EVP-Politiker bei "Markus Lanz":Warum ist Europa Trump so hörig, Herr Weber?
Donald Trump kritisiert vor der UN die Europäische Union scharf - und niemand leistet Widerrede. Warum ist das so? EVP-Politiker Manfred Weber hat insbesondere eine Erklärung.
Sehen Sie hier die Sendung "Markus Lanz" vom 24. September 2025.
24.09.2025 | 76:11 minIn seiner denkwürdigen Rede bei der UN-Generaldebatte hatte US-Präsident Donald Trump am vergangenen Dienstag die Vereinten Nationen, die Nato und die Europäische Union auf mehreren Ebenen frontal angegriffen. Er kritisierte unter anderem die europäische Einwanderungs- und Grenzpolitik sowie die Klimapolitik.
Seitdem wird diskutiert, wie die EU auf diese verbalen Angriffe reagieren soll, bzw. warum nicht mehr europäische Politiker aufstehen und Trump öffentlich widersprechen.
- Trumps Rede vor den UN: Warum Widerspruch ausbleibt
In seiner ersten Rede vor den Vereinten Nationen seit 2019 attackierte Donald Trump die Organisation heftig. Für seine eigene Politik hingegen fand der US-Präsident lobende Worte.
23.09.2025 | 2:39 minJournalistin: Leben in einer "Wolfszeit"
So bezeichnete Mariam Lau, Politikredakteurin der "Zeit", die Rede als bezeichnend für die "Wolfszeit", in der man aktuell lebe. Für das dröhnende Schweigen im Anschluss an die Rede zeigte sie bei "Markus Lanz" kein Verständnis. Trump sage im Grunde genommen, dass internationale Organisationen wie die UN nur Versager seien, so Lau.
Europa hat er auch im Blick und niemand steht auf und hält hart dagegen.
Mariam Lau, Journalistin
Dass die UNO nichts auf die Kante bekäme, sei falsch, so Politikwissenschaftler Marco Overhaus. Die UNO habe bereits in vielen Kriegen vermittelt.
23.09.2025 | 19:11 minManfred Weber: Sind nicht auf die heutige Welt vorbereitet
Direkt auf diese Schwäche angesprochen, sagte der Partei- und Fraktionsvorsitzende der EVP im EU-Parlament Manfred Weber (CSU):
Wir sind wahrscheinlich deswegen schwach, weil wir nackt in einer Welt von Stürmen sind. Weil wir uns nicht auf die heutige Welt vorbereitet haben.
Manfred Weber, EU-Politiker
Viele führende Politiker in Europa fürchteten, dass Trump die Unterstützung für die Ukraine und die Nato einstellen könnte, wenn man ihn verärgere. Daher vermeiden die meisten Politiker - und das nicht nur in der EU - öffentliche Kritik am US-Präsidenten.
Wir waren bei dem Zollabkommen in Schottland deswegen schwach, weil die Hälfte Europas, die Balten, die Polen, die Rumänen einfach Angst haben vor Putin.
Manfred Weber, EU-Politiker
"Und der Einzige, der sie schützen kann, ist derzeit die amerikanische Militärmacht. Wir sind als Europäer nicht in der Lage, die Drohnen abzuwehren."
Nach dem "guten Treffen" mit Trump zeigt sich Selenskyj zuversichtlich. In seiner Rede vor der UN warnte der ukrainische Präsident aber auch vor weiteren russischen Aggressionen.
24.09.2025 | 2:38 minDas Risiko der Wechselhaftigkeit von Donald Trump
Mariam Lau sprach in diesem Zusammenhang von "Leisetreterei" gegenüber Trump. Weber warnte jedoch, die Wechselhaftigkeit von Präsident Trump berge ein enormes Risiko, da man nie wisse, ob er am nächsten Tag den Zolldeal wieder aufkündige und dann würden wieder 39 Prozent Zoll für deutsche Autos in den USA anfallen.
Wir wünschen uns alle eine andere Welt, in der wir leben. Wir wünschen uns doch alle viel mehr Selbstbewusstsein. Aber die Realität ist eine andere.
Manfred Weber, EU-Politiker
Weber erklärte, Trump habe im Sommer deutlich gemacht, wie er die wirtschaftliche Stärke Europas schwäche, indem er mit militärischem Rückzug drohe.
"Wir haben zum ersten Mal einen Präsidenten, der die wirtschaftliche Macht Europas dadurch schwächt, dass er die militärische Karte zieht, indem er sagt, ich lasse euch allein", so Weber. Besonders in Ländern wie Polen, den baltischen Staaten oder Finnland herrsche deshalb große Angst.
- Nato-Überwachung: Wie das Bündnis seinen Luftraum schützt
Markus Lanz wollte vom Vorsitzenden der Europäischen Volkspartei wissen, wie lange "diese Angst, diese Abhängigkeit, diese Leisetreterei" noch anhalten wird, worauf dieser antwortete:
Solange bis wir wieder selbstbewusst sagen können: Wir können uns eigenständig verteidigen.
Manfred Weber, EU-Politiker
Nach einem Gespräch mit Selenskyj in New York sagt Trump, die Ukraine müsse Russland kein Territorium überlassen. Ein "völlig neuer Standpunkt", so ZDF-Korrespondentin Albrecht. Doch wie lange hält er?
23.09.2025 | 2:22 minWeber verspricht erneut das "Aus vom Verbrenner-Aus"
Im weiteren Verlauf der Sendung wiederholte Manfred Weber sein bereits früher gegebenes Versprechen zum Verbrenner-Aus. Der CSU-Politiker versprach vor einiger Zeit das "Aus vom Verbrenner-Aus" bis 2035. "Ich verspreche es auch gerne nochmal hier in der Sendung, weil ich zutiefst überzeugt bin, dass die Fakten dieses erzwingen werden."
- Verbrenner-Aus: Diskussion wieder entfacht - was steckt dahinter?
2023 hatte das Europäische Parlament beschlossen, dass ab 2035 keine Neuwagen mehr verkauft werden dürfen, die mit Benzin oder Diesel fahren. Diese Entscheidung wurde vorher wochenlang von Deutschland blockiert.
EVP-Fraktionschef Manfred Weber stellt klar: Das Ende für neue Verbrenner ab 2035 wird definitiv nicht kommen, trotz Kritik aus der Autoindustrie.
13.09.2025 | 1:45 minWeber betonte, im Kern gehe es darum, zu verdeutlichen, dass politische Entscheidungen in Europa durch parlamentarische Mehrheiten getroffen würden. Und damals gab es, seiner Meinung nach, die falsche parlamentarische Mehrheit in Brüssel.
Es haben Linke beschlossen, es haben die falschen Parteien die Mehrheit gehabt. Und wir haben die Themen jetzt zu heilen.
Manfred Weber, EU-Politiker
Mehr zur UN-Generaldebatte
- Analyse
Warum der Widerspruch ausbleibt:Das laute Schweigen nach Trumps UN-Auftritt
von Nils Metzger und Kevin Schubertmit Video Trumps Rede vor den UN:Experte: Die USA verlieren an Glaubwürdigkeit
mit Video
Mehr zum Verbrenner-Aus
Automesse IAA:Autos der Zukunft stinken noch immer
mit VideoE-Mobilität und Automobilbranche:Warum Verbrenner noch immer ein Erfolg sind
von Gregor Lischka