Vor dem Trump-Selenskyj-Treffen:Was die russischen Großangriffe auf Kiew zeigen
von Christian Mölling, András Rácz
Am Sonntag trift Präsident Selenskyj in Florida Trump. Kurz davor greift Russland Kiew massiv an. Die Luftangriffe zeigen offenbar Putins Unwillen zu einer Kompromisslösung.
Der ukrainische Präsident Selenskyi reist in die USA, um mit Präsident Trump über ein Ende des Krieges zu sprechen. Derweil setzt Russland seine massiven Angriffe fort.
27.12.2025 | 1:56 minEinen Tag vor dem geplanten Treffen zwischen US-Präsident Donald Trump und dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj hat Russland massive Luftangriffe auf Kiew geflogen. Es war bereits der zweite große Angriff auf die ukrainische Hauptstadt in der vergangenen Woche: Der erste traf Kiew kurz vor Weihnachten, in der Nacht vom 22. auf den 23. Dezember.
Luftangriff auf Kiew dauerte mehr als zehn Stunden
Der aktuelle Luftangriff umfasste Angriffsdrohnen, ballistische und Hyperschallraketen sowie Marschflugkörper. Insgesamt wurden 519 Drohnen (Angriffs-, Täuschungs- und Aufklärungsdrohnen zusammen), 10 Kinzhal-Hyperschallraketen und 30 Marschflugkörper in mehreren Wellen auf die Hauptstadt abgefeuert. Der Luftangriff dauerte mehr als zehn Stunden. Die letzten Geran-2-Drohnen trafen am frühen Morgen ein.
Nach offiziellen Angaben der Ukraine gelang es der Luftabwehr, 489 Drohnen, sechs der zehn Kinzhal-Raketen und 19 der Marschflugkörper zu neutralisieren. Der Rest richtete jedoch erheblichen Schaden an.
... ist Senior Advisor beim European Policy Centre. Er forscht und publiziert seit über 20 Jahren zu den Themenkomplexen Sicherheit und Verteidigung, Rüstung und Technologie, Stabilisierung und Krisenmanagement. Für ZDFheute analysiert er regelmäßig die militärischen Entwicklungen im Ukraine-Konflikt.
... ist Associate Fellow im Programm Sicherheit und Verteidigung der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP) in Berlin. Er forscht und publiziert zu Streitkräften in Osteuropa und Russland und hybrider Kriegsführung.
Willkürliche Zerstörung von Wohngebäuden
Mindestens zehn mehrstöckige Wohngebäude wurden von Drohnen getroffen - nach den bereits verfügbaren Bildern zu urteilen, waren die Treffer ziemlich willkürlich. Auch ein Altenheim wurde getroffen. Dazu kamen Angriffe auf mindestens drei große Stromerzeugungsanlagen im östlichen Teil der Hauptstadt.
Es gibt keine Informationen über militärische Ziele, die getroffen wurden - abgesehen von der Infrastruktur der Stromversorgung. Die Drohnenangriffe auf Wohngebäude deuten in eine Richtung: Dieser Angriff richtete sich insbesondere gegen die Zivilbevölkerung von Kiew - wie schon vor Weihnachten.
Auch an den Weihnachtstagen gab es russische Angriffe auf die Ukraine. Im Fokus: Die Energie-Infrastruktur. Einschätzungen dazu von ZDF-Reporter Timm Kröger aus Odessa.
27.12.2025 | 1:46 minHunderttausende Menschen sind ohne Strom. In der Hälfte der Hauptstadt fielen auch die Heizung und das fließende Wasser aus, da die Pumpen nicht mehr funktionierten. In Kiew ist es mit einer Höchsttemperatur von einem Grad Celsius bereits ziemlich kalt. In den kommenden Tagen wird eine Kältewelle mit Schneefall erwartet. Daher sind die Treffer auf die Heizungsanlagen ein schwerer Schlag für die Zivilbevölkerung.
Die relativ geringe Zahl an Toten und Verletzten ist darauf zurückzuführen, dass die ukrainische Luftabwehr einen größeren Angriff vorhersagen und somit die Bevölkerung entsprechend alarmieren konnte.
Der ukrainische Präsident Selenskyj hat Sicherheitsgarantien der USA als Schlüssel zum Frieden in der Ukraine bezeichnet. Am Sonntag ist ein Treffen mit Präsident Trump geplant.
27.12.2025 | 0:29 minRussland setzt mit Angriffen Zeichen in Richtung USA
Der Zeitpunkt dieser Angriffe - insbesondere vor dem geplanten Treffen zwischen Trump und Selenskyj - deutet darauf hin, dass Russland nicht zu einer Kompromisslösung bereit ist, sondern weiterhin maximale Forderungen stellt.
Die beiden großen Angriffe auf die Hauptstadt sollen wahrscheinlich Selenskyjs Widerstand schwächen. Zudem sollen sie wohl seine Bereitschaft erhöhen, im Austausch für einen möglichen Waffenstillstand im Luftkrieg - oder zumindest für ein solches Versprechen - erhebliche Zugeständnisse zu machen.
Russland hofft zudem möglicherweise, dass der ukrainische Präsident für die Forderungen Moskaus empfänglicher sein könnte, wenn Trump Selenskyj verspricht, dass die USA einen Waffenstillstand mit Russland ermöglichen könnten.
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