Wirtschaft mit leichtem Wachstum - Prognosen korrigiert
Institute korrigieren Prognosen:Deutsche Wirtschaft mit leichtem Wachstum
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Die deutsche Wirtschaft soll laut aktueller Prognosen im Sommer stärker wachsen, als gedacht. Wirtschaftswissenschaftler Jörg Rocholl sieht den Aufschwung aber mit Vorsicht.
Gleich vier Wirtschaftsinstitute haben für das kommende Jahr ihre Prognosen angehoben - und zwar stark. Grund sind die erhöhten Ausgaben der neuen Regierung und erwartete Reformen.12.06.2025 | 2:51 min
Drei große Wirtschaftsinstitute haben ihre Wachstumsprognosen für Deutschland für das laufende und das kommende Jahr deutlich nach oben korrigiert. Das Ifo-Institut in München, das RWI Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung in Essen und das Kiel Institut für Weltwirtschaft (IfW) gehen in ihren an diesem Donnerstag vorgestellten Sommerprognosen von 0,3 Prozent Wachstum im laufenden Jahr aus. Im Jahr 2026 dürfte die deutsche Wirtschaft demnach um 1,5 bis 1,6 Prozent wachsen.
Stephanie Barrett, ZDF-Wirtschaftsexpertin, sagt, die Milliarden des Investitionspakets seien zwar Schulden, aber "richtig investiert können sie langfristiges Wachstum bewirken."12.06.2025 | 2:02 min
Das RWI und das IfW korrigierten damit vor allem ihre Prognosen für das laufende Jahr. Die Essener waren im Frühjahr noch von einem Rückgang der Wirtschaftsleistung um 0,1 Prozent und die Kieler von einem Nullwachstum ausgegangen.
Bei der Prognose für das kommende Jahr war das Ifo-Institut im Frühjahr nur von 0,8 Prozent Wachstum ausgegangen und korrigierte dies nun deutlich um 0,7 Prozentpunkte nach oben. Das RWI und das IfW sehen eine leicht verbesserte Lage im kommenden Jahr.
Die Krise der deutschen Wirtschaft hat im Winterhalbjahr ihren Tiefpunkt erreicht.
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Timo Wollmershäuser, Ifo-Konjunkturchef
"Ein Grund für den Wachstumsschub sind die angekündigten Fiskalmaßnahmen der neuen Bundesregierung", erklärte Ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser. Auch RWI und IfW gehen davon aus, dass sich das Sondervermögen der Bundesregierung für Investitionen besonders im kommenden Jahr bemerkbar machen wird.
Wirtschaftspolitik ist ein Schwerpunkt im Koalitionsvertrag. Wirtschaftsinstitute sehen darin gute Ansätze, aber noch viele Leerstellen.11.04.2025 | 2:23 min
Wachstum dank vorgezogener USA-Exporte
Im ersten Quartal 2025 habe die Wirtschaftsleistung mit einem Plus um 0,4 Prozent bereits "kräftig" zugelegt, führten die Experten aus. Sowohl das RWI als auch das Ifo führen die Entwicklung in den ersten drei Monaten des Jahres allerdings vor allem auf vorgezogene Exporte in die USA zurück. Die Ausfuhren hatten deutlich zugelegt, weil viele Importeure jenseits des Atlantiks in Erwartung hoher Zölle von US-Präsident Donald Trump ihre Lager aufgefüllt hatten.
Aber auch der private Konsum und die Investitionen in Deutschland hätten zugelegt, hieß es weiter.
Der zunehmende Optimismus speist sich vermutlich auch aus der Hoffnung, dass mit der neuen Koalition der wirtschaftspolitische Stillstand endet und es im Handelsstreit mit den USA zu einer Einigung kommen wird.
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Timo Wollmershäuser, Ifo-Konjunkturchef
Die G7-Finanzminister ringen um Lösungen im Zollkonflikt mit den USA und um Wege zu mehr Wirtschaftswachstum.22.05.2025 | 2:33 min
Stabilisierung auf niedrigem Niveau
Bereits im April bekam vor allem die Außenwirtschaft dann bereits wieder einen Dämpfer, die Exporte seien "spürbar" zurückgegangen, erklärte das RWI. "Auch der private Konsum verliert wieder an Schwung - Hinweise darauf liefern die kräftig eingebrochenen realen Einzelhandelsumsätze im April."
Auch das IfW Kiel sieht dennoch die Talsohle als erreicht. "Die Frühindikatoren bestätigen unsere Einschätzung, dass die Industrie nach zweijähriger Talfahrt nun - auf niedrigem Niveau - ihren Boden gefunden hat", erklärte IfW-Konjunkturchef Stefan Kooths.
Die Wirtschaft schlägt vor, einen Feiertag zu Gunsten der schwächelnden Konjunktur zu streichen.09.06.2025 | 1:34 min
Wirtschaftsexperte sieht noch keinen Durchbruch
Wirtschaftswissenschaftler und Präsident der Wirtschaftshochschule ESMT Berlin, Jörg Rocholl, sieht den unerwartet guten Jahresauftakt noch skeptisch.
Es ist viel zu früh, den großen Durchbruch daraus abzuleiten.
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Jörg Rocholl, Präsident Wirtschaftshochschule ESMT Berlin
Es sei wichtig, zu sehen, dass Deutschland im Vergleich mit anderen Industrienationen noch hinten dranhänge, sagte er im ZDF morgenmagazin. Es müssten vernünftige Reformen her und die bisher angekündigten Maßnahmen der Regierung sind für Rocholl nicht genug. "Das ist nicht mal eben nur so ein konjunkturelles Absenken." Deutschland befinde sich in einer gravierenden strukturellen Krise und die Reformen müssten über das hinausgehen, was im Koalitionsvertrag drin steht.
Trotz Stabilisierung lasse sich aus dem derzeitigen Wirtschaftsaufschwung nicht der "großen Durchbruch" ableiten, so Wirtschaftswissenschaftler Prof. Jörg Rocholl.
12.06.2025 | 4:44 min
US-Zölle bedrohen Wirtschaftswachstum
Zudem berge die US-Handelspolitik weiterhin große Risiken. "Deutschland proftiert enorm davon, dass es keine Barrieren gibt im internationalen Handel, das heißt Deutschland wird auch immer dann eher getroffen, wenn es diese Barrieren gibt", so Rocholl.
Bei einer Eskalation könnte eine erneute Rezession drohen.
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Timo Wollmershäuser, Ifo-Konjunkturchef
Auch die nach oben korrigierte Prognose der Institute wird von den derzeit geltenden Trump-Zölle gedämpft. Ohne den Handelskonflikt würde das Wachstum in Deutschland im laufenden Jahr 0,1 Prozentpunkte und im kommenden Jahr 0,3 Prozentpunkte höher ausfallen, erklärte das Ifo.