Ukraine und Russland: Neuer Gefangenenaustausch

Nach Gesprächen in Istanbul:Moskau und Kiew: Neuer Gefangenenaustausch

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Knapp dreieinhalb Jahre nach der russischen Invasion in die Ukraine haben Kiew und Moskau sich zu einem kurzen Gespräch getroffen. Das Ergebnis: ein weiterer Gefangenenaustausch.

Ukraine und Russland verhandeln in der Türkei für ein Kriegsende. Hierfür stehen sie bereit für die Presse
In Istanbul wollen Russland und die Ukraine heute ihre Verhandlungen fortsetzen. Dabei soll es um den Austausch von Kriegsgefangenen gehen, berichtet Anne Brühl aus Istanbul.23.07.2025 | 1:01 min
Unterhändler aus Moskau und Kiew haben sich vor dem Hintergrund der russischen Invasion in der Ukraine nach wochenlanger Pause zu Verhandlungen in der Türkei getroffen. Das Treffen im Istanbuler Ciragan-Palast war nach Angaben der staatlichen russischen Nachrichtenagentur Tass nach weniger als einer Stunde beendet.
Laut Tass habe man sich auf den Austausch weiterer Gefangener, sowohl Militärs als auch Privatpersonen, geeinigt. Es sollen jeweils 1.200 Gefangene beider Seiten übergeben werden, wie der russische Chefunterhändler Wladimir Medinski nach den Gesprächen vor Journalisten in Istanbul sagte.

Geringe Erwartung an das Gespräch

Die Erwartungen waren schon im Vorfeld gering. Einen Durchbruch für eine Friedenslösung hatten beide Kriegsparteien als unwahrscheinlich bezeichnet. Dafür waren die Positionen zu gegensätzlich. Der Krieg dauert bereits mehr als drei Jahre an.
Russland hatte vorab die Erwartungen gedämpft.

Das wird ein sehr schwieriges Gespräch.

Dmitri Peskow, Kremlsprecher

Die Positionen beider Seiten seien "diametral entgegengesetzt".
Wolodymyr Selenskyj bei einem Ministertreffen in Kiew
In Istanbul wollen Russland und die Ukraine heute ihre Verhandlungen fortsetzen. Präsident Selenskyj hat jedoch die Erwartungen gedämpft, es solle nicht um eine Waffenruhe gehen.23.07.2025 | 0:25 min

Gespräch in Istanbul nach einer Stunde beendet

Die Gespräche fanden unter dem Druck von US-Präsident Donald Trump statt. Trump hatte Moskau mit neuen, harten Sanktionen gedroht, sollte nicht innerhalb von 50 Tagen ein Abkommen zustande kommen.
Die ukrainische Delegation sei bereit, "bedeutende Schritte in Richtung Frieden und eines vollständigen Waffenstillstands" zu gehen, verlautete aus diplomatischen Kreisen in Kiew. Alles hänge jedoch davon ab, ob die russische Seite einen konstruktiven Ansatz verfolge.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj nimmt an der Parlamentssitzung teil.
Selenskyj hat direkte Gespräche mit Russland in Istanbul angekündigt. Dabei soll es unter anderem um einen Gefangenenaustausch gehen. Moskau hat den Termin bislang nicht bestätigt.22.07.2025 | 0:24 min
Ein Treffen zwischen dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj und dem russischen Präsidenten Wladimir Putin sei die entscheidende Voraussetzung für einen Durchbruch. Das Treffen soll der Vorbereitung eines solchen Gipfels dienen. Nur auf Ebene der Staatschefs könne eine Waffenruhe ausgehandelt werden, hatte Selenskyj vorher gesagt. Der Kreml hatte ein solches Treffen nicht ausgeschlossen, fordert allerdings vorab eine Einigung auf einen Friedensplan.
heute journal - der Podcast mit Helene Reiner und Marietta Slomka
Donald Trump hat lange gedroht, die Unterstützung für die Ukraine zu beenden. Diese Woche der U-Turn: Die USA wollen Waffen liefern. Was bedeutet das für die Ukraine und auch Europas Sicherheit?17.07.2025 | 42:37 min

Forderungen beider Seiten liegen weit auseinander

Russland verlangte unter anderem
  • den vollständigen Abzug der ukrainischen Truppen aus vier Regionen, die es für sich beansprucht und
  • eine Begrenzung des ukrainischen Militärs und die Akzeptanz eines neutralen Status des Landes außerhalb der Nato.
Die Ukraine sieht diese Bedingungen als Kapitulation an. Kiew forderte seinerseits
  • die Ausweitung des Gefangenenaustausches und die Rückholung von Kindern,
  • einen sofortigen Waffenstillstand,
  • Reparationen und
  • internationale Sicherheitsgarantien ohne Einschränkungen der eigenen militärischen Stärke.
Oberst Markus Reisner ist vor einer Karte der Ukraine mit dem aktuellen Frontverlauf abgebildet.
Wegen der anhaltenden russischen Angriffe will die Ukraine mit Hilfe Europas und der USA verteidigungsfähig bleiben. Die Analyse mit Oberst Reisner bei ZDFheute live. 17.07.2025 | 31:10 min

Frühere Gespräche führten zum Austausch von Kriegsgefangenen

Auch frühere Gespräche am 16. Mai und 2. Juni hatten nur zum Austausch von Kriegsgefangenen geführt. Zuletzt hatten russische Streitkräfte ihre Luftangriffe verstärkt, insbesondere auf die Hauptstadt Kiew. Zudem meldete Moskau am Mittwoch die Einnahme der Ortschaft Waratschyne in der Region Sumy.
Dort will Putin eine Pufferzone einrichten, nachdem die Ukraine im vergangenen Jahr eine überraschende Offensive auf russisches Gebiet unternommen hatte.
Die Ukraine hatte ihrerseits im vergangenen Monat mit Drohnenangriffen die russische strategische Bomberflotte beschädigt.
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Quelle: Reuters, dpa

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