Militäranalyse:Krieg in der Ukraine: Chaotische Endphase in Pokrowsk
von Christian Mölling und András Rácz
Heftige Kämpfe in Pokrowsk dauern an, Myrnohrad ist praktisch abgeschnitten und schwere russische Luftangriffe treffen ukrainische Städte - die Woche im Ukraine-Krieg.
Wird die umkämpfte Stadt Pokrowsk wirklich von den Russen kontrolliert? Welche Rolle spielen Drohnen im Krieg? Der ukrainische Armeechef Oleksandr Syrskyj exklusiv im Interview.
04.12.2025 | 18:26 minIm Laufe der Woche haben ukrainische Truppen nach und nach ihre Stellungen im Norden von Pokrowsk verloren, die sie mehrere Wochen lang gehalten hatten.
Den wenigen verfügbaren Videoaufnahmen zufolge ist die Lage im nördlichen Teil der zerstörten Stadt in der Ukraine äußerst chaotisch geworden. Da die ukrainischen Verteidigungslinien zusammenbrachen, drangen mehrere kleinere russische Einheiten in die nördlichen Stadtteile vor, sodass es zu chaotischen Kämpfen zwischen verschiedenen ukrainischen und russischen Einheiten kam, die oft nur durch wenige Mauern voneinander getrennt waren.
... ist Senior Advisor beim European Policy Centre. Er forscht und publiziert seit über 20 Jahren zu den Themenkomplexen Sicherheit und Verteidigung, Rüstung und Technologie, Stabilisierung und Krisenmanagement. Für ZDFheute analysiert er regelmäßig die militärischen Entwicklungen im Ukraine-Konflikt.
... ist Associate Fellow im Programm Sicherheit und Verteidigung der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP) in Berlin. Er forscht und publiziert zu Streitkräften in Osteuropa und Russland und hybrider Kriegsführung.
Das Chaos machte es für beide Seiten fast unmöglich, Artillerieunterstützung zu leisten und selbst die Arbeit der Drohnenpiloten ist unter solchen Umständen äußerst kompliziert, wenn sie versehentlichen Beschuss der eigenen Truppen vermeiden wollen.
Pokrowsk im Donbass ist von russischen Truppen fast vollständig zerstört. Olena Yurchenko floh nach Krywyj Rih, baut dort ein neues Zuhause auf. Zukunftsängste und Heimweh bleiben.
02.12.2025 | 2:37 minMyrnohrad abgeschnitten
Das Schwächeln der ukrainischen Verteidigungslinien bedeutete auch, dass Myrnohrad praktisch abgeschnitten wurde. Auch wenn die Stadt nicht vollständig umzingelt ist, können die russischen Streitkräfte, die in den Norden von Pokrowsk eingedrungen sind, auch die ohnehin schon engen Versorgungslinien nach Myrnohrad gefährden.
Die Verteidiger der zerstörten Stadt richteten einen öffentlichen Appell an den ukrainischen Generalstab, sie entweder zu entlasten oder die Versorgungslinien zu öffnen.
Die verzweifelten Kämpfe dauern also in beiden Städten an. Dies bedeutet auch, dass die wiederholten Behauptungen Russlands, Pokrowsk und Myrnohrad vollständig besetzt zu haben, eindeutig falsch sind. Höchstwahrscheinlich wurden diese Ankündigungen gemacht, um das Treffen zwischen dem US-Sondergesandten Steven Witkoff und Russlands Präsident Wladimir Putin in Moskau zu beeinflussen.
Der US-Sondergesandte Witkoff traf in Moskau Russlands Machthaber Putin zu Verhandlungen. Im Mittelpunkt stand der US-"Friedensplan" zur Beendigung des Krieges in der Ukraine.
02.12.2025 | 2:25 minGroße russische Luftkampagne
Von Freitag bis Samstag startete Russland einen groß angelegten Luftangriff auf ukrainische Städte. Tschernihiw, Saporischschja, Lwiw, die Region Dnipropetrowsk und auch Kiew wurden schwer getroffen.
Ziele waren in erster Linie zivile Energie- und Verkehrsinfrastrukturen. In Kiew wurden der Bahnhof und das Bahnbetriebswerk von Fastiw schwer beschädigt. Das Kernkraftwerk Saporischschja wurde ebenfalls erneut vorübergehend vom Stromnetz getrennt. Auch der Hafen von Odessa wurde getroffen.
Zwei Tage später, am 7. und 8. Dezember, zerstörte ein weiterer russischer Drohnenangriff denselben Bahnhof in Fastiw vollständig. Die Zerstörung ist so umfassend, dass der Gemeinderat ankündigte, den Bahnhof nicht wieder aufzubauen, sondern nach dem Krieg einen neuen zu errichten.
Bei russischen Angriffen mit Gleitbomben auf Slowjansk wurden - laut Gouverneur der Region - mindestens acht Menschen verletzt, darunter zwei Kinder.
04.12.2025 | 0:34 minUkraine trifft wichtige Ziele in Russland
Die Ukraine setzte auch ihre Angriffe auf die Energie- und Militärinfrastruktur tief in Russland fort. Ukrainische Drohnen trafen erneut die Ölraffinerie in Rjasan sowie den Seehafen von Temrjuk in der Region Krasnodar.
Ein Drohnenangriff der ukrainischen HUR zerstörte ein geparktes MiG-29-Kampfflugzeug auf dem Militärflughafen Kacha auf der besetzten Krim. HUR-Drohnen trafen auch zwei Radarstationen auf der Halbinsel.
Russland verlor außerdem eine Besatzung einer Suchoi Su-34, als sich deren Schleudersitze versehentlich aktivierten, während sich das Flugzeug in einem Schutzraum befand. Sowohl der Pilot als auch der Navigator kamen ums Leben, und das Flugzeug wurde zerstört.
Die russischen Angriffe auf das Energienetz der Ukraine nehmen weiter zu. In Kiew haben Bewohner teils nur wenige Stunden am Tag Strom und Wasser.
08.12.2025 | 1:29 minRussische Schattenflotte verzeichnet weitere Verluste
Der Tanker Kairos der Schattenflotte, der in der Vorwoche durch ukrainische Marine-Drohnenangriffe in der Nähe der türkischen Küste beschädigt worden war, lief vor der Küste Bulgariens auf Grund, was darauf hindeutet, dass die Schäden am Steuersystem schwerwiegender waren als ursprünglich angenommen.
Ein türkischer Tanker namens Mersin, der zur in Istanbul ansässigen Reederei Besiktas Shipping gehört, erlitt vor der Küste Somalias durch Unterwasser-Explosionen schwere Schäden. Das Unternehmen gab bekannt, dass es alle Aktivitäten in Russland sofort eingestellt habe, da es davon ausgehe, dass die Ukraine hinter dem Angriff auf das Schiff stecke.
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