Elektroautos von BYD: Was ist Ihre Europa-Strategie, Frau Li?
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E-Autos: BYD-Vize im Interview:Kampfpreise als Strategie für Europa
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Sie ist die Nummer zwei des weltweiten Marktführers für Elektroautos BYD: Im Interview erklärt die Chinesin Stella Li die Strategie hinter dem neuen Angriff auf Europa.
Der chinesische Elektroautohersteller BYD ist der weltweite erfolgreichste. Nun möchte er auch den europäischen Markt mit Niedrigpreisen aufmischen.21.05.2025 | 1:39 min
Stella Li ist auf Marketingtour - dieser Tage in Rom, um den neuen Elektro-Kleinwagen des chinesischen Herstellers BYD zu präsentieren. Ein Auto, das es zumindest zum Start in Deutschland für einen Kampfpreis von knapp unter 20.000 Euro geben soll.
Li, 54 Jahre, ist eine der einflussreichsten Auto-Managerinnen der Welt: Als Nummer zwei des chinesischen Autoriesen BYD gibt sie international das Gesicht des Konzerns. Gerade erst wurde sie von internationalen Automobiljournalisten zur "World Car Person of the Year" gekürt - als erste Frau überhaupt. Im Interview mit ZDFheute lässt sie deutlich spüren, wie groß das Selbstbewusstsein des chinesischen Konzerns mittlerweile ist.
ZDFheute: Frau Li, Sie bringen mit dem "Dolphin Surf" jetzt ein billiges Elektroauto auf den Markt…
Stella Li: Moment. Nicht billig. Ich würde sagen: zugänglich.
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ZDFheute: Welches Ziel verbinden Sie mit diesem Auto?
Li: Das ist ein großer Schritt für uns. Deshalb haben wir für die Präsentation auch Rom ausgewählt - hier sehen Sie viele Kleinwagen auf den Straßen. Und wir sagen jetzt: Das ist ein Elektroauto für jeden.
ZDFheute: Das ist ein direkter Angriff auf deutsche Massenhersteller wie Volkswagen.
Li: Nein. VW ist doch nicht wirklich stark in diesem Sektor. Da gibt es andere Marken.
Quelle: ZDF
Wie BYD Europa erobern will, sehen Sie ab 19:25 Uhr am Montag (26. Mai 2025) bei WISO im ZDF.
ZDFheute: Ihr Erfolg in Deutschland ist bisher eher bescheiden. Im letzten Jahr hat BYD gerade mal 2.800 Autos in Deutschland verkauft. Deutlich weniger, als Sie wohl erwartet haben.
Li: Nein, nein. Letztes Jahr hat der Verkauf doch erst richtig angefangen. Im ersten Quartal dieses Jahres haben wir mehr Autos verkauft als im ganzen letzten Jahr.
Stella Li, Vizepräsidentin des chinesischen Elektro- und Hybridautoherstellers BYD.
Quelle: AFP
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ZDFheute: Volkswagen verkauft trotzdem weitaus mehr Elektroautos in Deutschland als BYD.
Li: Ja, sicher. VW ist eine Marke mit Tradition. Wir sind neu auf dem Markt, und wir arbeiten hart. Im April gab es über 1.600 Neuzulassungen von BYD, im Mai werden es über 2.000 sein. BYD kommt hier also mit großer Geschwindigkeit auf den Markt. Wir sind der einzige Autohersteller mit einer 400- bis 600-fachen Steigerungsrate!
ZDFheute: Deutsche Kunden bleiben trotzdem sehr skeptisch gegenüber chinesischen Autos. Wie wollen Sie die deutschen Verbraucher überzeugen?
Li: Wir müssen sie gar nicht überzeugen. Wir laden sie einfach ein, unsere Autos zu sehen und zu testen. Die Deutschen lieben Autos, sie sind die Experten. Sie werden das schöne Design von außen sehen. Und wenn sie die Tür öffnen, werden sie die hohe Qualität erleben.
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ZDFheute: Wie wichtig ist der Preis? Sie gehen jetzt mit einem Aktionspreis unter die symbolisch wichtige Marke von 20.000 Euro.
Li: Natürlich ist der Preis, ist die monatliche Rate ein wichtiger Faktor. Aber auch der Service danach ist sehr wichtig. Wir arbeiten daran, mehr Service-Werkstätten anzubieten, wir arbeiten dafür auch mit Dritten zusammen.
ZDFheute: Ein wichtiger Kritikpunkt gegenüber chinesischen Herstellern sind hohe Subventionen, die Ihre Firma und andere vom chinesischen Staat erhalten. Deshalb hat die EU im vergangenen Jahr Zölle auf chinesische Elektroautos eingeführt. Wie viel Geld hat BYD im letzten Jahr von der chinesischen Regierung bekommen?
Li: Das ist eine unfaire Behauptung. Es gibt keinen einzigen Beweis, dass eine chinesische Firma eine besondere Subvention erhält.
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ZDFheute: Also Sie sagen: BYD hat nicht einen Yuan erhalten?
Li: Nein, ich erkläre es Ihnen. Die Subvention richtet sich an die Industrie insgesamt. Also kann jeder, der in eine Produktion in China investiert, von diesen Subventionen profitieren - auch VW oder BMW.
ZDFheute: Branchen-Experten widersprechen dem vehement. Genau wie die EU-Kommission, die in einer Untersuchung das Gegenteil festgestellt hat.
Li: Ich weiß, dass sie das gesagt hat. Aber hat sie Beweise? Haben Sie einen einzigen Beweis gesehen, der belegt, dass chinesische Firmen unfaire Subventionen erhalten haben? Man kann doch nicht einfach sagen, nur weil eine chinesische Firma wettbewerbsfähig ist, muss sie eine Subvention erhalten haben. Das ist nicht fair.
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ZDFheute: Seit kurzem hat Deutschland eine neue Bundesregierung. Was erwarten Sie als Hersteller von Elektroautos von dieser Regierung?
Li: Ich denke, zum Wohle der ganzen Industrie und der Bürger sollte die Bundesregierung eine nachhaltige Politik verfolgen. Die Politik sollte nicht ständig vor und zurück gehen. Warum sind die Elektroautos in China so erfolgreich? Weil die chinesische Regierung dieses Ziel seit 20 Jahren verfolgt. Sie hatten ein Ziel: Die Zukunft gehört dem Elektroauto. Sie haben das in die Fünf-Jahres-Pläne implementiert, und sie haben nie daran gerüttelt.
In Europa sehe ich das Gegenteil. Da müssen Autohersteller weiterhin in den Verbrennungsmotor investieren - und zugleich in das Elektroauto. Das verwirrt die Kunden. Und es sind doppelte Kosten für die Hersteller.
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von Anne Sophie Feil
mit Video
ZDFheute: BYD investiert ja gerade in eine neue Fabrik in Ungarn. Kürzlich gab es das Gerücht, Sie würden sogar über eine Autofabrik in Deutschland nachdenken. Wäre das für BYD vorstellbar?
Li: Gerade eröffnen wir Fabriken in anderen Ländern, in Ungarn und der Türkei. Wir sind wie andere Firmen offen dafür, auch anderswo zu investieren, auch in Westeuropa. Und in Deutschland? Wir wissen es nicht.