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Plug-in-Hybride als Strategie:Chinas Autobauer: Neuer Kurs wegen EU-Zöllen
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Hersteller wie BYD und Geely reagieren flexibel auf hohe Zusatzabgaben für Elektroautos. Sie exportieren nun mehr Plug-in-Hybride nach Europa. Ein doppelter Strategiewechsel.
Im ersten Halbjahr 2025 verzeichnen chinesische Plug-in-Hybride einen starken Absatzanstieg in der Europäischen Union (Symbolfoto).
Quelle: picture alliance / CFOTO
Was als Handelskrieg zwischen Brüssel und Peking begann, entwickelt sich zu einer neuen Strategieausrichtung der chinesischen Automobilindustrie. Seit Oktober 2024 erhebt die Europäische Union Zusatzzölle von bis zu 35,3 Prozent auf chinesische Elektroautos. Die Reaktion der Hersteller war schnell und pragmatisch: Sie verlagern ihre Exportstrategie auf Plug-in-Hybride, die von den Strafzöllen nicht betroffen sind.
Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache. Chinesische Plug-in-Hybride verzeichnen im ersten Halbjahr 2025 einen starken Absatzanstieg in der Europäischen Union. Allein von BYD, dem chinesischen Marktführer, wurden in diesem Zeitraum bereits gut 20.000 Plug-in-Hybride in der EU zugelassen und damit mehr als dreimal so viel wie im gesamten Jahr 2024.
BYD führt die Hybrid-Offensive an
BYD steht exemplarisch für diese neue Taktik. Der Autobauer hat, ebenso wie seine Wettbewerber aus dem Reich der Mitte bisher bei seiner Europa-Expansion auf Elektroautos gesetzt. Nun verlagern die China-Hersteller, zu nennen sind in diesem Zusammenhang auch Geely und SAIC, ihre Aktivitäten verstärkt auf Plug-in-Hybride. BYD plant eine umfassende Modelloffensive, vermutlich bereits zur Automesse IAA in München, die in wenigen Wochen beginnt.
Autoexperte spricht von Schlupflochoffensive
Stefan Bratzel, Direktor des Center of Automotive Management, spricht von einer Schlupflochoffensive: "Die sind einfach schnell. Das ist dieser China-Speed, der sich nicht nur auf die technologische Entwicklung beziehen lässt."
Der China-Speed, der drückt sich auch in Vertriebsstrategien aus. Die verändert man dann einfach.
Stefan Bratzel, Autoexperte
Denn auch wenn die chinesischen Autobauer mit ihren Fahrzeugen hohe Margen erzielen, schmälern die Strafzölle diese doch deutlich. Ein einfaches Rechenbeispiel verdeutlicht dies: Während auf ein reines Elektroauto aus China bis zu 45 Prozent an Zöllen draufgeschlagen werden, entfallen auf einen Plug-in-Hybrid nur zehn Prozent Basiszoll.
Bei einem angenommen Verkaufspreis von 40.000 Euro bedeutet dies für den Teilstromer Mehrkosten von 4.000 Euro, für das reine Elektroauto hingegen in der Spitze von bis zu 18.000 Euro.
Chinesische Autobauer greifen "das eigene Kerngeschäft" an
Zahlen, die das Umdenken gut erklären, die Bratzel aber nicht überbewerten will. Denn mittelfristig würden auch die chinesischen Autobauer die reinen Elektrofahrzeuge wieder in den Mittelpunkt rücken. "Ich gehe schon davon aus, dass das Thema der batterieelektrischen Mobilität in den 2030er-Jahren deutlich dominieren wird, allein schon, um die CO2-Vorgaben zu erfüllen."
Insofern, führt der Autoexperte weiter aus, sei das Umschwenken von BYD, SAIC, Geely und Co derzeit ein Angriff auf "das eigene Kerngeschäft, auf die reine Elektromobilität".
Neue Markteintrittsstrategie der Chinesen
Zeitnah, so Bratzel, ist aber durchaus mit einer Preisoffensive der Chinesen zu rechnen, gerade bei den Teilstromern: "Da werden sicher einige chinesische Plug-ins mehr verkauft werden, zulasten der europäischen." Das Zollschlupfloch hat beim Umdenken der Chinesen eine wichtige Rolle gespielt, ist Bratzel überzeugt.
"Die gesamte Markteintrittsstrategie der Chinesen war falsch. Sie wollten hochpreisig, selbstbewusst in den europäischen Markt gehen und sind mit dieser Strategie gescheitert." Die Idee, die man nun verfolge, "mit relativ guter Qualität, aber niedrigeren Preisen als der Wettbewerb", die sei sehr viel erfolgsversprechender.
Europa bleibt ein wichtiger Absatzmarkt
Vorübergehend aber dürften die europäischen Zölle genau dies verhindern - dass zu billige chinesische Elektroautos auf den europäischen Markt drängen. Das bedeutet aber keineswegs, dass die Chinesen nun ablassen von ihrer Neuausrichtung.
Der kurzfristigen Plug-in-Offensive folgt mittelfristig die Ausweitung von eigenen Produktionsstandorten in Europa. Einige Hersteller, wie BYD planen oder haben bereits Werke, um die Zölle zu umgehen, wie beispielsweise in Ungarn.
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