Ukraine-Krieg: Tschassiw Jar vor Fall und Kampf mit Solardrohnen
Analyse
Die Woche im Ukraine-Krieg:Tschassiw Jar vor Fall und Kampf mit Solardrohnen
von Christian Mölling, András Rácz
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Tschassiw Jar steht vor dem Fall, bei Sumy verzeichnet dagegen die Ukraine kleine Fortschritte. Beide Seiten setzen Solardrohnen ein. Was diese Woche im Ukraine-Krieg passiert ist.
Russland hat die Eroberung der wichtigen Stadt Tschassiw Jar verkündet. Die Ukraine widerspricht.31.07.2025 | 0:25 min
Kampf um Tschassiw Jar in der Ostukraine: Am 31. Juli gab das russische Verteidigungsministerium bekannt, dass russische Streitkräfte die Stadt vollständig eingenommen hätten. Sowohl ukrainische als auch unabhängige Quellen wiesen diese Behauptung umgehend zurück und wiesen darauf hin, dass die von russischen Militärbloggern geposteten Aufnahmen nicht belegten, dass die Russen die Tschassiw Jar komplett erobert hätten. Die "Nachrichten" über die "Befreiung" der gesamten Stadt waren eher eine russische Informationsoperation als die Realität.
Quelle: ZDF
Es ist jedoch klar, dass die Russen in letzter Zeit bedeutende Fortschritte in der Stadt erzielt haben, die seit Januar 2025 bereits zu etwa 90 Prozent erobert ist. Nach den derzeit verfügbaren offenen Quellen halten ukrainische Truppen noch kleine Teile der westlichen Vororte der zerstörten Stadt, vor allem im Bezirk Schewtschenko, aber sie werden sich wahrscheinlich nicht lange halten können.
Fall von Tschassiw Jar würde Russen Vorstoß erleichtern
Sobald Tschassiw Jar fällt, werden die Russen in der Region mehr Bewegungsfreiheit haben. Sie könnten nach Nordosten in Richtung Slowjansk vorrücken oder versuchen, nach Westen vorzustoßen, um die Straße zwischen Kramatorsk und Konstanzenka zu unterbrechen, die die Hauptversorgungsroute von Konstanzenka ist.
Am wahrscheinlichsten ist jedoch, dass die Russen versuchen werden, nach Südwesten vorzustoßen und Konstanzenka einzukreisen.
Russland erhöht weiter den Druck auf die Ukraine. Kiew braucht dringend größere Unterstützung bei der Flugabwehr.04.07.2025 | 2:54 min
Russland rückt bei Pokrowsk vor
Im Abschnitt der Frontlinie bei Pokrowsk, nördlich der Stadt, gelang es den Russen, näher an Rodynske heranzukommen. Dies liegt an der Hauptversorgungslinie von Pokrowsk. Den verfügbaren Bildern zufolge drangen die Russen zwischen die beiden großen Müllhalden östlich von Tscherwonyj Lyman vor und rücken weiter vor. Sie rückten auch in der Nähe von Suworowe vor. Weiter nördlich bewegten sie sich ebenfalls nach Norden, bei Popiw Jar.
Ukraine mit kleinen Gewinnen in Sumy
In der Region Sumy setzten die ukrainischen Truppen ihren Vormarsch fort und drängten die russischen Streitkräfte weiter zurück. Am 25. Juli wurde klar, dass die Ukrainer das Dorf Kindratiwka zurückerobert hatten, während es den Russen bisher nicht gelungen ist, ihre Frontlinien zu stabilisieren.
Im Laufe der Woche führte die Ukraine mehrere koordinierte Angriffe auf das russische Eisenbahn- und Logistiknetz in den besetzten Regionen Donezk und Saporischschja sowie in den russischen Regionen Rostow und Wolgograd durch. Es ist noch unklar, ob es sich dabei um eine einzige groß angelegte Operation handelt oder eher um eine Ad-hoc-Kombination einzelner gezielter Angriffe.
Die Ukraine will ihre eigene Waffenproduktion steigern. Dafür bittet Präsident Selenskyj um weitere Milliarden aus dem Ausland.30.07.2025 | 1:39 min
Außerdem trafen ukrainische Drohnen mehrere wichtige russische militärische Industrieanlagen. Das wichtige Militärfunkwerk in der Stadt Penza wurde mindestens zehnmal getroffen. Im Laufe der Woche wurde der Flugverkehr in Russland mehrmals unterbrochen, nicht nur durch ukrainische Drohnen, sondern auch durch einen großen Hackerangriff der Ukraine auf die staatliche Fluggesellschaft Aeroflot.
Quelle: DGAP
... ist Senior Advisor beim European Policy Centre. Er forscht und publiziert seit über 20 Jahren zu den Themenkomplexen Sicherheit und Verteidigung, Rüstung und Technologie, Stabilisierung und Krisenmanagement. Für ZDFheute analysiert er regelmäßig die militärischen Entwicklungen im Ukraine-Konflikt.
Quelle: DGAP
... ist Associate Fellow im Programm Sicherheit und Verteidigung der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP) in Berlin. Er forscht und publiziert zu Streitkräften in Osteuropa und Russland und hybrider Kriegsführung.
Neue Drohnenvariante mit Solarpanels
Im Laufe der Woche tauchten Bilder auf, die zeigen, dass beide Seiten mit Solarpanels ausgestattete Kampfdrohnen einsetzen. Diese ermöglichen es den Drohnen, in der Nähe von feindlichen Stellungen oder Versorgungswegen am Boden zu warten und Überraschungsangriffe durchzuführen, sobald ein Ziel auftaucht. Die Drohnen können mit Hilfe der Solarpanels ihre Batterien am Leben halten.
Russland greift die Ukraine weiter massiv an und erhöht stetig seine Drohnenproduktion. Welche Strategie Putin verfolgt, analysiert Militärexperte Nico Lange bei ZDFheute live. 31.07.2025 | 38:20 min
Massive russische Luftangriffe auf Kiew
In der Nacht vom 30. auf den 31. Juli startete Russland einen massiven, konzentrierten Luftangriff auf Kiew. Nach offiziellen Angaben der Ukraine wurden acht Iskander-K-Marschflugkörper und 309 Angriffsdrohnen auf die Hauptstadt abgefeuert. Die ukrainische Luftabwehr konnte drei Iskander und 288 Drohnen abschießen, der Rest verursachte jedoch sehr schwere Schäden in Wohngebieten.
Es gebe noch Widerstandskraft, dennoch seien die Menschen in Kiew kriegsmüde und erschöpft, berichtet ZDF-Reporter Bode. 31.07.2025 | 6:50 min
Zwei Treppenhäuser eines mehrstöckigen Gebäudes stürzten vollständig ein, mehrere weitere Häuser wurden zerstört oder beschädigt. Nach jüngsten Angaben wurden insgesamt 27 Menschen getötet, darunter drei Kinder, und weitere 159 wurden verletzt. Diese Zahl macht den Luftangriff vom 30. auf den 31. Juli zu einem der verheerendsten Angriffe auf Kiew.
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Seit Februar 2022 führt Russland einen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Kiew hat eine Gegenoffensive gestartet, die Kämpfe dauern an. News und Hintergründe im Ticker.