Chip-Gigant stützt Weltbörsen:Starke Nvidia-Zahlen: Die KI-Blase platzt (noch) nicht
von Dennis Berger
Das Zittern hat ein Ende: Nvidia meldet Rekordzahlen und beruhigt die Weltbörsen. Analysten jubeln, der KI-Motor "schnurrt". Doch dahinter lauert ein geopolitisches Dilemma.
Der US-Chiphersteller Nvidia profitiert stark vom KI-Boom und kann Anleger mit überraschend guten Quartalszahlen beruhigen. ZDF-Börsenexpertin Sina Mainitz berichtet.
20.11.2025 | 1:19 minGestern richteten Investoren und Tech-Experten ihre Blicke nach Santa Clara, Kalifornien. Der Anlass: die Quartalszahlen von Nvidia - der wohl wichtigste Börsentermin des Jahres. Die Sorge war greifbar: Schwächelt der KI-Gigant, könnte die Tech-Rallye an der Wall Street und in Frankfurt ins Wanken geraten. Die Angst vor einer platzenden "KI-Blase" lag in der Luft.
Doch Nvidia-Chef Jensen Huang enttäuschte nicht. Mit einem Umsatz von 57 Milliarden Dollar und einer optimistischen Prognose sendete der Konzern ein klares Signal: Stärke.
Starke Zahlen bei Nvidia - Entwarnung an den Märkten
Die Erleichterung war spürbar. Die Nvidia-Aktie stieg nachbörslich, der befürchtete Crash blieb aus. Für viele Marktbeobachter ist klar: Der KI-Hype ist noch lange nicht vorbei.
"Die Nvidia-Zahlen zeigen, dass unter der Motorhaube des KI-Sektors alles in Ordnung ist", sagt Jochen Stanzl, Chef-Marktanalyst der Consorsbank. Seine Zuversicht stützt sich auf volle Auftragsbücher: Microsoft, Google und andere US-Tech-Giganten investieren weiter.
Warum der Dax vor den neuen Zahlen des Konzerns Nvidia angespannt war, erklärt ZDF-Börsenexperte Frank Bethmann.
19.11.2025 | 1:47 minDie Nachfrage nach Nvidias neuer Chip-Generation "Blackwell" sei laut Huang "jenseits aller Maßstäbe". Technisch ist Nvidia der Konkurrenz Jahre voraus. Doch dieser technische Vorsprung wird zunehmend zum Spielball der Weltpolitik.
Das China-Dilemma
Während das Geschäft im Westen brummt, klafft in Nvidias Bilanz eine geopolitische Lücke. Der Handelsstreit zwischen den USA und China ist derzeit das größte Risiko für den Chipkonzern. Huangs Gewinnprognose für den chinesischen Markt: Null.
Der Handelsstreit zwischen Peking und Washington hatte sich zuletzt etwas beruhigt - mit einer Einigung bei Zöllen und Seltenen Erden.
30.10.2025 | 1:35 minDoch ist Nvidia bereit, auf einen 50-Milliarden-Dollar-Markt zu verzichten? Wendy Chang, Expertin für Technologie und Geopolitik am Mercator Institute for China Studies (MERICS), zweifelt daran.
"Huangs Aussage wirkt übertrieben - wohl ein Signal an die USA, die Exportkontrollen zu lockern", sagt Chang dem ZDF. Zwar drosselt China offiziell die Bestellungen, doch ein vollständiger Rückzug scheint unwahrscheinlich.
Es ist schwer vorstellbar, dass Nvidia ganz aus China verschwindet, besonders angesichts der enormen Nachfrage nach KI-Rechenleistung und der internationalen Standards, die Nvidia-Chips mit sich bringen.
Wendy Chang, Mercator Institute for China Studies
Der US-Chiphersteller Nvidia wächst weiter durch den KI-Boom und überzeugt mit besseren Quartalszahlen als erwartet. ZDF-Börsenexpertin Sina Mainitz berichtet.
20.11.2025 | 1:02 minChina steckt in einem Dilemma: Es will unabhängig werden, kann es sich aber noch nicht leisten. Nvidia dürfte hoffen, den chinesischen Markt bedienen zu dürfen, sollte der KI-Hype im Westen abflachen.
Ein Hindernisparcours
Der Konflikt spitzt sich zu. Künstliche Intelligenz gilt als Schlüsseltechnologie unter anderem für die Wirtschaft und das Militär. Trump und Xi streiten deshalb um die mächtigste KI: Die USA erschweren den Verkauf selbst abgespeckter Nvidia-Chips, während Peking chinesische Firmen drängt, auf heimische Anbieter wie Huawei umzusteigen.
Wie Europa im Bereich der Künstlichen Intelligenz aufgestellt ist, analysiert Professorin Feiyu Xu.
02.08.2025 | 22:34 minDoch der Zwang zur Autarkie hat seinen Preis. "Chinas Entwicklung gleicht einem Hindernisparcours im Wettlauf mit den USA um die KI-Vorherrschaft", erklärt Chang. Die Probleme der chinesischen Alternativen sind vielfältig: Huaweis "Ascend"-Chips erreichen nicht die Leistung von Nvidia. Zwar kombiniert Huawei mehrere Chips, um die Gesamtleistung zu steigern, doch das macht die Systeme komplexer.
Die chinesischen Chips sind energiehungriger. Ein Nachteil, den China jedoch durch einen Standortvorteil auszugleichen versucht: "Hier kann sich China auf das große Angebot an günstiger Energie im Inland verlassen", erklärt die Expertin Chang. Der Staat gewähre zudem seit dem Nvidia-Boykott Subventionen für die gestiegenen Stromkosten der Rechenzentren.
Peking will die Weltspitze mit Hightech dominieren: 5G, Drohnen, Roboter, Künstliche Intelligenz. Dahinter steckt ein staatliches Programm: "Made in China 2025".
30.04.2025 | 1:24 minDas größte Hindernis bleibt jedoch die Software. Wer Nvidia verlässt, verliert den Zugang zur weltweit führenden Programmierplattform für KI. Chinesische Entwickler müssten umlernen - ein mühsamer Prozess.
Zwei Welten, zwei Geschwindigkeiten
Die aktuellen Zahlen zeigen eine Spaltung der Tech-Welt. Im Westen beschleunigt Nvidia das Tempo mit immer neuen Rekordchips. In China arbeiten Firmen wie DeepSeek unter Hochdruck daran, ihre KI-Modelle an die schwächere heimische Hardware anzupassen.
Unter der Motorhaube des westlichen KI-Sektors scheint alles in Ordnung. Doch in China wird gerade ein ganz neuer Motor gebaut. Holt er das Original schnell genug ein, kehrt die Angst an den Märkten zurück.
Dennis Berger ist Redakteur im Team Wirtschaft und Finanzen.
Nvidia, KI und China
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