Apple, Meta und Co.: So bremst Big Tech Europas Digitalgesetze

US-Giganten Apple, Meta und Co.:So bremst Big Tech Europas Digitalgesetze

von Sven-Hendrik Hahn
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Die EU will Tech-Giganten wie Apple, Google und Co. mit strengen Gesetzen zähmen, zum Ärger von US-Präsident Trump. Doch passiert ist nicht viel - auch wegen Tricks der Konzerne.

Hand zeigt auf Vorhängeschloss mit EU-Sternen: Die EU will Tech-Giganten wie Google und Meta regulieren.
Amazon, Google & Co. dominieren den digitalen Alltag. Die EU will das ändern – mit neuen Gesetzen. Doch die Umsetzung stockt. Was bedeutet das für Verbraucher und digitale Rechte?14.07.2025 | 3:52 min
In der US-Regierung unter Präsident Donald Trump ist die Empörung über Europas Digitalgesetze groß. EU-Vorgaben wie die Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) oder die neuen Regeln zu Online-Marktplätzen und Sozialen Netzwerken wurden in Washington als "unfaire Handelsbarrieren" kritisiert.
Der transatlantische Zollstreit ist damit längst auch ein Streit um digitale Souveränität - und ein Machtkampf mit Big Tech, den mächtigsten und reichsten Unternehmen der Welt.
Die US-Unternehmer Sundar Pichai, Jeff Bezos, Elon Musk und Zuckerberg bei der AMtseinführung von US-Präsident Trump
Sie gehören zu den reichsten Männern der Welt. Seit Trump an der Macht ist, sitzen die Chefs der großen US-Tech-Konzerne wie Meta und X sozusagen direkt im Weißen Haus - eine gefährliche Allianz.20.05.2025 | 9:02 min

Europas Alltag läuft über US-Plattformen

US-Konzerne wie Apple, Google, Amazon und Meta mit Facebook, Instagram und WhatsApp bestimmen unseren digitalen Alltag - mit enormer Marktmacht, riesigen Datenmengen und Einfluss auf Kommunikation, Konsum und gesellschaftliche Debatten.
Bis zu einem Drittel ihrer weltweiten Umsätze erzielen sie in Europa. Entsprechend hart umkämpft ist seine Regulierung.
xy
Seit der Machtübernahme von Trump wird die Abhängigkeit von Google, Microsoft oder Amazon oft kritisch gesehen. Alternativen bieten eigene Rechenzentren, wie das der Stadt München.03.07.2025 | 1:41 min

Brüssel gegen Big Tech: Verfahren ohne Konsequenz

Auf dem Papier stark, in der Praxis schwach: "Die Kommission ist sehr zögerlich", kritisiert Jan Penfrat vom Netzwerk für digitale Rechte EDRi.

Es gab rund 50 Verfahren, aber kaum eine finale Entscheidung.

Jan Penfrat, Netzwerk für digitale Rechte EDRi

Elon Musk, Tech-Milliardär und Besitzer von «Tesla» und «X», hört zu, während der designierte US-Präsident Trump während eines Treffens mit dem Kongresskomitee der Republikaner spricht.
Einerseits will die EU die Macht großer Tech-Konzerne einschränken, andererseits sind Plattformen wie X für die politische Kommunikation unverzichtbar geworden. 17.11.2024 | 2:41 min
Die Tech-Konzerne verfügen über so viel Geld und Personal, dass sie jede Maßnahme bis zur höchsten Instanz anfechten können. Das bindet Ressourcen auf allen Ebenen - und verzögert Konsequenzen.
Viele Unternehmen halten sich laut Penfrat formal an die Vorgaben, reizten sie aber bis zum Äußersten aus - in Europa spreche man von "Malicious Compliance": "Sie machen nur das, was sich gar nicht mehr vermeiden lässt".

Politischer Druck: Innovation gegen Regulierung?

Hinzu kommt: Auch in Teilen der Politik wird Regulierung als Bedrohung für Europas Wettbewerbsfähigkeit gegenüber den USA oder China gesehen. "Viele Politiker fürchten, mit zu viel Regulierung Investoren zu verschrecken", erklärt Penfrat. Doch dieser Zielkonflikt sei konstruiert.

Das ist eine politische Debatte - keine faktenbasierte.

Jan Penfrat, Netzwerk für digitale Rechte EDRi

SGS Sievers Beckedahl
Gegenüber den sozialen Diensten von Meta brauche es "gemeinwohlorientierte Alternativen". Diese müssten auch öffentlich gefördert werden, so Digitalexperte Markus Beckedahl.14.04.2025 | 5:48 min

Datenschutz bleibt ein Papiertiger

Die DSGVO gilt zwar als scharfes Datenschutzgesetz - doch in der Praxis wird es nur zögerlich durchgesetzt. Viele nationale Datenschutzbehörden sind personell unterbesetzt. Große Konzerne kalkulierten Strafen zudem ein und wägten ab zwischen möglichem Gewinn und drohenden Strafen.
Trotz Datenschutz: "Noch immer fließen Daten massenhaft in die USA", warnt Penfrat. Möglich sei damit gezielte Werbeausspielung, aber auch politische Beeinflussung.

Künstliche Intelligenz regulieren

Mit dem "AI Act" kommt ein weiterer Hebel hinzu: Das Gesetz soll Transparenz, Sicherheit und Menschenrechte bei Künstlicher Intelligenz gewährleisten - etwa bei Systemen wie ChatGPT, Googles "Gemini" oder dem chinesischen "Deep Seek". Verstöße müssten konsequent geahndet werden, sonst drohe dieses Gesetz zu verpuffen, mahnt Penfrat.
Florian Weiss und Bettina Gayk im Gespräch
Bettina Gayk, die Datenschutzbeauftragte von Nordrhein-Westfalen, gibt Tipps, wie Sie Ihre Daten auf Facebook, Instagram und WhatsApp schützen können.20.05.2025 | 5:26 min

Die Rolle der Nutzerinnen und Nutzer

Trotz aller Hürden sieht Penfrat Europa in einer starken Position. Die Plattformen könnten den Markt nicht einfach verlassen. Die EU hat die Chance, weltweit Standards zu setzen: "Wir haben jetzt zum ersten Mal Regulierung, die die Macht der Tech-Konzerne einschränken kann", sagt Penfrat. Es brauche politischen Willen - und gesellschaftlichen Druck.

Wenn wir feststellen, dass Plattformen nicht im Interesse der Nutzer handeln, sollten wir uns auch selbst fragen, ob wir sie weiter nutzen wollen.

Jan Penfrat, Netzwerk für digitale Rechte EDRi

Schaltgespräch Börse Wehrmann Mainitz
US-Techkonzerne sollen ihre marktbeherrschende Stellung ausgenutzt haben, fasst Sina Mainitz an der Frankfurter Börse die Begründung der EU-Strafen gegen Apple und Meta zusammen.23.04.2025 | 1:48 min

Verhandlung im Zollstreit?

Den USA sind die EU-Gesetze ein Dorn im Auge. Donald Trump würde gerne über sie verhandeln, wenn es um Strafzölle und Handelsschranken geht. Doch Penfrat widerspricht: "Die Gesetze gelten für alle Unternehmen, die in Europa tätig sind, unabhängig davon, wo die Unternehmen ihren Hauptsitz haben", so der Experte.

Deswegen wäre eine Sonderregelung für US-Unternehmen höchst unfair.

Jan Penfrat, Netzwerk für digitale Rechte EDRi

Er ist aber optimistisch, dass die EU-Kommission verstanden habe: EU-Gesetze sind nicht verhandelbar.

Big Tech, Datenschutz und die EU