Wirtschaft in Deutschland: Wird 2026 zum Jahr des Aufschwungs?

Analyse

Nach "Herbst der Reformen":Kann die deutsche Wirtschaft 2026 endlich durchstarten?

von Frank Bethmann

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Nach Jahren der Flaute setzt Deutschland auf Reformen und Investitionen. Doch wird 2026 tatsächlich das Jahr des Aufschwungs - oder bleibt die Erholung ein Strohfeuer?

Arbeiter am Laptop

Ein Herbst der Reformen sollte die Wirtschaft stärken, das hat die Bundesregierung versprochen. Doch was wurde bisher tatsächlich umgesetzt?

01.12.2025 | 4:09 min

Die nüchterne Wirtschafts-Bilanz der letzten drei Jahre in Deutschland lautet: gerade mal zwei Quartale mit Wachstum. Und bislang ist es der Koalition aus CDU, CSU und SPD nicht gelungen, das Ruder herumzureißen. "Die Erwartungen an die neue schwarz-rote Bundesregierung waren hoch. Wahrscheinlich zu hoch", sagt Moritz Kraemer, Chefvolkswirt der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW).

Aus dem Herbst der Reformen sind seiner Meinung nach bislang "eher Wochen der Reförmchen" geworden. Auch andere Ökonomen kritisieren, dass die von der Bundesregierung getroffenen Maßnahmen nicht tiefgreifend genug seien. Aktivrente, Bürgergeld-Reform und Investitionsprogramme seien wichtig, würden aber keine strukturellen Probleme lösen.

Experte: Braucht mehr Reformen gegen strukturelle Probleme

"Da muss mehr kommen", urteilt dementsprechend Klaus Wohlrabe vom Ifo-Institut. "Es reicht nicht, um die strukturellen Probleme zu lösen." Die seien ja meistens bekannt. Energie müsse bezahlbarer, Bürokratie abgebaut werden, Unternehmen fordern Steuerentlastungen.

Aber wie so oft ist es kein Erkenntnis-, sondern ein Umsetzungsproblem.

Klaus Wohlrabe, Ifo-Institut

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Ende der Rezession für 2026 erwartet

Bei all dem Schatten sieht Moritz Kraemer aber auch einen Lichtblick: "Deutschland sollte 2026 endlich wieder aus der Rezession auftauchen." Getragen, so der Ökonom weiter, vor allem durch die massiven Ausgabenprogramme für Verteidigung und Infrastruktur.

Dennoch bleibt die LBBW mit einem erwarteten Wirtschaftswachstum von 0,8 Prozent am unteren Rand der Erwartungen. Die optimistischeren Prognosen anderer Institute reichen in der Spitze bis zu 1,6 Prozent. Was aber zeigt, die Bäume wachsen auch im kommenden Jahr nicht in den Himmel. Mit einem breit angelegten Aufschwung ist also nicht zu rechnen.

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Export fällt als Wachstumsmotor aus

Zudem belasten auch 2026 altbekannte Risiken: Die US-Handelspolitik hat mit der Erhöhung der Importzölle Sand ins Getriebe des deutschen Handels gestreut. Und die Aussichten bleiben auch für 2026 trüb: "Viele der neuen US-Zölle sind so hoch, dass Geschäfte schlichtweg unmöglich werden - für zahlreiche deutsche Exporteure bedeutet das faktisch den Verlust des US-Marktes", sagt Dirk Jandura, Präsident des Bundesverbandes Großhandel, Außenhandel (BGA). Ein alarmierender Befund, schließlich hängt hierzulande fast jeder vierte Job vom Export ab.

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Arbeitsmarktexperte: Keine Entlastung bei der Erwerbstätigkeit in Sicht

Insgesamt steht das verarbeitende Gewerbe vor schwierigen Jahren. "Vor allem die Industrie ist in der Krise, die Branche verliert mehr als 10.000 Jobs im Monat", so Enzo Weber vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB).

Dieser Trend ist nur umzukehren, wenn es eine durchgreifende wirtschaftliche Erneuerung gibt.

Enzo Weber, Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung

Die aber, so Weber weiter, sei nicht in Sicht. Da müsse von der Bundesregierung "mehr kommen, unter anderem zur Infrastruktur der Zukunft, zur Entwicklung innovativer Märkte, zur Förderung von Gründungen".

Auch das IAB sieht im kommenden Jahr keinen klaren Wirtschaftsaufschwung. Deshalb erwartet Weber, dass es "bei der Erwerbstätigkeit nur zu einer Stagnation reichen wird". Was aber auch bedeuten würde, dass der Arbeitsmarkt unter Druck bleibt.

Container im Hamburger Hafen

Die anhaltende Wirtschaftskrise führt zu einem branchenübergreifenden Firmensterben. Tausende Menschen haben ihre Arbeitsplätze bereits verloren, weiteren droht dies.

02.12.2025 | 4:30 min

Autoindustrie in Deutschland weiter in der Transformation

Auch in einer der wichtigsten Branchen in Deutschland, der Automobilindustrie, dürfte der Arbeitsplatzabbau im kommenden und den darauffolgenden Jahren weitergehen: "Der Wandel hin zur Elektromobilität wird zu Beschäftigungsverlusten führen", sagt Hildegard Müller, Präsidentin des Verbands der Automobilindustrie (VDA).

Zwar sei die geringere Beschäftigung zuallererst nicht Ausdruck einer Krise, sondern Teil der Transformation, so Müller weiter, entscheidend aber seien die politischen Rahmenbedingungen.

Alles, was Wachstum schafft, muss jetzt politisch angegangen werden.

Hildegard Müller, Verband der Automobilindustrie VDA

Wirtschaftliche Erholung dürfte auch 2026 auf wackligen Beinen stehen

So sieht es auch Klaus Wohlrabe vom Ifo-Institut. Er schränkt jedoch ein: "Die Industrie muss aber auch selber etwas dafür tun und nicht nur auf die Wirtschaftspolitik hoffen. Die Unternehmen sind auch selber dafür verantwortlich, im internationalen Wettbewerb zu bestehen. Und dieser ist definitiv härter geworden."

Es sind Aussagen, die erahnen lassen: Die wirtschaftliche Erholung dürfte auch im kommenden Jahr auf wackligen Beinen stehen.

Über dieses Thema berichtete WISO am 01.12.25 ab 19:25 Uhr.

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