Krankheit aus Erstem Weltkrieg bekannt:Gasbrand in der Ukraine: So gefährlich ist die Infektion
Die Krankheit Gasbrand ist aus dem Ersten Weltkrieg bekannt - und tritt jetzt wieder an der ukrainischen Front auf. Ein Infektiologe erklärt, wie gefährlich das für Verwundete ist.
Bei verwundeten Soldaten breitet sich laut Berichten eine Krankheit aus, die aus dem ersten Weltkrieg bekannt ist. Was es mit Gasbrand auf sich hat, erklärt ZDFheute live.
14.11.2025 | 10:55 minAn der Front in der Ukraine breitet sich laut Berichten eine fast vergessene Krankheit wieder aus. Weil verwundete Soldaten gerade oft nur sehr spät von der Front evakuiert werden können, infizieren sich ihre Wunden. Die Folge: Gasbrand - eine Krankheit, an der im Ersten Weltkrieg Hunderttausende Menschen starben.
Über die aktuellen Berichte spricht Christian Hoch bei ZDFheute live mit dem Infektiologen und Facharzt für Mikrobiologie Martin Dennebaum von der Universitätsmedizin Mainz. Sehen Sie oben das ganze Interview im Video und lesen Sie es hier in Auszügen.
Der Infektiologe Dennebaum erklärt …
… was hinter der Krankheit Gasbrand steckt
Gasbrand werde durch Bakterien ausgelöst. Wenn diese in Wunden eindringen und dort optimale Wachstumsbedingungen vorfänden, können sie das Muskelgewebe zersetzen. Dabei entstünden Gase, die der Erkrankung ihren Namen geben, erklärt der Infektiologe. Gasbrand sei zwar vor allem aus dem Ersten Weltkrieg bekannt, wirklich weg gewesen sei die Krankheit aber nie.
Auch ein Motorradfahrer in Deutschland, der einen Unfall habe und große Wunden, die zum Beispiel mit Erde kontaminiert seien, könnte daran erkranken. Die Krankheit sei lebensbedrohlich, aber die medizinische Versorgung habe sich deutlich gebessert.
Seit Monaten ist die Stadt Pokrowks in der Region Donezk heftig umkämpft. Der russischen Armee ist es gelungen, sie nach und nach einzukesseln und Teile der Stadt einzunehmen.
14.11.2025 | 3:05 min… warum Gasbrand im Krieg so gefährlich ist
Entscheidend sei dafür aber, dass bei einer Infektion die Wunden zügig versorgt würden, so Dennebaum. An der Front ist genau das schwierig, weil Verwundete oft tagelang nicht geborgen werden können. Die Behandlung von Gasbrand sei immer eine Notfallbehandlung. Es müsse notfallmäßig Antibiotika verabreicht und eine Operation durchgeführt werden. Wie schnell diese Hilfe komme, sei maßgebend:
Das entscheidet über Leben und Tod.
Dr. Martin Dennebaum, Infektiologe
Wenn die Krankheit einmal ausgebrochen sei, dann gehe es mitunter um wenige Stunden, in denen man ein Zeitfenster hat, um den Patienten zu retten. "Wenn das an der Front nicht machbar ist, versterben die Patienten", erklärt Dennebaum.
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14.11.2025 | 1:36 min… wie das Risiko einzuschätzen ist, dass sich Gasbrand auch in Deutschland ausbreiten könnte
In Deutschland gebe es aktuell vereinzelte Fälle von Gasbrand-Infektionen. Diese treten laut Dennebaum aber unabhängig von der Situation an der Front in der Ukraine auf. Das Risiko, dass sich durch die Situation in der Ukraine vermehrt Menschen in Deutschland mit der Krankheit infizieren, schätzt der Infektiologe daher als gering ein:
Diese Gefahr sehe ich nicht, weil die Erreger überall in der Umwelt schon vorkommen. Sie sind immer vorhanden gewesen.
Dr. Martin Dennebaum, Infektiologe
Dass das Krankheitsbild auf der Welt wieder vermehrt auftaucht, habe vor allem damit zu tun, dass die Soldaten an der Front unzureichend medizinisch versorgt werden können. Auch mit einer Rückkehr weiterer Krankheitsbilder aus vergangenen Weltkriegstagen rechnet Dennebaum zum derzeitigen Zeitpunkt eher nicht.
Das Interview führte Christian Hoch bei ZDFheute live, ausgewertet haben es Marie-Anne Soo-Young Knobloch und Janine Arendt.
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