Ukraine-Botschafter bei "illner" :"Wir brauchen keine Vermittler, wir brauchen Verbündete"
von Torben Schröder
CDU-Politiker Röttgen pocht auf Militärhilfe für die Ukraine. Nur mit Prinzipien, so Ralf Stegner (SPD), werde der Krieg nie enden. Kiew brauche Verbündete, so Botschafter Makeiev.
Sehen Sie hier die Sendung maybrit illner vom 27. November 2025.
27.11.2025 | 62:01 minRussland hat die Ukraine völkerrechtswidrig angegriffen, der Krieg muss enden - darin besteht Einigkeit in der Talk-Runde von "maybrit illner". Über den Weg zum und über die Ausgestaltung eines möglichen Friedens besteht sie unter den Talk-Gästen jedoch keineswegs. "Wer", fragt der CDU-Außenpolitiker Norbert Röttgen zum US-amerikanischen 28-Punkte-Plan, "hat das Recht, über das Gebiet, über die Sicherheit, über die Souveränität eines anderen Landes so zu verfügen?"
Eine Lösung im Sinne des Völkerrechts könne es nur geben, indem Russland militärisch, politisch und ökonomisch unter Druck gesetzt werde. Die Ukraine habe das Recht auf Unterstützung und entscheide selbst, ob sie kämpft.
CDU-Politiker Norbert Röttgen kritisiert bei maybrit illner die neue US-Politik im Ukraine-Krieg. Wer Krieg belohnt, wird keinen dauerhaften Frieden erreichen.
27.11.2025 | 0:48 minStegner: Strategie der Waffenlieferungen ist gescheitert
SPD-Außenpolitiker Ralf Stegner stimmt in dem Punkt zu, dass die Ukraine selbst entscheiden müsse. "Aber wenn man nur über Prinzipien redet, wird der Krieg niemals enden", so Stegner. "Am Ende ziehen die Amerikaner sich zurück und wir verlieren die Mehrheiten in den demokratischen Staaten. Davon hat die Ukraine gar nichts."
Es sei immer eine Illusion gewesen, zu glauben, Russland sei militärisch zu besiegen. Zielführend seien einzig Verhandlungen hinter verschlossenen Türen.
Neben den Diskussionen um einen Friedensplan gehen die russischen Angriffe auf die ukrainische Infrastruktur weiter. ZDF-Reporterin Anne Brühl berichtet, wie die Menschen vor Ort leben.
27.11.2025 | 14:00 minVieles aus dem 28-Punkte-Plan findet Stegner nicht akzeptabel. Und doch: "Ich hoffe, dass wir deutlich näher an einem Waffenstillstand sind, als wir es bisher waren." Wie auch im Nahen Osten, sei dies US-Präsident Donald Trump zuzuschreiben.
Die Strategie, wenn wir genug Waffen liefern, zwingen wir Putin an den Verhandlungstisch, ist gescheitert.
Ralf Stegner, SPD-Politiker
"Die Amerikaner setzen in bilateralen Gesprächen die Ukraine unter Druck, um die Zustimmung zu massiven Konzessionen auf Kosten ukrainischer Sicherheit und Souveränität zu erhalten", kritisiert Röttgen. So wollten die USA dann russische Zustimmung erhalten. Eine wirkliche europäische Demonstration könne das Einfrieren und Nutzbarmachen russischer Auslandsvermögen sein.
Viele Ukrainer in Deutschland verfolgen die Ukraine-Friedensgespräche aufmerksam. Im Kulturzentrum Karlsruhe sind Viele bei den Erwartungen an einen baldigen Frieden skeptisch.
28.11.2025 | 2:13 minUkrainischer Botschafter: Frieden, aber nicht um jeden Preis
"Wir haben keine andere Wahl, als zu kämpfen", sagt der ukrainische Botschafter Oleksii Makeiev. Natürlich würden die Menschen in der Ukraine Frieden wollen, jedoch nicht um jeden Preis.
In diesen Verhandlungen brauchen wir keine Vermittler. Wir brauchen Verbündete.
Oleksii Makeiev, ukrainischer Botschafter
Es gehe um Verhandlungen mit Russland aus der Position der Stärke. Die jetzigen Landesgrenzen hätten nach internationalem Recht Bestand, daher könnten sie nicht zur Disposition stehen.
Der ukrainische Botschafter in Deutschland, Oleksii Makeiev, hat an die hiesige Politik appelliert, sich allzu harscher Kritik am amerikanischen Friedensplan für sein Land zu enthalten.
27.11.2025 | 1:18 min"Die Trennung zwischen Europa und den USA ist nicht in den letzten Wochen entstanden, sie ist bereits im Frühjahr entstanden", sagt die Konfliktforscherin Nicole Deitelhoff.
Die USA würden sich nicht mehr als Führungsmacht innerhalb der Nato verstehen, sondern als Vermittler. Vor allem wollten sie verdienen - "und den Rest den Europäern überlassen". Neu sei lediglich, dass durch Verhandlungen nun ein neuer Plan entstehe. Dass Bewegung drin sei, sei ein gutes Zeichen.
Konfliktforscherin Nicole Deitelhoff zu Trumps Ukraine-Plan: Sie erklärt, dass dauerhafter Frieden nur entstehen kann, wenn militärischer Druck und diplomatische Angebote zusammenwirken.
27.11.2025 | 2:02 minUS-Friedensplan: Russlands Wunschliste?
Ganz offenbar, sagt ZDF-Washington-Korrespondent Elmar Theveßen, sei aus Russland eine Wunschliste eingereicht worden, über die in Washington im kleinen Kreis mit einem Berater Putins verhandelt worden sei. "Natürlich ist da einiges an Putin drin", pflichtet Armin Coerper, Leiter des ZDF-Studios in Moskau, bei, "gleichzeitig sind da auch Kröten zu schlucken drin, und die würde ich nicht unterbewerten".
Nur durch die Sanktionen und Angriffe auf seine Infrastruktur sei Russland überhaupt zu Verhandlungen bereit, erklärt Militärexperte Gustav Gressel im Interview mit ZDFheute live.
27.11.2025 | 22:47 minFür Putin sei jede Uneinigkeit im Westen ein Erfolg. Der 28-Punkte-Plan komme für Russland ob der Korruptionsvorwürfe gegen den ukrainischen Präsidenten Selenskyj zu einem sehr guten Zeitpunkt.
"Ich glaube, das ist kein Zufall", sagt Coerper. Dazu passt laut Theveßen, dass Russland aktuell Langstreckenwaffen in großer Zahl produziere, womit die Drohkulisse auf die Ukraine weiter anwachse.
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