China dominiert, Alternativen gesucht:Seltene Erden: Machtkämpfe um Metalle
von Sven-Hendrik Hahn
Seltene Erden sind gar nicht so selten. Aber sie sind enorm wichtig für Handys, Windräder und E-Autos. China kontrolliert fast die gesamte Verarbeitung. Warum ist das so?
Eine "Seltene Erden"-Mine in China.
Quelle: APSie heißen Europium oder Yttrium - Seltene Erden sind 17 chemische Elemente, ohne die in der modernen Technik kaum etwas läuft, so die Deutsche Rohstoffagentur (DERA): Sie machen Dauermagnete stark, Bildschirme hell und Motoren effizient.
Trotz ihres Namens sind sie nicht selten. Viele kommen häufiger vor als Gold. Doch sie treten nie in reiner Form auf und müssen in aufwendigen Verfahren aus Erzen gelöst und getrennt werden. Diese Prozesse sind teuer, energieintensiv und belasten die Umwelt - weshalb sich die meisten Länder aus der Förderung zurückgezogen haben.
Wofür braucht man Seltene Erden?
Die wichtigsten Elemente sind Neodym und Praseodym für starke Magneten, Dysprosium für Hitzestabilität und Europium für Leuchtstoffe. In einem Elektroauto stecken rund zwei Kilogramm Neodym-Magnete, in einem Windrad sogar über 500 Kilogramm. Damit gelten sie laut "Fraunhofer Leitprojekt Seltene Erden" als Schlüssel der Energiewende.
Die europäische Handelskammer schlägt wegen zunehmender Produktionsausfälle Alarm. Grund sind Chinas Exportkontrollen auf seltene Erden, erklärt Valerie Haller.
19.09.2025 | 1:39 minWarum heißen sie "Selten"?
Der Begriff stammt aus dem 18. Jahrhundert, als Chemiker die neuen Metalle entdeckten. Bedeutende Lagerstätten liegen in China, Myanmar, den USA, Australien, Afrika und in Skandinavien, berichtet die Rohstoffagentur DERA. Was sie selten macht, ist die Nutzbarkeit: Es braucht Wissen, Anlagen und Chemiekompetenz. Das vereint weltweit vor allem China.
Wie wurde China zum Dominator?
China erkannte in den 1980er-Jahren unter Deng Xiaoping, wie strategisch wichtig diese Metalle sind. Mit Subventionen, geringen Umweltauflagen und gezielter Industriepolitik baute das Land eine vollständige Wertschöpfungskette auf - vom Bergbau über die Raffination bis zur Magnetproduktion. Heute stammen laut Deutscher Rohstoffagentur etwa 65 bis 70 Prozent der weltweiten Förderung und über 85 Prozent der Weiterverarbeitung aus China. Mit Milliardenaufwand versucht vor allem Indien, zu China aufzuschließen.
Der Handelskonflikt zwischen China und den USA machte die Abhängigkeit sichtbar: Als China 2019 mit Exportbeschränkungen drohte, stiegen die Preise sprunghaft. Seither gelten Seltene Erden als Machtinstrument.
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Wie reagieren Europa und andere Staaten?
Die EU versucht, Abhängigkeiten zu verringern. Mit dem Critical Raw Materials Act will Brüssel bis 2030 erreichen, dass mindestens 10 Prozent des Bedarfs aus europäischen Quellen stammt und 15 Prozent recycelt werden.
Die Rebellengruppe M23 kontrolliert im Osten des Kongo die Provinz Kivu und damit den Zugang zu seltenen Erden. An diesen Rohstoffen sind auch Europa und die USA interessiert.
30.07.2025 | 6:26 minLaut der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) laufen aktuell Projekte in Schweden, Norwegen und Grönland, zudem forscht man in Deutschland an Recyclingverfahren. Gleichzeitig entstehen Allianzen zwischen EU-Staaten und Australien, Kanada oder afrikanischen Ländern, um neue Lieferketten aufzubauen.
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Die Abhängigkeit von China wird das wohl kaum verringern: Die Internationale Energieagentur (IEA) warnte bereits, dass selbst bei erfolgreichem Ausbau die Nachfrage bis 2030 um das Doppelte steigen könnte.
Weltweit werden sie gebraucht: Seltene Erden. China dominiert die Produktion der Rohstoffe, hat vor kurzem aber den Export gestoppt. Der Rohstoffkrieg ist längst ausgebrochen.
05.06.2025 | 3:05 minWie groß ist der Markt?
Der globale Markt für Seltene Erden ist rein zahlenmäßig eher winzig: Er hat ein Volumen von vier bis acht Milliarden US-Dollar jährlich. Doch die Bedeutung ist enorm: Mehr als eine Million Arbeitsplätze allein in Deutschland hängen direkt von der Verarbeitung Seltener Erden ab, so eine Studie der Unternehmensberatung McKinsey - ein kompletter Ausfall Chinas als Lieferant würde eine Wertschöpfung von 370 Milliarden Euro betreffen.
Einige Konzerne haben begonnen, strategische Vorräte anzulegen, um Engpässe abzufedern. Auch Recycling rückt stärker in den Fokus: In Deutschland etwa arbeitet das Helmholtz-Institut Freiberg (Sachsen) an Verfahren, mit denen aus alten Magneten Neodym gewonnen werden kann. Echte Ersatzstoffe für Seltene Erden sind bisher kaum marktreif. Die Kontrolle über diese Metalle wird damit mehr und mehr eine Frage globaler Macht, die China ausspielt.
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