Russland: Brücken zerstört, Züge entgleist - Sabotage der Ukraine?

Brücken zerstört, Züge entgleist:Zug-Sabotage in Russland? Was bekannt ist

Autorenfoto Nils Metzger
von Nils Metzger
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Zwei Brücken in russischen Grenzregionen stürzen kurz hintereinander ein, Züge entgleisen. War es ukrainische Sabotage? Warum Zugstrecken so ein strategisch wichtiges Ziel sind.

Russische Rettungskräfte bei der Arbeit an der Unfallstelle, nachdem am 1. Juni 2025 im Bezirk Wygonitschski in der Region Brjansk eine Brücke auf einen Personenzug eingestürzt war.
In Russland sind zwei Brücken in den Grenzregionen Brjansk und Kursk eingestürzt.01.06.2025 | 1:14 min
In direkter Abfolge sind in zwei russischen Grenzprovinzen Brücken eingestürzt. Ein Personen- und ein Güterzug entgleisten daraufhin. Russische Behörden machen Saboteure und die Ukraine für die Vorfälle verantwortlich. Was ist dazu bislang bekannt?

Wo sind die Züge in Russland verunglückt?

Beide Vorfälle ereigneten sich in der Nacht von Samstag auf Sonntag. In der Region Brjansk stürzten Teile einer Autobrücke auf Bahngleise; ein heranfahrender Personenzug kollidierte daraufhin mit ihnen.
Laut russischem Katastrophenschutzministerium sollen dabei mindestens sieben Menschen getötet und mindestens 71 verletzt worden sein. Fotos der Rettungsarbeiten zeigen mehrere in dem Gebiet verteilt liegende Waggons. Auch ein Lkw auf der Brücke wurde beschädigt.

Videoaufnahmen der zerstörten Züge

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Kurz darauf stürzte ein Brückenpfeiler unter einem Frachtzug in der Region Kursk weiter südöstlich ein. Hier ist bislang nur eine verletzte Person bekannt. Die Lokomotive und nachfolgenden Waggons entgleisten. Zunächst hatte russische Behörden in ersten Stellungnahmen davon gesprochen, dass die Brücken gesprengt worden seien. Das zuständige Ermittlungskomitee stuft die beiden Vorfälle als Terrorakte ein. Das Wort "Explosionen" entfernte sie jedoch später wieder aus der offiziellen Mitteilung, ohne dafür eine Erklärung zu liefern.
Karte Kursk
Die russische Region Kursk an der Grenze zur Ukraine.
Quelle: ZDF

Wer steckt hinter den Vorfällen?

Russische Behörden machten unmittelbar ukrainische Sabotage für die Entgleisungen verantwortlich. Bestätigt ist das bislang aber nicht. Die betroffenen Regionen waren in den vergangenen Monaten immer wieder Ziel ukrainischer Sabotageaktivitäten - und insbesondere Bahnverbindungen sind dabei ein strategisch wichtiges Ziel. Dass es sich auch hier um Sabotage handelt, ist darum nicht unwahrscheinlich.
Offiziell haben sich ukrainische Behörden noch nicht geäußert. In der Nacht veröffentlichte der ukrainische Militärgeheimdienst auf Telegram eine Stellungnahme, worin er die Verantwortung für einen anderen Sabotageakt gegen eine Bahnstrecke nahe der Stadt Melitopol im besetzten Süden der Ukraine übernahm - mehrere Hundert Kilometer entfernt.

Der Kampf gegen die Militärlogistik der russischen Besatzer geht weiter.

Mitteilung des ukrainischen Militärgeheimdienstes

Manche proukrainischen Kommentatoren in den sozialen Medien mutmaßen auch von einer russischen Operation unter falscher Flagge, um mögliche Verhandlungen in Istanbul am Montag zu beschädigen. Handfeste Beweise hierfür gibt es bislang nicht.
Ukrainian President Volodymyr Zelensky looks on as he gives a press conference in Kyiv on March 28, 2025, amid the Russian invasion of Ukraine.
Der ukrainische Präsident Selenskyj befürchtet eine neue Offensive Russlands in der Region Sumy. Doch Bewohner glauben: Die Offensive hat längst begonnen.31.05.2025 | 2:14 min

Warum sind Züge so ein wichtiges Sabotageziel?

Ein Großteil der Versorgung der russischen Invasionstruppen in der Ukraine erfolgt über die Schiene. Dafür unterhalten die russischen Streitkräfte seit jeher eine große Eisenbahntruppe mit zehntausenden Soldaten. Auf den von Russland veröffentlichten Fotos der Unfallstellen ist nicht ersichtlich, ob die Züge militärische Ausrüstung oder Soldaten transportierten.
Die Kontrolle über Bahnstrecken und auch das Unterbinden von Nachschubwegen auf russischem Gebiet sind darum für die Verteidigung der Ukraine zentral. Die gescheiterte russische Belagerung der Hauptstadt Kiew 2021 wurde etwa auch dadurch erschwert, dass Saboteure der Opposition in Belarus unter Einsatz ihres Lebens immer wieder Bahnverbindungen in ihrem Land beschädigten und den Nachschub für Russland so erschwerten.
Inzwischen haben die russischen Streitkräfte auch viele Lagerhäuser für Munition in Frontnähe auf die Schiene verlagert, um sie vor Artillerie- und Drohnenschlägen besser zu schützen.
Schaltgespräch Hayali Kroeger
Die Menschen in der ukrainischen Region Sumy "wollen sich nicht einschüchtern lassen" trotz der permanenten Bedrohung durch Luftangriffe, sagt ZDF-Korrespondent Timm Kröger.31.05.2025 | 1:45 min

Wie geht der ukrainische Geheimdienst sonst vor?

Operationen tief hinter feindlichen Linien sind für ukrainische Geheimdienste und Spezialkräfte weiter ein großer Fokus. Das reicht vom Ausspähen russischer Stellungen und Industrieanlagen bis zur gezielten Tötung von Kollaborateuren und Offizieren in Russland.
Mehrfach sind in den vergangenen Monaten russische Militärangehörige, die am Krieg gegen die Ukraine beteiligt waren, durch Schüsse oder Explosionen getötet worden. Teils sogar in oder nahe Moskaus. Am 25. April tötete eine Autobombe den russischen General Jaroslaw Moskalik in der Hauptstadt. Am 29. April starb ein ehemaliger Offizier, der eine führende Rolle bei der Bombardierung von Mariupol gehabt haben soll bei einer Explosion in der südrussischen Stadt Stawropol.
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Russische Soldaten bereiten eine selbstfahrende Haubitze 2S1 Gvozdika zum Feuern vor, während die russische Militäroperation in der Ukraine auf dem Gebiet der Region Cherson fortgesetzt wird
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