Trumps Ultimatum an Russland:Was von Witkoffs Besuch bei Putin bleibt
Zwei Tage vor Ablauf eines Ultimatums an Russland reist der Trump-Vertraute Steve Witkoff wieder nach Moskau. Die Russen sprechen vom Sieg des Dialogs. Ist Trump eingeknickt?
US-Sondergesandte Witkoff ist kurz vor Ablauf des Ultimatums nach Moskau gereist. Trump sprach von einem "äußerst produktiven" Treffen, konkrete Ergebnisse fehlen bislang.
06.08.2025 | 2:28 minEs ist seine fünfte Russlandreise in diesem Jahr, und es hat schon etwas seltsam Ritualisiertes. So ist die erste Meldung der russischen Nachrichtenagenturen eigentlich immer gleich. "Ein Flugzeug, das dem US-Sondergesandten Steve Witkoff zugeordnet wird, ist auf dem Flughafen Moskau Vnukovo gelandet". So auch heute. Dann gibt es Bilder. Diesmal vom Spaziergang im sommerlichen Park. Dann den herzlichen Händedruck und warme Worte von Russlands Präsidenten. Erst wenn Witkoff abgereist ist, laufen auf beiden Seiten die Social Media Kanäle heiß. Dann wird interpretiert, analysiert, eingeschätzt.
"Ob das Treffen wirklich stattfindet, bleibt abzuwarten – an diesem Punkt waren wir schon mal", sagt ZDF-Korrespondent David Sauer. Grundlage dafür habe das Treffen zwischen Putin und Witkoff geschaffen.
07.08.2025 | 3:32 minTrump droht mit schweren Strafzöllen für Russland
Eins ist heute anders. Witkoff muss nicht auf Putin warten. Es waren schon mal sechs Stunden, die der Präsident ihn sitzen ließ. Das kann man als Zeichen lesen, dass Putin Respekt demonstrieren will, vor den USA und deren Präsidenten. Oder dass er den Ernst der Lage sieht.
Denn Trump hatte gedroht, sollten die Waffen nicht bis Freitag schweigen, alle Handelspartner Russlands mit schweren Strafzöllen zu sanktionieren. Weil der Kreml seinen Krieg mit Öl- und Gasgeschäften finanziert. Das würde riesige Länder wie China und Indien treffen, auch EU-Mitglieder wie Österreich und Ungarn. Das würde die Weltwirtschaft vermutlich in Turbulenzen bringen. Und damit auch den USA schaden. Wollen kann das niemand.
Die USA sind der größte Handelspartner Indiens. Auf Strafzölle reagiere man deshalb vorsichtig, so Indien-Experte Tobias Scholz, aber alles gefallen lassen wolle man sich nicht.
06.08.2025 | 14:35 minLetzter Besuch von Steve Witkoff?
Deshalb ist Witkoff wieder da. Manche Beobachter mutmaßen, es könnte sein letzter Besuch hier sein, weil Trumps Geduldsfaden nicht ewig reicht. Gleichzeitig glaubt niemand daran, dass Putin sich von Trump mit einem Ultimatum zum Frieden zwingen lässt. Das könnte er auch vor der russischen Bevölkerung nicht vertreten. Das System Putin basiert auf Stärke. Einknicken ist keine Option.
Also muss man sich bewegen, beide Seiten aufeinander zu, damit keiner das Gesicht verliert. Dabei müssen beide möglichst laut auf ihren Standpunkten beharren und jede klitzekleine Bewegung als Meilenstein des Anderen verkaufen. Putin ist ziemlich perfekt in diesem Spiel. Er treibt es seit 25 Jahren.
Außer Spesen nichts gewesen?
Nach dem Gespräch mit Witkoff kommen die ersten Kommentare. Sie klingen ein bisschen wie immer. Von "Sieg des Dialogs" schreibt der Putin-Vertraute Kirill Dmitriew, der mal Investmentbanker in den USA war und immer zur Stelle ist, wenn Witkoff kommt, weil er dessen Sprache spricht. Die Sprache des Geldes. "Der Dialog wird fortgesetzt" schreibt der außenpolitische Chefberater Putin Juri Uschakow. Auch das ist so ein Satz, der jedes Mal fällt, wenn der Vorhang sich wieder senkt und das Publikum sich fragt, was die Botschaft des Spektakels war, was außer Spesen noch gewesen ist.
Trump kündigt Sanktionen an
Donald Trump will heute Abend eine Erklärung im Oval Office abgeben, das ist dann die nächste Bühne für den nächsten Akt. Vorher kündigt er schon zusätzliche Strafzölle in Höhe von 25 Prozent gegen Indien an. Weitere werden wohl folgen, weil er sonst blamiert dasteht. Weil er sonst Schwäche gezeigt hätte im Ringen mit seinem Gegenspieler, der wie er auf das Recht des Stärkeren setzt.
Wie stark aber die Sanktionen insgesamt werden, weiß das Publikum erst nach dem nächsten Akt. Wenn auch in den USA kommentiert wird, analysiert und eingeschätzt. Den Menschen in der Ukraine bringt dieses Schauspiel allerdings gar nichts. Denn einen Weg zum Frieden bleiben ihnen die beiden Hauptdarsteller schuldig.
Armin Coerper leitet das ZDF-Studio Moskau.
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