Experte: Bei seltenen Erden "keine Alternative" zu China

Interview

Engpass bei Rohstoffen:Experte: Bei seltenen Erden "keine Alternative" zu China

|

China schränkt den Export seltener Erden weiter ein - mit Folgen für die Industrie auch in Deutschland. Rohstoffhändler Matthias Rüth erklärt, warum die Lage kritisch ist.

Seltene Erden

China dominiert den Weltmarkt für seltene Erden und erpresst damit die USA im Handelsstreit. Auch Deutschland gerät unter Druck, warnt ein Rohstoffhändler bei ZDFheute live.

15.10.2025 | 9:48 min

China kontrolliert einen Großteil der weltweiten Produktion und Verarbeitung seltener Erden - jener Metalle, die für Hightech-Produkte wie Smartphones, Elektroautos oder Windkraftanlagen unverzichtbar sind.

Nun hat Peking im Handelsstreit mit den USA die Ausfuhr weiterer Elemente eingeschränkt. Die Folgen sind weltweit spürbar - auch in Deutschland wächst die Sorge um Versorgungssicherheit und wirtschaftliche Stabilität.

Sehen Sie oben das ganze Interview mit Matthias Rüth, Geschäftsführer beim Rohstoffhändler Tradium, im Video und lesen Sie es hier in Auszügen.

Das sagt Rüth zu ...

... der aktuellen Marktsituation bei seltenen Erden

Die Lage sei mittlerweile "sehr ernst". Die Exportrestriktionen wurden "auf nunmehr insgesamt 12 seltene Erden ausgedehnt", sagt Rüth. Das habe "gravierende Auswirkungen" auf den Markt, wodurch die Lage "relativ unkalkulierbar" geworden sei.

Schaltgespräch zwischen heinz Wolf und Frank Bethmann

"Die Abhängigkeit von China ist grundsätzlich ein Problem", sagt Frank Bethmann an der Börse.

15.10.2025 | 1:24 min

"Es kommen zwar Mengen heraus, aber nur sehr limitiert und auch oft sehr zeitverzögert", so Rüth weiter. Für die verarbeitende Industrie bedeute das: Die Versorgung ist nicht mehr planbar.

Das ist eine Situation, die wir uns vor wenigen Jahren nicht hätten vorstellen können.

Matthias Rüth, Geschäftsführer bei Tradium

Vor allem die verarbeitende Industrie in Deutschland stehe damit unter Druck. "Unsere Industriekunden werden natürlich langsam nervös, weil auch wir nicht alle Anfragen vollumfänglich bedienen können", erklärt Rüth. Selbst größere Händler könnten derzeit nur eingeschränkt liefern.

Die Moderatorin Hanna Zimmermann im Schaltgespräch mit Valerie Haller

Die europäische Handelskammer schlägt wegen zunehmender Produktionsausfälle Alarm. Grund sind Chinas Exportkontrollen auf seltene Erden, erklärt Valerie Haller.

19.09.2025 | 1:39 min

… den Folgen für Deutschland

Nach Einschätzung von Rüth könnten die Engpässe weitreichende Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt haben. In Deutschland arbeiten laut einer aktuellen Analyse rund eine Million Menschen in Branchen, die auf seltene Erden angewiesen sind - etwa in der Elektronik-, Auto- oder Energiewirtschaft.

Wenn irgendwo eine Produktion steht, und es kein verkaufsfähiges Endprodukt mehr gibt - dass dann auch Arbeitsplätze darunter leiden, ist ganz klar.

Matthias Rüth, Tradium

Besonders kritisch sei, dass viele Unternehmen keine größeren Vorräte seltener Erden angelegt hätten. Laut Rüth ist es für eine strategische Lagerhaltung zudem inzwischen oftmals zu spät. Selbst hohe Investitionen könnten daran nichts ändern, da die nötigen Mengen seiner Ansicht nach schlicht nicht mehr verfügbar seien.

Man erkennt einen kleinen Jungen, der eine Waffe hält

Die Rebellengruppe M23 kontrolliert im Osten des Kongo die Provinz Kivu und damit den Zugang zu seltenen Erden. An diesen Rohstoffen sind auch Europa und die USA interessiert.

30.07.2025 | 6:26 min

… möglichen Lösungen der Engpässe in der Beschaffung

Schnelle Lösungen bei der Rohstoffknappheit sieht der Experte nicht. "Was da so im Raum steht, wird sich aus unserer Einschätzung heraus noch einige Jahre hinziehen." Auf dem Weltmarkt gebe es "keine Alternative" zu China.

Das Land habe schon in den 90er Jahren das Potenzial seltener Erden erkannt. Obwohl die Rohstoffe auch in anderen Teilen der Welt vorkommen, habe China deshalb einen enormen Vorsprung in der nötigen Infrastruktur und technischen Expertise.

In Deutschland könne das Recycling vorhandener Materialien kurzfristig zwar etwas helfen. Nach Rüths Einschätzung sei diese aber allenfalls eine Zwischenlösung und keine dauerhafte Alternative für eine sichere Versorgung. Rüth resümiert:

Aktuell lässt eben China die Muskeln spielen und zeigt dem Rest der Welt, in welch starker Position sie sind und demonstriert dies auch sehr konsequent.

Matthias Rüth, Tradium

Das Interview führte ZDF-Moderator Christian Hoch. Zusammengefasst hat es Tim-Niklas Grimm.

Thema