50.000 neue KI-Tracks pro Tag:Virtuelle Künstler singen sich an die Spitze der US-Charts
von Hannah Lanz, Washington, D.C.
Country-Sänger Breaking Rust generiert monatlich 2,9 Millionen Spotify-Streams. Hinter der rauchigen Stimme steckt jedoch kein echter Sänger, sondern Künstliche Intelligenz.
Eine KI-Sängerin stürmt in den USA an die Spitze der R&B Digital Song Sales Charts. Aus der Musikbranche gibt es Kritik.
08.12.2025 | 1:09 minEin KI-generierter Sänger namens Breaking Rust mischt seit Mitte Oktober die Country-Szene in den USA auf. Sein Song "Walk My Walk" landete an der Spitze der US-Billboard’s Country Digital Sales Charts. Laut des US-Magazin Billboard ist das kein Einzelfall, zuletzt stürmten mindestens sechs KI-generierte oder KI-unterstützte Künstler die Charts.
Ob Country oder R&B, die künstliche Intelligenz produziert Hits aller Genres. Der Musik-Streaminganbieter Deezer berichtet von 50.000 neuen KI-Songs täglich, die auf der Plattform hochgeladen werden. Digitale Musikacts wie Xania Monet, Enlly Blue oder Velvet Sundown begeistern eine wachsende Fangemeinde auf Social Media.
Die rasante Entwicklung von KI verspricht viele Veränderungen. Wie KI unser Leben beeinflusst.
02.02.2024 | 23:54 minWird die KI bald echte Songwriter ablösen?
Breaking Rust erzielte in kurzer Zeit das Doppelte an Streamingzahlen traditioneller Country-Stars. Doch gelingt es dem virtuellen Cowboy auch Hardcore-Country-Fans zu überzeugen?
Jason Palamara, Assistenzprofessor für Musiktechnologie an der Indiana University, bezweifelt dies mit Blick auf die Textpassagen des Songs:
'Walk my walk' hat keinerlei Bezug zu irgendetwas, die KI recycelt Dinge einfach.
Jason Palamara, Assistenzprofessor für Musiktechnologie, Indiana University
"Beachten Sie die Zeile 'Born this way' in 'Walk my Walk', diese wurde von Lady Gaga übernommen", so Palamara.
Breaking Rust in den sozialen Medien
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Auf Instagram inszeniert sich KI-Country-Sänger Breaking Rust seinen knapp 60.000 Followern mit Slogans wie "Outlaw Country Soul" (dt. rebellische Country-Musik) und "Music for Us" (dt. Musik für uns).
In den Kommentarspalten seiner Reels finden sich gemischte Reaktionen: Von "Höre den Song auf Dauerschleife" bis hin zu "Computer sind keine Künstler, deshalb wird es nie gut sein", ist alles dabei.
Künstler erschaffen eigene KI-Version
Andere KI-Avatare wie beispielsweise Xania Monet würden den Unterschied zwischen KI- und menschengemachten Songtexten verdeutlichen, so Jason Palamara. Geschaffen wurde die Sängerin von Dichterin Telisha "Nikki" Jones. Im September landete ihr Song "How was I supposed to know" auf Platz 1 der R&B Digital Song Sales Charts.
Die persönliche Tiefe der Lyrics lässt den Mensch dahinter erkennen, so Palamara. Dichterin Jones verarbeitet in dem Song das komplizierte Verhältnis zu ihrem Vater, was dem Stück spürbare Echtheit verleiht.
KI-Avatar Xania Monet
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Deezer-Studie: Nur wenige erkennen KI-Stimme
Während viele Instagram-Nutzer die KI-Stimme erst bei genauerem Hinhören bemerkten, klang für Jason Palamara bereits der erste Ton verräterisch:
Viele KI-Gesangsspuren haben einen seltsamen digitalen 'Schimmer', der sie nicht menschlich klingen lässt.
Jason Palamara, Assistenzprofessor für Musiktechnologie, Indiana University
Laut einer aktuellen Studie des Musik-Streaminganbieters Deezer, gelingt diese Unterscheidung nur drei Prozent der Hörer.
Neuronale Netze sind der Schlüssel für künstliche Intelligenz. Doch wie sind sie eigentlich aufgebaut? Philip Häusser hat dazu schlüssige Erklärungen parat.
14.02.2018 | 7:26 minDie Frage bleibt, ob KI-generierte Künstler auf Dauer Fans begeistern können. Josh Antonuccio, Direktor der Fakultät für Medienkunst und Medienwissenschaften an der Ohio University analysiert, dass ein Großteil der Musikfans wohl kein Interesse an nicht-menschlichen Künstlern hätte:
Musikfans möchten eine Verbindung zu einem Künstler aufbauen, der eine einzigartige Sichtweise und einen unverwechselbaren Sound hat.
Josh Antonuccio, Direktor der Fakultät für Medienkunst und Medienwissenschaften, Ohio University
Diese Bindung zum Künstler entstehe vor allem durch die Konzerterlebnisse der Fans, so Antonuccio.
Künstliche Intelligenz stellt die Arbeitswelt auf den Kopf. Experten schätzen, dass rund 800.000 Jobs wegfallen könnten, jedoch auch ähnlich viele neue entstehen.
28.11.2025 | 1:18 minWie die Musikindustrie reagiert
Sängerinnen wie Dua Lipa, Khelani, SZA und Chloe Bailey fühlen sich durch den KI-Boom einem unfairen Wettbewerb ausgesetzt und fordern stärkeren Schutz seitens der Streamingunternehmen:
KI-Musiker und -Songs? Ich finde, KI sollte im kreativen Bereich verboten werden.
Chloe Bailey, US-amerikanische Sängerin und Schauspielerin
Bislang sei Deezer die einzige Streamingplattform, die KI-generierte Songs als solche kennzeichne, so Josh Antonuccio. Für den Experten müssten große Streamingplattformen wie Spotify hier dringend nachziehen.
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