Nato-Generalsekretär Rutte: "Wir sind Russlands nächstes Ziel"

Rutte zu Besuch in Berlin:Nato-Generalsekretär: "Wir sind Russlands nächstes Ziel"

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Russland ist laut Nato-Generalsekretär Mark Rutte nicht nur für die Ukraine, sondern für alle europäischen Verbündeten gefährlich. "Der Konflikt steht vor unserer Tür", warnte er.

Mark Rutte: Deutschland für kollektive Verteidigung "unerlässlich"

Nato-Generalsekretär Mark Rutte hat auf Einladung der Münchner Sicherheitskonferenz eine Grundsatzrede gehalten. Darin warnte er mit deutlichen Worten vor Gefahr durch Russland.

11.12.2025 | 57:36 min

Nato-Generalsekretär Mark Rutte erwartet, dass es der russische Präsident Wladimir Putin nicht bei dem Krieg gegen die Ukraine belassen will. "Wir sind Russlands nächstes Ziel", sagte der Niederländer am Donnerstag in einer Rede bei einer Veranstaltung der Münchner Sicherheitskonferenz (MSC) in Berlin.

Wir sind bereits in Gefahr.

Mark Rutte, Nato-Generalsekretär

Für die Nato gehe es darum, einen Krieg zu verhindern, der von einem Ausmaß sein könne, "wie es unsere Großeltern und Urgroßeltern erlebt haben", so Rutte. "Dafür müssen wir uns über die Bedrohung völlig im Klaren sein."

Gesamtansicht des Raums während einer Sitzung des Nordatlantikrats in Außenministerkonferenz im NATO-Hauptquartier in Brüssel, Mittwoch, 3. Dezember 2025.

Beim Nato-Außenministertreffen vergangene Woche kündigten mehrere Nato-Staaten den Kauf weiterer US-Waffen für die Ukraine an. Und die EU sucht weitere Geldquellen, um die Ukraine zu unterstützen.

03.12.2025 | 1:41 min

Rutte: "Konflikt steht vor unserer Tür"

Konkret forderte der Nato-Generalsekretär erneut mehr Engagement für höhere Verteidigungsausgaben und die Unterstützung der Ukraine. "Unsere Streitkräfte müssen bekommen, was sie brauchen, um uns zu schützen. Und die Ukraine muss bekommen, was sie braucht, um sich zu verteidigen - jetzt", sagte er.

Russland hat den Krieg nach Europa zurückgebracht. Und wir müssen vorbereitet sein.

Mark Rutte, Nato-Generalsekretär

Zu viele Alliierte spürten nicht die Dringlichkeit und glaubten, die Zeit arbeite für sie. Das sei aber nicht der Fall, sagte Rutte. Russland könne innerhalb von fünf Jahren bereit sein, militärische Gewalt gegen die Nato anzuwenden. "Der Konflikt steht vor unserer Tür."

 Dieses Bild aus einem vom Pressedienst des russischen Verteidigungsministeriums am 2. Dezember 2025 zur Verfügung gestellten Video zeigt eine Luftaufnahme eines beschädigten Gebäudes der Nationalen Technischen Universität in Pokrowsk, einer Stadt in der Region Donetsk.

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46.000 russische Drohnen und Raketen in einem Jahr

Russland sei in diesem Jahr sogar noch dreister, rücksichtsloser und brutaler geworden, so Rutte. In diesem Jahr habe das russische Militär mehr als 46.000 Drohnen und Raketen gegen die Ukraine abgefeuert. Putin habe in den eigenen Reihen hohe Verluste hingenommen - pro Tag seien in diesem Jahr durchschnittlich 1.200 Soldaten getötet oder verletzt worden. Seit Kriegsbeginn seien es 1,1 Millionen gewesen.

Zu den laufenden Bemühungen der USA für ein Kriegsende sagte Rutte, Präsident Donald Trump sei der Einzige, der Putin an den Verhandlungstisch bringen könne. Es gelte nun zu testen, ob Putin wirklich Frieden wolle.

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Rutte warnt vor Besetzung der Ukraine

Zugleich warnte Rutte vor einem Szenario, in dem die Ukraine unter russische Besatzung gerät. Putins Streitkräfte würden dann an einer noch längeren Grenze mit der Nato stehen und das Risiko eines bewaffneten Angriffs wäre noch größer, sagte er.

In diesem Fall müsste es gigantische Veränderungen bei der Abschreckung und Verteidigung geben und noch höhere Verteidigungsausgaben. Deswegen dürfe man nicht vergessen, dass die Sicherheit der Ukraine die eigene Sicherheit sei.

Merz: Stärkung europäischer Nato-Säule hat Priorität

Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) hatte zuvor in einer gemeinsamen Presekonferenz mit Rutte betont, dass die Stärkung der europäischen Säule der Nato für ihn "absolute Priorität" habe. "Das einige, starke Europa brauchen wir wie nie zuvor." Die neue nationale Sicherheitsstrategie der USA bestätige ihn, "dass wir hier auf dem richtigen Weg sind".

Quelle: dpa, Reuters, AFP
Über dieses Thema berichtete phoenix in der Sendung "phoenix vor Ort" am 11.12.2025 ab 13:00 Uhr.

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