Globaler Handel: Export-Boom: China zieht vorbei

Globaler Handel:Export-Boom: China zieht vorbei

Valerie Haller
von Valerie Haller
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China überschwemmt Europa mit seinen Waren. Das trifft vor allem Deutschland. Laut Ökonomen spielt China dabei nicht immer Fairplay. Welche Industrien besonders angreifbar sind.

BYD Explorer No. 1
Chinas Preispolitik hat den Konkurrenzdruck für europäische Hersteller stark erhöht.
Quelle: picture alliance / CFOTO

Chinas aufstrebende Wirtschaft war für die deutsche Industrie jahrelang ein gutes Geschäft, ein Wachstumsmotor sogar. Doch die Zeiten sind vorbei. China hat sich vom Kunden zum harten Wettbewerber gemausert. Vom Lehrling zum Meister sozusagen. Die Zahlen sind eindeutig: Laut Statistischem Bundesamt sind die deutschen Exporte im vergangenen Jahr um 1,7 Prozent auf rund 1,55 Billionen Euro gesunken.
Die chinesischen Ausfuhren hingegen legten nach Pekinger Angaben um stramme 7,1 Prozent auf über drei Billionen Euro zu. Da zeichnet sich ein Trend ab. Die Chinesen vermelden zum achten Mal in Folge ein Plus beim Export. In Deutschland hingegen sind die weltweiten Ausfuhren bereits seit 2023 rückläufig.
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Seit China mit den USA über Zölle streitet, leitet das Land viel Ware nach Europa und ganz besonders auch nach Deutschland. Die deutsche Industrie im Gegenzug setzt in China deutlich weniger Produkte ab.
"Während unsere Ausfuhren ins Reich der Mitte im Zeitraum bis April um 16 Prozent gegenüber dem Vorjahr sanken, nahmen die Einfuhren aus China um zehn Prozent zu", meint Jürgen Matthes vom Institut der deutschen Wirtschaft (IW). Ein Ungleichgewicht, das auch auf niedrigere Preise zurückzuführen ist.

Experte: "Nicht immer Fairplay in China"

Wegen Überkapazitäten tobt in China ein Preiskampf. Das macht chinesische Produkte auch über die eigenen Landesgrenzen hinaus günstiger.

Problematisch dabei ist, dass Chinas Firmen unfair gedopt sind durch hohe Subventionen des staatskapitalistischen Systems, die vom Anfang bis zum Ende der Wertschöpfungskette reichen.

Jürgen Matthes, Institut der deutschen Wirtschaft

Damit würden auch eigentlich effizient produzierende Firmen in Deutschland und Europa aus dem Markt gedrängt.
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Weltweit werden sie gebraucht: Seltene Erden. China dominiert die Produktion der Rohstoffe, hat vor kurzem aber den Export gestoppt.05.06.2025 | 3:05 min

Qualität chinesischer Produkte wird besser

Chinas Aufholjagd basiert nicht nur auf günstigeren Preisen, sondern beruht auch auf einer simplen Wahrheit: Die Produkte werden einfach besser. Philipp Böing, Ökonom und Professor für Empirische Innovationsforschung an der Goethe-Universität Frankfurt, sagt:

Die chinesischen Wettbewerber haben immer weiter aufgeholt und sind zunehmend in Produktbereichen und Industriesegmenten aktiv, in denen die deutsche Industrie traditionell sehr gut aufgestellt war.

Philipp Böing, Ökonom

Insbesondere in Bereichen der Digitalisierung und der generativen Künstlichen Intelligenz seien chinesische Firmen "teilweise schon über die technologische Leistungsfähigkeit deutscher Wettbewerber hinausgeklettert".
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Welche Branchen besonders angreifbar sind

Laut IW ist Chinas Preispolitik vor allem ein Problem für die Bereiche Maschinenbau, Autoindustrie, Chemie und Pharma. "Unternehmen, die es verpasst haben, sich rechtzeitig für die Zukunft aufzustellen, etwa auf die Elektrifizierung der Mobilität, bekommen den chinesischen Konkurrenzdruck umso mehr zu spüren", erklärt IW-Experte Matthes.
Dass deutsche Autohersteller bei der E-Mobilität abgehängt werden, zu diesem Ergebnis kommt der internationale Umweltforschungsverbund ICCT in seinem jährlichen "Global Automaker Rating". Während die Organisation BMW, Mercedes-Benz und VW in den vergangenen Jahren im internationalen Vergleich noch weit vorn gesehen hatte, zogen nun vor allem neue Konkurrenten aus China vorbei.
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Viele Jahre haben deutsche Autobauer mit Exporten nach China sehr gut verdient. Doch nun holen die chinesischen Hersteller rasant auf.05.05.2025 | 1:29 min

Strafzölle wie Trump?

Viele Ökonomen meinen, dass die Politik nun gefordert sei bei Themen wie Energie, Fachkräftemangel und Bürokratie. Das IW sieht aber auch die EU am Zug.
"Wenn sich unfaire Wettbewerbsverzerrungen durch China nachweisen lassen und wenn sie die europäische Industrie schädigen, sind Ausgleichszölle ein legitimes Mittel", sagt Matthes.

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