Autobranche: Warum Verbrenner noch ein Erfolgsmodell sind

E-Mobilität und Automobilbranche:Warum Verbrenner noch immer ein Erfolg sind

von Gregor Lischka
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Elektroautos galten lange als Zukunft. Große Autobauer investieren trotz Klimakrise in Verbrenner - und somit in eine Technologie, die viele bereits abgeschrieben hatten. Warum?

Ein Mann betankt an einer Tankstelle sein Auto
Autos mit Verbrenner-Motor bleiben weiterhin ein wichtiges Absatz für viele Autofirmen.
Quelle: dpa

Die große Elektro-Revolution bleibt bei den deutschen Automobilherstellern vorerst aus. Porsche beispielsweise verzeichnet ein schleppendes Geschäft mit Elektro-Sportwagen und kündigte am vergangenen Freitag an, wieder verstärkt auf Verbrennungsmotoren zu setzen.
Von Mercedes hörte man ähnliches bereits im vergangenen Jahr. Und auch BMW bekräftigt in diesen Tagen, weiterhin in die Verbrenner-Technologie investieren zu wollen. Nur: Steuern die deutschen Hersteller damit als Geisterfahrer gegen den globalen Wandel?
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Toyota und Co. setzen auf Hybrid, Wasserstoff und Batterie

Mit Blick auf die internationale Konkurrenz trifft das nur bedingt zu. Zwar setzen einige Elektro-Pioniere wie Tesla und eine handvoll chinesischer Start-Ups fast ausschließlich auf die Batterietechnik. Aber Toyota etwa - der weltweit größte Automobilhersteller - verkauft nach wie vor nur einen Bruchteil seiner Autos mit reinem Elektroantrieb. Im Jahr 2023 lag der Anteil der rein batteriebetriebenen Autos gerade einmal bei unter einem Prozent.
Unter ihrer "Multi-Path-Strategy" setzen japanische Hersteller wie Toyota oder auch Honda auf kurze und mittlere Sicht auf eine breite Palette an Antriebstechniken - vom Hybrid-Verbrennungsmotor über Wasserstoff-Brennstoffzellen-Fahrzeuge bis hin zu rein batteriebetriebenen Autos.
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Toyota-Chef Akio Toyoda erklärte bereits im vergangenen Jahr, er habe keinen Zweifel daran, dass Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor auch in Zukunft existieren werden. Der US-amerikanische Konzern General Motors scheint sogar immer stärker auf den Verbrenner zu setzen.

Warum Autobauer am Verbrennungsmotor festhalten

Branchenanalyst Jürgen Pieper erklärt, warum viele Hersteller weltweit den Abschied hinauszögern:

Es sind betriebswirtschaftliche Gründe. Unternehmen, die mit Verbrennungsmotoren oder Hybrid-Technologien noch immer erfolgreich sind, haben natürlich ein Interesse daran, die Transformation so lange wie möglich zu strecken.

Jürgen Pieper, Branchenanalyst

Toyota beispielsweise bedient Märkte, gerade in Entwicklungs- und Schwellenländern, in denen die Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge noch unzureichend ist und ist gleichzeitig in der Hybrid-Technologie führend - ein Wettbewerbsvorteil, den man nur ungern vorzeitig aufgeben möchte. Auch für deutsche Hersteller stellt sich diese Herausforderung für den US-amerikanischen Markt, auf dem Fahrzeuge mit klassischen Verbrennermotor weiterhin stark nachgefragt werden.

Verbrenner auch mit E-Fuel wenig nachhaltig

Die Entscheidung vieler Hersteller, am Verbrennungsmotor vorerst festzuhalten hat jedoch immense Auswirkungen auf das Klima. Ein Hoffnungsträger für die Verbrenner-Fahrzeuge, die heute und in Zukunft noch neu auf den Markt kommen, ist daher der Einsatz sogenannter E-Fuels - synthetischer Kraftstoffe, die mit erneuerbarem Strom hergestellt werden.
Das Problem: Die Effizienz dieser Lösung ist mehr als fraglich:

Es ist nicht sinnvoll, kostbaren erneuerbaren Strom in E-Fuels für PKW zu investieren.

Jonas Becker, Klima-Allianz Deutschland

Jonas Becker von der Klima-Allianz Deutschland verweist darauf, dass der Wirkungsgrad der verwendeten Energie bei E-Fuels deutlich geringer ist als bei batteriebetriebenen Fahrzeugen. Zudem würden synthetische Kraftstoffe in anderen Bereichen, wie der Schifffahrt oder dem Luftverkehr, dringender benötigt.

Fazit: E-Mobilität kommt, aber langsamer als gedacht

Dennoch: Mittelfristig scheint der Verbrennungsmotor nicht so schnell auszusterben, wie es sich viele Klimaaktivisten wünschen.

Der Verbrenner hat weltweit betrachtet sicherlich eine längere Zukunft, als man das vor zwei, drei Jahren noch geglaubt hatte.

Arthur Kipferler, Strategieberatung Berylls

Das meint etwa Arthur Kipferler, von der Münchner Strategieberatung Berylls. Kipferler war lange Zeit selber in verschiedenen Funktionen und Unternehmen in der Automobilindustrie tätig. Er glaubt, dass sich gerade durch die Hybridtechnologie die Umweltbilanz des Verbrenners in den kommenden Jahren noch verbessern ließe.
Dennoch sind sich fast alle Experten aus Industrie und Wissenschaft einig: Auf lange Sicht, bis 2050 gehört die Zukunft aller Voraussicht nach der deutlich effizienteren Elektromobilität - und nicht mehr dem Verbrenner.

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Quelle: dpa

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