Politik pusht E-Autos in Firmen: Raus aus der Wirtschaftsflaute?
Politik pusht E-Autos in Firmen:Mit E-Mobilität raus aus der Wirtschaftsflaute?
von Anne Sophie Feil
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Die lahmende Wirtschaft ankurbeln – eine der großen To Dos der Regierung. Mehr Förderung von E-Mobilität soll helfen. Dafür erntet sie Lob, aber auch Kritik.
E-Autos als Firmenwagen sollen steuerlich deutlich attraktiver werden.
Quelle: dpa
Das Bundeskabinett hat ein Gesetz für ein steuerliches Investitionsprogramm zur Stärkung des Wirtschaftsstandorts Deutschland beschlossen. Bundestag und Bundesrat müssen noch zustimmen.
Bundesfinanzminister Lars Klingbeil (SPD) bringt damit ein Paket auf den Weg, das unter anderem den Umstieg auf E-Autos in Unternehmen beschleunigen soll. Maximilian Kall, Sprecher des Bundesfinanzministeriums, betont:
Das Ziel aller ist, jetzt die Wirtschaft anzukurbeln, jetzt tatsächlich Arbeitsplätze zu sichern, Unternehmen zu stützen und Investitionen zu mobilisieren. Damit wollen wir eben sofort loslegen.
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Maximilian Kall, Sprecher des Bundesfinanzministeriums
Steuervorteile für elektrische Dienstwagen
Ein Kernpunkt: E-Autos als Firmenwagen sollen steuerlich deutlich attraktiver werden. Ab Juli 2025 können Unternehmen 75 Prozent der Kosten für rein elektrische Autos bereits im Jahr des Kaufs von der Steuer absetzen.
Zudem steigt die Obergrenze für den Bruttolistenpreis von E-Dienstwagen, die steuerlich begünstigt werden, von 70.000 auf 100.000 Euro. Diese Sonderregelungen gelten für Fahrzeuge, die zwischen Juli 2025 und Dezember 2027 gekauft werden.
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Unternehmen als Booster für E-Mobilität
Mit dem neuen Gesetz will die Regierung also zum einen Unternehmen beim Kauf von E-Autos steuerlich entlasten. Zum anderen soll es helfen, die Mobilitätswende in Deutschland voran zu bringen. Autoexperte Prof. Stefan Bratzel erklärt, Autobauer und Zulieferer hätten mit einem schnelleren Wachstum bei E-Autos gerechnet.
Unter anderem wegen der schwachen Nachfrage seien sie nun unter Druck. In Deutschland sind lauf Kraftfahrt-Bundesamt rund 2,7 Millionen Elektroautos zugelassen. Mehr als die Hälfte davon sind Dienstwagen. Gewerbliche Kunden bieten also viel Potenzial. Ein zusätzlicher Kaufanreiz für Unternehmen sei daher sinnvoll, meint Bratzel.
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Langfristige Planungssicherheit für die Autoindustrie
Ihm zufolge sei das Wachstum der Elektromobilität für die deutsche Autoindustrie enorm wichtig. "Ein Hochlauf sorgt für Skaleneffekte, die absolut notwendig sind, um die Preise für Elektrofahrzeuge zu senken und dann auch im Wettbewerbsvergleich stärker zu werden", so Bratzel.
Aus diesem Grund begrüßt auch der Verband der Autoindustrie (VDA) die Regierungspläne. VDA-Chefin Hildegard Müller sieht darin "wichtige Signale für Investitionen in Elektromobilität".
Die geplanten steuerlichen Anreize bei der Förderung können wertvolle und nachhaltige Impulse für die Marktentwicklung der E-Mobilität leisten.
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Hildegard Müller, Präsidentin des VDA
Kritik kommt unterdessen von der Verbraucherseite. Kerstin Bartels, Sprecherin der HUK-Coburg, warnt davor, die privaten Autofahrer aus dem Blick zu verlieren. 90 Prozent der der deutschen Autofahrer seien private Pkw-Besitzer. Für Privatkunden sei der Umstieg oft nur über Gebrauchtwagen bezahlbar.
Bartels bewertet das Regierungsvorhaben daher zwar als guten Impuls, ...
… aber die Förderung bei Gebrauchtwagen oder bei den Privatpersonen anzusetzen, ist sicherlich zielführender an der Stelle.
Ein Sprecher des Finanzministeriums erklärt auf Nachfrage, die weiteren Maßnahmen aus dem Koalitionsvertrag würden ebenfalls angegangen. Dieser sieht beispielsweise vor, Haushalte mit kleinem und mittlerem Einkommen gezielt beim Umstieg auf klimafreundliche Mobilität zu unterstützen.
Zudem sollen E-Autos durch ein besser ausgebautes Ladenetz alltagstauglicher gemacht werden.
Anne Sophie Feil ist Redakteurin im ZDF-Team Wirtschaft und Finanzen.