Ukrainische Drohnen greifen gleichzeitig mehrere russische Luftwaffenbasen an. Videos zeigen schwere Schäden und zerstörte Kampfflugzeuge. Was zur "Aktion Spinnennetz" bekannt ist.
Die Ukraine hat Russland einen schweren militärischen Schlag versetzt. Sie hat vier Militärflughäfen attackiert und mehr als 40 Kampf- und Aufklärungsflugzeuge zerstört.01.06.2025 | 2:32 min
Es könnten die schwerwiegendsten Verluste für Russlands Bomberflotte seit Beginn des Ukraine-Krieges sein: Ukrainische Kampfdrohnen haben am Sonntag mehrere Luftwaffenbasen Tausende Kilometer innerhalb Russlands angegriffen und dabei ersten Erkenntnissen zufolge eine ganze Reihe an Militärflugzeugen getroffen.
Inzwischen bekannte sich der ukrainische Geheimdienst SBU zu der koordinierten Aktion gegen insgesamt vier russische Militärflughäfen.
Was ist passiert?
Nach ukrainischen Angaben wurden bei der "Aktion Spinnennetz" Kampfflugzeuge vom Typ Tupolew Tu-95 sowie Tu-22 und spezielle Frühwarnflugzeuge Berijew A-50 zerstört. Ein Ziel war etwa der Belaya-Militärflughafen in der Region Irkutsk in Sibirien. Der Standort liegt über 4.000 Kilometer von der ukrainischen Front entfernt.
Drohnen im Anflug und brennende russische Bomber
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Ukrainische Militärkanäle und russische Augenzeugen verbreiten in den sozialen Medien Videos, die Drohnen im Anflug auf die Basis zeigen. In mehreren ukrainischen Videos sind Explosionen und brennende Tu-95-Langstreckenbomber zu sehen. Der genaue Ort dieser Videoaufnahmen konnte anhand von Satellitenbildern verifiziert werden.
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Ukrainischer Geheimdienst übernimmt Verantwortung
Der Ukraine-Korrespondent der "Financial Times" schrieb unter Berufung auf ukrainische Geheimdienstquellen, dass es sich um eine "großangelegte Spezialoperation zur Zerstörung von Bomber-Flugzeugen" handele. Auch die Nachrichtenagentur Reuters bestätigte eine Operation des ukrainischen Inlandsgeheimdienstes (SBU) unter Verweis auf anonyme SBU-Vertreter.
SBU-Drohnen nehmen die Flugzeuge ins Visier, die jede Nacht ukrainische Städte bombardieren. Gegenwärtig wurden mehr als 40 Flugzeuge getroffen.
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Ukrainischer Geheimdienst SBU gegenüber der "Financial Times"
Eine Kartenansicht zeigt die Lage der russischen Luftwaffenstützpunkte "Olenia", "Iwanowo", "Djagilewo" und "Belaja".
Quelle: ZDFheute
Diese Zahl der mutmaßlich zerstörten Flugzeuge ist bislang nicht durch Videoaufnahmen bestätigt. Vorhandene Videos zeigen mindestens fünf zerstörte Flugzeuge. Russische Medien bestätigten, dass es Angriffe gegeben habe, nannten aber keine Zahlen zu Opfern oder zerstörtem Militärgerät.
Das russische Verteidigungsministerium gab am Nachmittag bekannt, dass mehrere Verdächtige festgenommen worden seien. Das Ministerium sprach von mehreren Angriffen, bei denen russische Flugzeuge in Brand geraten seien. Angriffe auf weitere Luftwaffenstützpunkte seien erfolgreich unterbunden worden, schreibt die staatliche Nachrichtenagentur Tass.
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Weitere Luftwaffenbasen getroffen
Ebenfalls getroffen wurden die Olenja-Luftwaffenbasis in der Region Murmansk ganz im Norden Russlands und zwei weitere Standorte. Auch von hier kursieren im Netz Videos der ukrainischen Operation, die Drohnen über dem Flugplatz und brennende Flugzeuge zeigen.
Langstreckenbomber wie die vom Typ Tu-95 sind in der Lage, aus großer Distanz Raketen in Richtung Ukraine abzufeuern. Dabei bleiben sie normalerweise weit außerhalb der Reichweite der ukrainischen Flugabwehr. Die Flugzeuge am Boden zu zerstören, ist darum eine der wenigen Optionen, um Russland diese Angriffsfähigkeit zu nehmen. Als Teil von Russlands strategischer Bomberflotte ist die Tu-95 auch wichtig für den Einsatz von Atomwaffen.
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Aktion über lange Zeit von der Ukraine vorbereitet
Dass Kampfdrohnen diese großen Distanzen aus der Ukraine direkt zurückgelegt haben könnten, ist sehr unwahrscheinlich. Beobachter gehen darum aktuell davon aus, dass die Drohnen aus der näheren Umgebung der Luftwaffenbasen gestartet wurden. Der Sicherheitsexperte Nico Lange schrieb auf X:
Der Angriff auf die russischen Flugzeuge auf der Basis im Gebiet Murmansk wurde offenbar mit Drohnen durchgeführt, die von einem LKW aus neben dem Militärstützpunkt starteten.
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Nico Lange, Sicherheitsexperte
Auch das russische Verteidigungsministerium schrieb in seiner Stellungnahme davon, dass die Drohnen aus "unmittelbarer Nachbarschaft" der Flughäfen gestartet worden seien.
Mehrere Videos in den sozialen Medien zeigen Drohnen, die von der Ladefläche eines Lkw am Rande einer Schnellstraße aufsteigen. Im Hintergrund sind Rauchwolken zu erkennen. Militärkorrespondenten in der Ukraine verbreiteten auch ihnen zugespielte Fotos, die angeblich die Vorbereitung der Aktion zeigen sollen. Darauf sind Dutzende kleine Einweg-Kampfdrohnen zu sehen, die in den Deckenkonstruktionen von container-artigen Holzhäusern versteckt wurden. So sollen sie unerkannt auf Lastwagen verladen worden sein.
Eines der mutmaßlichen Drohnen-Verstecke
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"Zum richtigen Zeitpunkt wurden die Dächer ferngesteuert geöffnet, und die Drohnen flogen, um russische Bomber anzugreifen", schildern es ukrainische Sicherheitskreise. Eine unabhängige Bestätigung war bisher nicht möglich. Die an der Aktion beteiligten Agenten seien bereits in die Ukraine zurückgekehrt, so der SBU. Die Agentur Ukrinform zeigte weitere Fotos von den für den speziellen Einsatz vorbereiteten Drohnen.
Mit seinem Statement über mehr Reichweite für Waffen in der Ukraine hat Merz eine Debatte losgetreten. Über weitere Waffenlieferungen will die Regierung nicht öffentlich sprechen.28.05.2025 | 2:11 min
Selenskyj: "Ein Jahr, sechs Monate und neun Tage" Vorbereitung
Der Plan sei von Präsident Wolodymyr Selenskyj überwacht worden, berichtete Ukrinform. Andriy Yermak, der Leiter des ukrainischen Präsidialamts, postete am Nachmittag auf X das Emoji eines Spinnennetzes unter Verweis auf den Titel der Operation.
Selenskyj selbst feierte den Überraschungsangriff als "absolut brillanten Erfolg". Dies sei die weitestreichende Operation der Ukraine im bisherigen Kriegsverlauf. "Ein Jahr, sechs Monate und neun Tage vom Planungsbeginn bis zur effektiven Umsetzung", schrieb Selenskyj auf X.
Großes Sicherheitsproblem für Russland
Teile der russischen Bomberflotte waren in den vergangenen Monaten weiter ins russische Hinterland verlegt worden, um sie außerhalb stetig wachsenden Reichweite ukrainischer Drohnen und Raketen zu stationieren. Dass die ukrainischen Streitkräfte nun womöglich so tief innerhalb von Russland operieren konnten, dürfte Moskau vor erhebliche Probleme stellen.
In der Nacht von Freitag auf Samstag entgleisten in russischen Grenzregionen mehrere Züge. Eine ukrainische Sabotageoperation ist auch hier nicht offiziell bestätigt, mit Blick auf zurückliegende Vorfälle aber nicht unwahrscheinlich.
Lesen Sie hier, was zu den Zug-Vorfällen bislang bekannt ist:
Zwei Brücken in russischen Grenzregionen stürzen kurz hintereinander ein, Züge entgleisen. War es ukrainische Sabotage? Warum Zugstrecken so ein strategisch wichtiges Ziel sind.