AfD-Parteijugend:Wölfe im Schafspelz
von Nicole Diekmann
Jugendchef Hohm verkörpert exakt das, worauf die AfD seit einiger Zeit setzt: Wölfe im Schafspelz. Verbindlich im Auftreten, Typ Schwiegersohn - inhaltlich aber knallhart.
Am Wochenende hatte die AfD ihre neue Jugendorganisation "Generation Deutschland" gegründet. Nun mehren sich erneut Stimmen, die ein Verbotsverfahren gegen die gesamte Partei fordern.
02.12.2025 | 0:35 minGleich 27 Mal taucht der frisch gewählte Vorsitzende der neuen AfD-Jugendorganisation "Generation Deutschland" in einem Bericht des Brandenburger Verfassungsschutzes aus dem April 2025 auf. Die Landesbehörde stuft den 28-Jährigen als gesichert rechtsextremistisch ein und bezeichnet ihn als "aufstrebenden Jungpolitiker", politisch sozialisiert in den "Brandenburger Hochburgen des Rechtsextremismus sowie "dort persönlich vernetzt".
Hohm, so heißt es in dem Bericht weiter, nehme "persönlich und privat Anteil an einer rechtsextremen Subkultur", die "die Partei zunehmend in sich aufzunehmen bereit ist".
Kontakte zu rechtsextremen Organisationen
Mit "die Partei" ist die AfD gemeint. Auch dort ist Hohm seit längerer Zeit bekannt. Seit 2014 ist er Parteimitglied. Von 2014 bis 2016 war er Vorsitzender der Jungen Alternative (JA) Brandenburg. Seit 2024 sitzt er für die AfD im Landtag von Potsdam.
Allein personell gebe es große Überschneidungen mit der Jungen Alternative, erklärt ZDF-Korrespondentin Diekmann. Der designierte Vorsitzende Hohm sei alles andere als gemäßigt.
29.11.2025 | 7:05 minHohm bewegt sich in einschlägig rechtsextremen Kreisen. Er pflegt enge Kontakte zum so genannten Vorfeld der Partei. Das sind außerparteiliche Organisationen und Zusammenschlüsse wie etwa die rechtsextreme "Identitäre Bewegung". Die steht zwar auf der Unvereinbarkeitsliste der AfD - deren Vorstand aber hatte Hohms Kandidatur für die neue Jugendorganisation unterstützt.
Seine Äußerungen überschreiten regelmäßig den rechten Rand. Gern verbreitet er die Verschwörungserzählung von einem angeblichen "Bevölkerungsaustausch".
90,4 Prozent Zustimmung für Hohm
In Vetschau in der Lausitz demonstrierte Hohm im Sommer 2025 gemeinsam mit Leuten , die T-Shirts mit Aufschriften wie "Mordkommando" und "Refugees not welcome" trugen. In einer Rede vor Ort sagte Hohm: "Wir geben keinen einzigen Quadratmeter unseres Landes verloren."
Denn das ist das Deutschland der Deutschen.
Jean-Pascal Hohm bei einer Rede im Sommer 2025
Satte 90,4 Prozent Zustimmung fand Hohm am Wochenende auf dem Gründungskongress der "Generation Deutschland". Das beste Ergebnis von allen, die da in Hessen für Vorstandsposten kandidierten.
In Gießen hat sich am Wochenende die neue AfD-Jugendorganisation "Generation Deutschland" gegründet. Zehntausende hatten protestiert. Auch, weil der neu gewählte Chef ein Rechtsextremist ist.
01.12.2025 | 2:02 minVorstandsmitglied: "Wir distanzieren uns nicht"
Auch eine andere Personalie zeigt stellvertretend: Eine Abkehr von der Radikalität der aufgelösten "Jungen Alternative" (JA) ist deren Nachfolgeorganisation nicht. Kevin Dorow wurde zum Ersten Beisitzer des "Generation Deutschland"-Vorstands gewählt.
Er warb in seiner Kandidatenrede sogar damit für sich, so etwas wie Unvereinbarkeitsbeschlüsse der Mutterpartei zu ignorieren: "Wir distanzieren uns nicht - nicht vom sogenannten Vorfeld - nicht von denjenigen, die außerhalb der etablierten Parteistrukturen für dieselben Ziele kämpfen wie wir: Es ist ein Trugschluss zu glauben, dass wir durch Abgrenzung Stärke gewinnen", sagte er auf der Bühne in der Messehalle Gießen und erntete dafür sowohl Applaus als auch ein Wahlergebnis von 88,7 Prozent.
"Generation Deutschland" ist enger an die AfD gebunden
Die Junge Alternative galt dem Bundesverfassungsschutz seit 2023 als gesichert rechtsextremistisch und rechnete bereits selber mit einem Verbot. Sie fiel unter das Vereinsrecht, und einen Verein zu verbieten, ist vergleichsweise einfach. Diesem Schritt kam man mit der Auflösung zuvor.
"Inhaltlich und personell gibt es ziemlich viele Kontinuitäten" in der neuen AfD-Jugend, so Politikwissenschaftlerin Dr. Heinze. Im Ton bemühe sie sich um "strategische Mäßigung".
30.11.2025 | 4:57 minDie "Generation Deutschland" hingegen ist jetzt enger an die AfD angebunden. Alle Mitglieder müssen auch Mitglied in der AfD sein. Dadurch fällt die neue Jugendorganisation unter das Parteienrecht. Die Hürden für ein Verbot sind viel höher. Das und der erhoffte Grad an Professionalität sind das Neue an der neuen AfD-Jugendorganisation. Nicht ihr Grad an Radikalität.
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