Ukraine-Krieg: Russland spart Raketen, Kämpfe im Donbass

Militärischer Wochenrückblick:Russland spart Raketen, Kämpfe im Donbass

von Christian Mölling, András Rácz
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Moskau fliegt weniger Luftangriffe, um Waffen zu horten. Während Kiew Wladimir Putins Ultimatum - Gebietsabtretung ohne Gegenleistung - ablehnt, ist der Donbass weiter umkämpft.

Ein Zusammenschnitt der Gesichter von Donald Trump und Wladimir Putin. In der Mitte ist eine dünne Linie.
Kommenden Freitag wollen sich US-Präsident Trump und der russische Präsident Putin in Alaska treffen, um über ein mögliches Ende oder eine Waffenruhe im Ukrainekrieg zu beraten.09.08.2025 | 1:12 min
Während der Verhandlungen von Steve Witkoff in Moskau hat Russland seine eigenen Bedingungen für eine Verhandlungslösung des Konflikts vorgelegt. Es handelt sich jedoch nicht um einen kompromissorientierten Waffenstillstandsvorschlag, sondern vielmehr um ein Ultimatum. Darin werden

  • die Anerkennung aller besetzten Gebiete als Teil Russlands sowie
  • die Abtretung der noch von der Ukraine gehaltenen Teile des Donbass gefordert.
Das bedeutet in der Praxis, dass Kiew den gesamten "Festungsgürtel" aufgeben müsste, wodurch das Land praktisch wehrlos wäre, sollte Russland sich zu einem erneuten Angriff entschließen.
Russland, Moskau: Auf diesem von der staatlichen russischen Nachrichtenagentur Sputnik via AP veröffentlichten Foto reichen sich der russischePräsident Wladimir Putin (l) und der Sondergesandte von US-Präsident Trump, Steve Witkoff (r) während ihres Treffens in Moskau die Hände.
US-Sondergesandte Witkoff ist kurz vor Ablauf des Ultimatums nach Moskau gereist. Trump sprach von einem "äußerst produktiven" Treffen, konkrete Ergebnisse fehlen bislang.06.08.2025 | 2:28 min

Moskau hat nur Forderungen

Noch schlimmer ist, dass Russland im Gegenzug für die Gebiete keine sofortigen Zugeständnisse gemacht hat. Stattdessen sollen die Gebiete als erster Schritt ohne Gegenleistung übergeben werden, und erst danach sollen Verhandlungen beginnen. Auch Sicherheitsgarantien hat Russland nicht angeboten.
Es überrascht daher nicht, dass die Ukraine das Ultimatum rundweg abgelehnt hat.

Die Positionen von Russland und der Ukraine liegen weiterhin sehr weit auseinander:

Russland besteht darauf, dass in den Gesprächen die "Grundursachen" des Konflikts angesprochen werden, einschließlich einer "Entnazifizierung" und Entmilitarisierung der Ukraine - zwei vage Begriffe, die Moskau zur Rechtfertigung der Invasion verwendet. Moskau verlangt auch die Abtretung ukrainischer Gebiete, die derzeit von der russischen Armee besetzt sind. Russlands Außenminister Sergej Lawrow hatte die Anerkennung der Annexion der Krim und der ebenfalls von Moskau annektierten - aber nur teilweise kontrollierten - Regionen Donezk, Luhansk, Cherson und Saporischschja Ende April als "unabdingbar" bezeichnet.

Die Ukraine betrachtet die Annexionen als illegalen Landraub. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte in der Vergangenheit aber eingeräumt, dass die Ukraine die Gebiete womöglich nur auf diplomatischem Wege zurückerhalten könnte. Die Forderung des Westens und der Ukraine, einer 30-tägigen bedingungslosen Waffenruhe zuzustimmen, lehnt Russland bislang ab. 

(Quelle: AFP - Stand: 16. Mai 2025)

Russland reduziert Luftangriffe
Trotz der Verhandlungen von Steven Witkoff in Moskau hat Russland auch seine Luftangriffe gegen die Ukraine nicht eingestellt, allerdings hat ihre Intensität erheblich abgenommen.
Im Gegensatz zu den Hunderten von Geran-Drohnen, die in den Sommermonaten regelmäßig alle zwei bis drei Tage gestartet wurden, wurden diese Woche nur noch wenige Dutzend Geran-Drohnen pro Tag abgefeuert.
Ähnlich verhält es sich mit ballistischen Raketen: Während der gesamten Woche wurden nur eine Handvoll davon abgefeuert und keine einzige Hyperschallrakete.
Militärexperte Nico Lange ist vor Shahed-Drohnen abgebildet.
Russland greift die Ukraine weiter massiv an und erhöht stetig seine Drohnenproduktion. Welche Strategie Putin verfolgt, analysiert Militärexperte Nico Lange bei ZDFheute live. 31.07.2025 | 38:20 min
Russland dürfte die Arsenale auffüllen
Da die Produktion dieser Waffen nicht eingestellt wurde, ist es sehr wahrscheinlich, dass Russland sowohl Drohnen als auch ballistische Raketen hortet, um sich auf einen oder mehrere große, konzentrierte Angriffe vorzubereiten.
Der wahrscheinlichste Zeitpunkt dafür hängt mit dem Waffenstillstandsangebot Russlands zusammen: Sobald Moskau der Meinung ist, dass seine Forderungen eindeutig abgelehnt werden, hat es keinen Grund mehr sich zurückzuhalten.
25.03.2025, Ukraine, Pokrowsk: Dieses vom Pressedienst der 93. Selbständigen mechanisierten Brigade zur Verfügung gestellten Foto zeigt die Zerstörung in Pokrowsk in der Region Donezk. (zu dpa: «Russland nimmt Hunderte Quadratkilometer in Ostukraine ein
Wenn es nach Donald Trump geht, soll die Ukraine im Austausch für Frieden große Gebiete an Russland abtreten. Es geht dabei vor allem um die umkämpften und besetzten Regionen.09.08.2025 | 1:27 min
Ukraine greift Ölinfrastruktur an
Die Ukraine setzte die intensiven Drohnenangriffe fort, die sie letzte Woche gegen russische Ölinfrastrukturen gestartet hatte. In dieser Woche wurden mindestens drei Raffinerien und drei Öllager getroffen.
Darüber hinaus griffen Langstrecken-Drohnen ein Lager für neu produzierte Geran-Angriffsdrohnen in der russischen Region Tatarstan an.
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Erklärvideo zu den Modellen, Aufgaben und Schwächen.07.12.2023 | 2:01 min

So entwickeln sich die Fronten

Im Laufe der Woche rückten russische Truppen nördlich von Pokrowsk weiter vor und bewegten sich auch bei Nykanoriwska und Nowe Schachowe nach Norden.
In Richtung Torezk rückten die Russen westlich von Shcherbynivka vor und drängten die ukrainischen Streitkräfte aus dem dortigen Vorstoß heraus.
Weiter nördlich konnten die ukrainischen Streitkräfte die noch unter ihrer Kontrolle stehenden Teile von Chassiw Jar fest halten.



Auch in Richtung Kupjansk und Siversk kam es zu schweren Kämpfen. Während die Ukrainer in Kupjansk ihre Linien halten und weitere russische Vorstöße verhindern konnten, gelang es den Russen bei Siversk, die Gebiete zwischen Hryhoriwka und Werchni Kamianske einzunehmen.

Weiter schwere Kämpfe im Donbass

Die russische Armee rückte auch im südlichen Teil des Donbass vor. Sie eroberte weitere Gebiete östlich von Tolstoi und rückte weiter nach Westen vor. Die Ukrainer sind offenbar noch nicht in der Lage, ihre Positionen in diesem Abschnitt der Front zu festigen.
Auch in der Region Saporischschja bei Kamianske kam es zu schweren Kämpfen, jedoch ohne nennenswerte territoriale Veränderungen.
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