Ringen um Friedenslösung für die Ukraine:Selenskyj kündigt Treffen mit Trump "in naher Zukunft" an
Selenskyj gibt sich mit Blick auf eine Friedenslösung im Ukraine-Krieg zuversichtlich. Bis Neujahr könne viel entschieden werden. Er kündigte ein baldiges Treffen mit Trump an.
Der ukrainische Präsident Selenskyj zeigt sich mit Blick auf die Friedensbemühungen zuversichtlich. Er kündigte ein Treffen mit Trump an.
26.12.2025 | 0:24 minVor dem Hintergrund der Bemühungen um ein Ende des Ukraine-Kriegs hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj ein baldiges Treffen mit US-Präsident Donald Trump angekündigt. "Wir haben uns auf ein Treffen auf höchster Ebene geeinigt - mit Präsident Trump in naher Zukunft", erklärte Selenskyj in Online-Netzwerken und fügte an:
Bis zum Jahreswechsel kann noch viel entschieden werden.
Wolodymyr Selenskyj, ukrainischer Präsident
Sein Chefunterhändler Rustem Umjerow habe ihn über die jüngsten Kontakte mit den Amerikanern unterrichtet. "Wir verlieren keinen einzigen Tag", schrieb Selenskyj. Einen genauen Termin nannte er nicht. Die Kiewer Zeitung "Kyiv Post" berichtete unter Berufung auf diplomatische Quellen, dass das Treffen am 28. Dezember in Trumps Residenz Mar-a-Lago in Florida stattfinden könnte.
Selenskyj hatte "sehr gutes" Telefongespräch mit Witkoff und Kushner
Am Donnerstag hatte Selenskyj in Onlinediensten erklärt, er habe ein "sehr gutes" Telefongespräch mit dem US-Sondergesandten Steve Witkoff und dem US-Präsidentenberater Jared Kushner geführt. Es seien "einige wichtige Details der laufenden Arbeit besprochen" worden.
Die Ukraine und die USA haben sich nach Angaben von Präsident Selenskyj in mehreren Punkten des Friedensplans geeinigt. Es gebe aber weiterhin ungeklärte Fragen.
24.12.2025 | 0:18 minEs gebe "gute Ideen, die zu einem gemeinsamen Ergebnis und zu dauerhaftem Frieden beitragen können". Selenskyj bedankte sich zudem bei Witkoff und Kushner für ihren "konstruktiven Ansatz, die intensive Arbeit und die freundlichen Worte".
Überarbeiteter US-Plan: Bisher keine Reaktion aus Moskau
Am Mittwoch hatte Selenskyj erklärt, die Ukraine habe in dem jüngsten Entwurf eines zwischen Washington und Kiew vereinbarten Plans zur Beendigung des Krieges einige Zugeständnisse erreichen können. Der Entwurf werde derzeit von Moskau geprüft. Der von Selenskyj erstmals vorgestellte 20-Punkte-Plan sieht ein Einfrieren der aktuellen Frontlinie vor, ebnet zugleich aber auch den Weg für den Abzug ukrainischer Truppen und entmilitarisierte Zonen.
Die ukrainische Armee steht unter Druck. Selenskyj stellte den 20-Punkte-Plan vor, der mit den USA erarbeitet wurde. ZDF-Korrespondent Timm Kröger analysiert.
24.12.2025 | 1:23 minDer Kreml äußerte sich bislang nicht im Detail zu dem überarbeiteten Entwurf. Kreml-Sprecher Dmitri Peskow sagte am Mittwoch vor Journalisten, Moskau sei dabei, "seine Position zu formulieren". Russische Regierungsvertreter haben jedoch wiederholt die Bemühungen Europas und der Ukraine kritisiert, den ursprünglichen 28-Punkte-Plan zu ändern.
1. Bestätigung der Souveränität der Ukraine.
2. Vereinbarung zwischen Russland und der Ukraine über einen Nichtangriff samt einem Überwachungsmechanismus.
3. Verlässliche Sicherheitsgarantien für die Ukraine.
4. Ukraine soll in Friedenszeiten eine Armee mit einer Stärke von 800.000 Soldaten haben.
5. Die USA, Nato und europäische Staaten sollen der Ukraine Sicherheitsgarantien nach dem Vorbild von Artikel 5 des Militärbündnisses geben. Bei einem neuen russischen Angriff sollen demnach alle globalen Sanktionen gegen Moskau wieder in Kraft treten. Bei einem Angriff der Ukraine auf Russland sollen alle Sicherheitsgarantien wegfallen. Wenn Russland die Ukraine angreift, sollen die Sicherheitsgarantien ziehen.
6. Juristisch verbindliche Verpflichtung Russlands zu einem Nichtangriff auf die Ukraine und Europa. Moskau soll dies durch Gesetze und Ratifizierung der Staatsduma absichern.
7. EU-Beitritt der Ukraine und bis dahin vorrangiger Zugang zum europäischen Binnenmarkt.
8. Vereinbarung über ein Investitions- und Entwicklungspaket für die Ukraine, darunter auch die Zusammenarbeit mit US-Firmen beim Wiederaufbau, bei der Modernisierung der Gasinfrastruktur und beim Abbau von Rohstoffen.
9. Schaffung von Fonds für den wirtschaftlichen Wiederaufbau mit dem Ziel, 800 Milliarden Dollar (678 Milliarden Euro) an Investitionen anzulocken.
10. Ukraine beschleunigt den Prozess für ein Freihandelsabkommen mit den USA.
11. Ukraine bestätigt ihren neutralen Status als Staat ohne Atomwaffen.
12. Das Atomkraftwerk Saporischschja soll gemeinsam genutzt werden. Nach US-Vorstellungen sollen Russland und die Ukraine das AKW zu gleichen Teilen nutzen. Die Ukraine will dagegen ein Joint Venture mit den USA zum Betrieb des Kraftwerks - ohne russische Beteiligung.
13. Ukraine und Russland sollen Bildungsprogramme auflegen, in denen gegenseitiges Verständnis und Toleranz Themen sind. Die Ukraine soll sich auch zu EU-Normen der religiösen Toleranz und zum Schutz der Sprachen von Minderheiten bekennen.
14. Territoriale Aufteilung. Russland zieht seine Truppen aus den Gebieten Dnepropetrowsk, Mykolajiw, Sumy und Charkiw ab. Variante A sieht ein Einfrieren der Frontlinie in den Gebieten Donezk, Luhansk, Saporischschja und Cherson vor; Variante B eine per Referendum bestätigte Freihandelszone im Donbass.
15. Nach einer Bestätigung der Territorialvereinbarung verpflichten sich Russland und die Ukraine, keine gewaltsamen Veränderungen vorzunehmen.
16. Russland verpflichtet sich, die Ukraine nicht bei der Nutzung des Flusses Dnepr und des Schwarzen Meeres zu hindern.
17. Schaffung eines Komitees für humanitäre Fragen, das sich etwa um den Austausch aller Kriegsgefangenen und um die Rückkehr aller inhaftierten Zivilisten, darunter Kinder und politische Gefangene, kümmern soll.
18. Die Ukraine soll möglichst schnell nach Unterzeichnung der Vereinbarung Wahlen abhalten, zuerst für das Präsidentenamt, dann auch für das Parlament und auf kommunaler Ebene.
19. Die Friedensvereinbarung ist juristisch bindend und soll durch einen Friedensrat unter Führung von US-Präsident Donald Trump kontrolliert werden. In dem Rat soll es auch Vertreter der Ukraine, der EU, Nato, USA und Russlands geben.
20. Nach Zustimmung aller Seiten soll ein vollständiger Waffenstillstand in Kraft treten.
Quelle: dpa
EVP-Chef: "Putin führt uns an der Nase herum"
Der Chef der konservativen EVP-Fraktion im Europaparlament, Manfred Weber, zeigte sich derweil skeptisch über die Aussichten eines schnellen Waffenstillstands. "Putin führt uns an der Nase herum. Bis heute sitzt er im Kreml und freut sich, wie der Westen sich streitet und spaltet", sagte der CSU-Politiker den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. Der russische Präsident Wladimir Putin habe Zehntausende junge Soldaten in den Tod geschickt.
Ich kann nicht erkennen, dass Putin den Weg des Friedens geht.
Manfred Weber, EVP
Frieden werde es nur geben, wenn die Europäer Stärke zeigen und mit einer Stimme sprechen. Putin müsse erkennen, dass er seine Kriegsziele nicht erreiche.
Ukrainische Soldaten der 25. Brigade setzen rund 50 Kilometer vor Pokrowsk Drohnen zur Abwehr russischer Angriffe ein. An der Front dauerten die Kämpfe auch kurz vor Weihnachten an.
23.12.2025 | 2:39 minWeber: Auch deutsche Soldaten sollen Frieden in Ukraine absichern
Für die Absicherung einer Friedenslösung in der Ukraine plädiert Weber daher auch für eine Beteiligung deutscher Soldaten. "Ich wünsche mir Soldaten mit der europäischen Flagge auf der Uniform, die gemeinsam mit unseren ukrainischen Freunden den Frieden sichern", sagte der CSU-Politiker.
Wir können nicht ernsthaft erwarten, dass Trump eine Friedenslösung allein mit amerikanischen GIs absichert. Und wenn wir über europäische Truppen reden, kann Deutschland nicht außen vor bleiben.
Manfred Weber, EVP
Europa müsse Verantwortung für die Sicherheit der Ukraine übernehmen, betonte Weber. "Nach einem Waffenstillstands- oder Friedensabkommen muss an der Sicherheitslinie die europäische Flagge wehen."
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