Russlands Vorteil durch Drohnen-Modernisierung und Taktik

Selbstmorddrohnen aus dem Iran:Russlands Vorteil durch Drohnen-Modernisierung

von Christian Mölling, András Rácz
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Russland kämpft mit ursprünglich aus dem Iran stammenden Selbstmorddrohnen gegen die Ukraine. Die ständige Weiterentwicklung macht sie zu einer hartnäckigen Bedrohung.

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Die Ukraine hat eine Reihe komplexer Gegenmaßnahmen gegen russische Drohnen entwickelt, doch sie bleiben eine Bedrohung für das Land.
Quelle: AFP PHOTO / State Emergency Service of Ukraine/ Pavlo Petrov/HO

Seit ihrem ersten Einsatz in der Ukraine hat Russland kontinuierlich an der Aufrüstung und Modernisierung seiner aus dem Iran stammenden Selbstmorddrohnen gearbeitet. Noch im Jahr 2022 begann Russland mit dem Import von Schahed-131 und -136 Drohnentypen aus dem Iran.
Zunächst setzte Russland sie in ihrer ursprünglichen Form ein, nur ihre Namen wurden geändert - in "Geran-1" und "Geran-2", um die iranische Darstellung der Nichtbeteiligung zu unterstützen. Dies war jedoch nur ein Informationsmanöver, denn die iranische Herkunft dieser Drohnen war eindeutig.
Bei diesen Drohnen handelte es sich um relativ einfache Systeme, die langsam, unbeholfen und schlecht manövrierfähig waren, aber dennoch eine Gefahr für die zivile und militärische Infrastruktur der Ukraine darstellten.
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Eigene Produktion und Modernisierung seit 2023

Im Juli 2023 begann Russland die Drohnenproduktion in einer eigenen "Geran"-Fabrik in Jelabuga, Tatarstan. Die Fabrik dient seitdem dazu, diese Drohnen in großen Stückzahlen zu produzieren und auch kontinuierlich an ihrer Modernisierung zu arbeiten.
Russland begann mit der Verwendung von Kohlefaserverbundwerkstoffen für die Herstellung der Drohnenkörper, sodass sie von Radargeräten weniger gut erfasst werden konnten.



Außerdem wurde eine schwarze Lackierung eingeführt, um die visuelle Erkennung bei Nacht zu erschweren. Das ursprünglich aus dem Iran stammende Triebwerk wurde durch ein moderneres, sparsameres russisches Triebwerk ersetzt.
Diese neueren Drohnen sind außerdem mit fortschrittlichen Navigationssystemen ausgestattet, sodass sie nun auch komplexe Manöver fliegen können, was es der ukrainischen Luftabwehr erschwert, sie abzuschießen.
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Drohne als Baukastensatz seit 2025

Seit dem Frühjahr 2025 ist die "Geran"-Drohnenfamilie praktisch zu einem modularen System geworden. Es gibt mindestens ein Dutzend Varianten, die von mit Kameras ausgestatteten Drohnen, die während des Fluges Aufklärungsdaten sammeln können, bis hin zu Täuschkörpern reichen, die keine Nutzlast tragen und deren einziger Zweck darin besteht, die ukrainische Luftabwehr zu überlasten.
Es wurden auch mehrere Nutzlastvarianten identifiziert, die von einfachen Sprengköpfen bis hin zu speziell entwickelten Splitterladungen reichen, die die elektrische Infrastruktur beschädigen sollen.
Alles in allem ähneln die "Geran"-Drohnen ihren iranischen Ursprüngen nur noch in ihrer Form. Alles andere wurde erheblich modernisiert.
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Gegenmaßnahmen der Ukraine

Die Ukraine hat eine Reihe komplexer Gegenmaßnahmen gegen diese Waffen entwickelt. Die effizientesten Systeme sind die selbstfahrenden Gepard-Flugabwehrkanonen aus deutscher Produktion.
Außerdem gibt es Hunderte auf Lastwagen montierte Flugabwehr-Maschinengewehre, die entlang der Flugrouten der "Geran"-Drohnen gruppiert werden könnten. Darüber hinaus wurden viele von ihnen von MANPADS (tragbaren Boden-Luft-Raketensystemen) und leichten Luftabwehrraketen abgeschossen. Die Ukraine setzt auch Kampfhubschrauber, einige bewaffnete zivile Flugzeuge und Kampfjets gegen die Drohnen ein.
Zugleich ist es ein gefährliches Unterfangen, so langsame Ziele mit Kampfjets anzugreifen. Die Ukraine hat bereits drei Kampfflugzeuge bei der Bekämpfung von Drohnen der "Geran"-Familie verloren.
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Neueste Varianten der Geran fliegen schneller und höher

Ab März/April 2025 begann Russland mit dem Einsatz von noch moderneren "Geran"-Drohnen. Sie sind schneller geworden und können jetzt mit etwa 200 Kilometer pro Stunde fliegen, was es für die Flugabwehr schwieriger macht, sie abzuschießen.
Die neueren Varianten haben auch eine größere Flughöhe von vier bis fünf Kilometern. Dadurch sind sie praktisch unverwundbar gegen Handfeuerwaffen. Nur Luftabwehr-Autokanonen - einschließlich der Gepards - können sie erreichen.
Außerdem sind modernisierte "Geran"-Drohnen bereits in der Lage, im Sturzflug auf ihre Ziele zu fliegen und ihre Aufprallgeschwindigkeit auf rund 400 Kilometer pro Stunde zu erhöhen.
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Neue Einsatztaktik erhöht die Gefahr

Vor allem aber hat Russland auch die Taktik für den Einsatz der "Geran"-Drohnen geändert. Zuvor wurden sie entlang verschiedener Vektoren gegen die Ukraine geschickt, um die ukrainische Luftabwehr zu spalten.
Bei der neuen Taktik handelt es sich jedoch um konzentrierte Angriffe, bei denen sich manchmal Dutzende von "Geran"-Drohnen zusammenschließen und dasselbe Ziel gemeinsam angreifen, wodurch die Luftabwehr überlastet wird.
Diese Taktik wird vor allem gegen ukrainische Städte eingesetzt, die nahe an der Frontlinie liegen und in denen Kiew aufgrund der Gefahr, die von der russischen Flugabwehr mit großer Reichweite ausgeht, keine Kampfjets einsetzen kann.
Alles in allem ist die Bedrohung durch die "Geran"-Drohnen hartnäckig und entwickelt sich ständig weiter, trotz der vielschichtigen und innovativen Gegenmaßnahmen der Ukraine.
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