sendern erneut Voreingenommenheit vor und stellt ihre Lizenzen infrage.
Der Sender ABC setzt die Show von Jimmy Kimmel nach dessen Äußerungen über das Kirk-Attentat vorerst ab. Trump fordert, dass noch weitere Moderatoren aus dem Programm verschwinden.
19.09.2025 | 1:40 minAnders als bisher unterstützt nun auch die Medienaufsicht FCC Trumps Kurs: Der neue, von Trump nominierte FCC-Chef Brendan Carr erklärt, die Unternehmen müssten mit Blick auf Kimmel handeln - andernfalls gebe es "zusätzliche Arbeit für die FCC". "Wir können das auf die einfache oder die harte Tour machen", sagte er. Bereits im vergangenen Jahr hatte Carr auf X geschrieben, Medienunternehmen seien gesetzlich verpflichtet, im öffentlichen Interesse zu handeln. Andernfalls würden sie gemäß dem Gesetz zur Rechenschaft gezogen.
Im Fall Kimmel gab es vermutlich ebenfalls auch wirtschaftliche Gründe für dessen Absetzung: Der Konzern Nextar, der die Kimmel-Show ausstrahlt, will einen anderen Sender übernehmen - wofür er die Genehmigung der FCC benötigt.
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