Bundesaußenminister auf China-Reise:Wadephul ruft China zu mehr Druck auf Russland auf
In Peking fordert Außenminister Wadephul von China, mehr Druck auf Russland auszuüben und sich für Frieden in Europa einzusetzen. Auch faire Marktchancen stehen auf seiner Agenda.
Man wolle in China "faire Handelsbedingungen" durchsetzen - aber sein Besuch in Peking hätte auch außenpolitische Hintergründe, erklärt Bundesaußenminister Johann Wadephul (CDU).
08.12.2025 | 6:52 minBundesaußenminister Johann Wadephul will China stärker in die Pflicht nehmen, um auf ein Ende des russischen Angriffskriegs in der Ukraine hinzuwirken. Der CDU-Politiker sagte im ZDF Morgenmagazin:
Wir erwarten von China ein deutlicheres Eintreten gegenüber Russland.
Johann Wadephul (CDU), Bundesaußenminister
Nach einem gescheiterten ersten Anlauf im Oktober reist der Bundesaußenminister nun doch nach China. Im Zeichen der enormen wirtschaftlichen Bedeutung, die China für Deutschland hat.
08.12.2025 | 2:36 minChina: Wadephul setzt auf diplomatische Bemühungen
Wadephul betonte, dass kein anderes Land so viel Hebelwirkung auf Moskau habe wie China. Dabei gehe es um mehr als diplomatische Appelle: "Es berührt unsere Kerninteressen, dass in Europa so ein Krieg durch Russland geführt wird." Deutschland lege ebenso Wert auf die Berücksichtigung eigener Sicherheitsinteressen, "wie China das seinerseits tut".
Wadephul setzt dabei nicht auf Konfrontation, sondern auf Austausch:
Ich komme doch hier nicht nach Peking und haue mit der Faust auf den Tisch und dann ändert sich alles.
Johann Wadephul (CDU), Bundesaußenminister
Faire Handelsbedingungen im Fokus der Gespräche
Diplomatie bestehe darin, Vertrauen aufzubauen und miteinander zu reden - "übrigens auf Augenhöhe". Sein Besuchsprogramm in Peking sei umfangreich, umfasse Treffen mit Vertretern aus Wirtschaft und Politik, darunter auch mit dem chinesischen Außenminister. Wadephul zeigte sich überzeugt, dass die deutsche Stimme in Peking Gewicht hat:
Es wird schon von China gesehen, dass Deutschland ein entscheidendes Land aus Europa ist.
Johann Wadephul (CDU), Bundesaußenminister
China-Experte Frank Sieren sieht es kritisch, "nur Forderungen" von Außenminister Wadephul zu hören. Denn es fehle an einem Gegenangebot: "Was kann Deutschland für China tun?"
08.12.2025 | 5:44 minAuch wirtschaftspolitisch verfolgt der Minister ambitionierte Ziele: Europa brauche verlässliche Zugänge zu wichtigen Rohstoffen und Märkten. "Wir bestehen darauf, dass es faire Handelsbedingungen gibt für deutsche, für europäische Unternehmen", erklärte er. Peking müsse verstehen, dass es nicht nur um die Beziehung zu Deutschland gehe, sondern um den Zugang zum gesamten europäischen Markt.
In Bereichen wie Seltene Erden oder Mikrochips habe es zuletzt Unsicherheiten gegeben, die beseitigt werden müssten. Der Minister unterstrich, dass er in China nicht nur nationale, sondern europäische Interessen vertrete.
China verfügt über ein Quasi-Monopol bei Seltenen Erden: Es baut 70 Prozent dieser Metalle ab und verarbeitet 90 Prozent. Deutschland deckt zwei Drittel seines Bedarfs aus China.
07.12.2025 | 3:02 minVerhandlungen statt Protektionismus
In der Handelspolitik trat Wadephul im Interview für Freihandel und Dialog ein, warnte aber vor ungleichen Marktbedingungen.
Wir in Deutschland sind nicht unbedingt Freunde einer Zollpolitik, einer Erhöhung von Schranken, sondern wir sind für Freihandel, wir sind für Barrierefreiheit.
Johann Wadephul (CDU), Bundesaußenminister
Gleichwohl verlangte er von Peking mehr Fairness - etwa bei subventionierten Elektrofahrzeugen, die Europas Märkte unter Druck setzten. "Da hat der französische Präsident einen echten Punkt angesprochen, der muss gelöst werden." Trotz möglicher Differenzen setzt der Außenminister auf Verhandlungen statt Strafmaßnahmen:
Protektionismus schadet am Ende beiden Seiten.
Johann Wadephul (CDU), Bundesaußenminister
ZDF-Korrespondentin Miriam Steimer sagt, dass sich der Westen beim Abbau Seltener Erden abhängig von China gemacht habe und diese Abhängigkeit werde China politisch ausspielen.
07.12.2025 | 2:20 minAußenminister weist US-Kritik an europäischen Demokratien zurück
Zum Verhältnis mit den USA nach Veröffentlichung der neuen amerikanischen Sicherheitsstrategie betonte Wadephul: "Für Deutschland, für Europa, für alle Nato-Partner aus Europa, übrigens auch für Kanada, bleiben die Vereinigten Staaten von Amerika unser wichtigster Alliierter". Ohne den nuklearen Schutzschirm der USA wäre Europa "schutzlos".
Die Kritik Washingtons an europäischen Demokratien wies er entschieden zurück: "Wie wir unsere Meinungsäußerungsfreiheit in unseren Ländern in Europa organisieren, wie wir Parlamentarismus und Demokratie organisieren, das legen unsere Verfassungen fest." Gleichzeitig betonte er, dass solche Differenzen Teil einer partnerschaftlichen Beziehung seien: "Darüber werden wir sicherlich auch mit unseren Freunden in den Vereinigten Staaten kritisch diskutieren. Das gehört zu einem freundschaftlichen Verhältnis dazu."
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