Selfmade-Milliardär?:Mythos Donald Trump: Die Illusion von Erfolg
von Cornelius Janzen
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Donald Trump inszeniert sich als erfolgreicher Dealmaker und Selfmade-Milliardär. Doch zwei Investigativ-Journalisten der "New York Times" machen Schluss mit diesem Mythos.
Seit seinem Amtsantritt als US-Präsident unterschreibt Donald Trump Dekrete im Rekordtempo. Trump, der Dealmaker, der Selfmade-Milliardär, so sieht er sich selbst: "Was ich aufgebaut habe, habe ich selbst aufgebaut", hat er immer wieder betont. Sein verstorbener Vater Fred C. Trump, ein Immobilienmogul, habe ihm nur eine Million Dollar geliehen. Der "New York Times"-Journalist Russ Buettner hingegen sagt:
In Wirklichkeit hat er im Laufe seines Lebens fast eine halbe Milliarde Dollar von seinem Vater bekommen. Außerdem hat er die Medien effektiv manipuliert, um sich selbst als berühmt und reich darzustellen, bevor er wirklich erfolgreich war.
Russ Buettner, "New York Times"-Journalist
Gemeinsam mit seiner Kollegin Susanne Craig hat er jahrelang über Trumps Finanzen recherchiert, Steuerbescheide, Gerichtsakten, Finanz- und Baupläne ausgewertet. 2019 erhielten sie gemeinsam mit David Barstow den Pulitzer-Preis für ihre Recherchen, die sie nun in ihrem Buch "Lucky Loser - die Wahrheit über Donald Trump und sein Vermögen" veröffentlicht haben.
Donald Trump und das Geld von Vater Fred
Ihre Recherchen zeigen: Trumps Aufstieg wäre ohne die finanzielle Hilfe seines Vaters undenkbar gewesen. So hat sich Trump nach heutigem Wert über 140 Millionen Dollar von ihm geliehen, oft ohne seine Schulden zurückzuzahlen. Aus dem Immobilienimperium seines Vaters soll Donald Trump nach heutigem Wert insgesamt 413 Millionen Dollar erhalten haben, einen Großteil davon durch Steuerhinterziehung in den 1990er Jahren.
Trump bestreitet die Anschuldigungen der Journalisten. Im Jahr 2021 verklagte er die New York Times und die Reporter wegen "heimtückischer Verschwörung". Zwei Jahre später verlor er den Prozess.
Fred Trump mit Sohn Donald Trump
Quelle: Imago
Trump: Bedingungslose Loyalität
Trump begann seine Karriere im Unternehmen seines Vaters, der als Bauunternehmer in New York zum Multimillionär wurde und Donald zu seinem Erben bestimmte. Doch viele Projekte des Sohnes scheiterten. Schon damals hätte er ohne die Hilfe des Vaters finanziell nicht überleben können. Buettner sieht darin ein Muster: Donald Trump sei durch die bedingungslose Loyalität seines Vaters geprägt worden - und erwarte diese heute auch von seinem Umfeld.
Seine geschäftlichen Misserfolge verkaufte Donald stets als Erfolge. Egal, mit wie vielen Millionen sein Vater ihn retten musste. So investierte Donald Trump in den 1980er Jahren in Atlantic City, baute dort das überdimensionierte Casino "Taj Mahal" und pries es als "achtes Weltwunder" an.
Bei der Eröffnung 1990 war sogar Popstar Michael Jackson als Stargast anwesend. Doch das Projekt endete in einem finanziellen Desaster, das "Taj Mahal" wurde zum Millionengrab, die Pleite traf am Ende nicht nur Tausende Investoren und Mitarbeiter, sie bedrohte auch Trumps Existenz.
Reality-Show "The Apprentice" bringt Erfolg
Mitte der 1990er-Jahre hatte er mehr als 900 Millionen Dollar Verlust gemacht, mit diesem Minus habe Trump jahrelang ganz legal keine Einkommensteuer zahlen müssen. Erst mit der Reality-Show "The Apprentice" im Jahr 2004 hatte er Erfolg.
Donald Trump in der US-Serie "The Apprentice" (Archivfoto 2004)
Quelle: Imago
Trotz seiner Bilanz voller Misserfolge inszenierten ihn die Macher in der Serie als erfolgreichen Geschäftsmann, der es aus eigener Kraft nach oben geschafft hatte. Das machte ihn landesweit bekannt. Nach Angaben der Autoren verdiente Trump 197 Millionen Dollar direkt durch die Show und weitere 230 Millionen durch Lizenzverträge. Als Unternehmer gab er für das Jahr 2003 Verluste in Höhe von 89,9 Millionen Dollar in seiner Steuererklärung an - von seinen Pleiten erfuhr das Reality-TV-Publikum damals allerdings nichts.
Wie der Name Trump zur Marke wurde
Mit der Serie verkaufte Trump seinen Namen - ganz ohne eigenes Investment. Seine Marke wurde zur Geldquelle. Die Autoren sind überzeugt: Diese Methode verfolgt er bis heute und wird in seiner zweiten Amtszeit weiter daraus Kapital schlagen.
Während seiner ersten Präsidentschaft stiegen die Buchungen in seinen Hotels und Golfclubs. Jetzt verkauft er Produkte, die nur noch seinen Namen tragen - sogar Kryptowährung-Token.
Russ Buettner, Journalist bei der "New York Times"
Dass Trump so weit gekommen sei, liege daran, dass es in einem Land wie den USA schwierig sei, den Mythos des Selfmade-Milliardärs infrage zu stellen. Zudem habe Trump eine lebenslange Kampagne geführt, um dieses Image mit allen Mitteln aufrechtzuerhalten.
Mittlerweile verfüge er über ein mediales Umfeld, in dem es kaum kritische Fragen zu seinen Machenschaften als Erbe und Unternehmer gebe. "Es gibt ein mediales Ökosystem um ihn herum, das sein Image schützt", sagt Buettner. "Fox News ist die Speerspitze dieses Systems. Sie stellen ihn nicht infrage, sondern verstärken seine Botschaften. Und das wiederum verstärkt den Mythos, den er seit 40 Jahren am Leben hält."
Cornelius Janzen ist ZDF-Redakteur und Reporter für 3sat-Kulturzeit
Quelle: dpa
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