Druck aus Asien:Chinas E-Autoriese BYD greift Europa an
von Anne Sophie Feil und Florian Neuhann
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Mit Kampfpreisen und staatlicher Rückendeckung startet Chinas Autobauer BYD den nächsten Anlauf in Europa. Viele Verbraucher sind offen - nun muss der Hersteller liefern.
Der chinesische Elektroautohersteller BYD ist weltweit erfolgreich. Nun möchte er auch den europäischen Markt mit Niedrigpreisen aufmischen.21.05.2025 | 1:39 min
BYD hat zum großen Europa-Auftritt nach Rom geladen. Dort präsentiert der weltgrößte Hersteller von E-Autos mit dem Dolphin Surf einen Kleinwagen für unter 20.000 Euro. Ein erneuter Versuch, den europäischen Markt zu erobern. 2.791 Neuzulassungen in Deutschland im ersten Quartal - eine knappe Vervierfachung zum Vorjahr - aber noch weit entfernt von deutschen Marken.
Preiskampf mit Plan
Dennoch können sich laut ADAC-Umfrage aus dem Herbst 2024 60 Prozent der Deutschen grundsätzlich vorstellen, ein chinesisches Auto zu kaufen. Vor allem wegen des Preises. E-Autos in Deutschland sind bislang einige tausend Euro teurer als vergleichbare Verbrenner, erklärt Autoökonomin Helena Wisbert. "Es mangelt an einem Angebot an preisgünstigen Elektroautos, und da geht BYD jetzt rein", so Wisbert.
Marktanteile sichern, bevor der Wettbewerb sich sortiert
Doch hinter dem günstigen Einstiegsangebot steckt auch Kalkül. Autoexperte Christoph Stürmer sagt, das Ziel sei klar: durch niedrige Preise Marktmacht aufbauen. BYD selbst verdient dabei bereits gut, macht Milliardengewinne mit soliden Margen. Doch andere chinesische Hersteller schreiben noch Verluste mit ihren Elektroautos.
"Sie kämpfen strategisch um Marktanteile, teils mit aggressiv niedrigen Preisen", so Stürmer. Später, wenn schwächere Anbieter vom Markt verschwinden, steigen die Preise. Ein klassischer Konsolidierungskampf. Und Deutschland mittendrin.
Nach dem Förderaus ist der Verkauf von E-Autos ziemlich ausgebremst. Hohe Anschaffungskosten und Energiepreise lassen den Verbrenner letztendlich günstiger dastehen.04.04.2024 | 1:51 min
Denn anders als viele chinesische Konkurrenten müssen deutsche Hersteller früh profitabler sein. Investitionen sind enger kalkuliert, die Fahrzeuge teurer. So geraten sie im wachsenden Wettbewerb zunehmend unter Druck.
Ein regelmäßig erhobener Vorwurf: Die Autobauer in China profitieren von massiver staatlicher Förderung - zum Nachteil westlicher Wettbewerber. Gezielte Industriepolitik, die westliche Unternehmen aus dem Markt drängt. So sieht es auch die Europäische Union. Sie verhängt Zölle gegen chinesische E-Autos, um den Wettbewerbsvorteil auszugleichen
BYD-Europachefin Stella Li weist das im ZDF-Interview zurück: Die Förderung sei offen - auch für VW oder BMW, wenn sie in China produzierten. Eine Sonderbehandlung gebe es nicht, es gehe um grüne Industriepolitik. Autoökonom Stefan Bratzel sieht das differenzierter:
Natürlich hat der chinesische Staat vornehmlich seine eigenen Spieler durch die entsprechenden Förderbedingungen unterstützt.
„
Stefan Bratzel, Professor für Automobilwirtschaft
Zwar sei der Erfolg nicht allein staatlich erkauft. Doch ohne staatliche Förderung wäre der Innovationssprung der chinesischen Marken in der E-Mobilität kaum denkbar gewesen.
"Klar ist aber auch, dass diese Unterstützung sehr systematisch stattgefunden hat in einem Feld, in dem die westlichen Spieler nicht stark waren", sagt er. Etwa die Elektromobilität oder der Neubau von Fabriken, die deutsche Hersteller in China bereits gebaut hatten.
Quelle: ZDF
Wie BYD Europa erobern will, sehen Sie ab 19:25 Uhr am Montag (26. Mai 2025) bei WISO im ZDF.
Kritikpunkte bleiben
Doch auch BYD hat Schwächen. Vor allem das dünne Werkstattnetz. Aktuell gibt es nur 27 Servicepunkte in Deutschland. Wer eine Reparatur benötigt, muss also teils weite Wege in Kauf nehmen. Immerhin: Sechs Teilelager betreibt BYD bereits in Europa, das verkürzt Wartezeiten. Ein eigenes Produktionswerk in Ungarn ist gerade im Bau.
Service-Standorte von BYD in Deutschland
ZDFheute Infografik
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Technisch und qualitativ sei der neue E-Autobauer auf Augenhöhe mit westlichen Marken. Doch trotz gut bis sehr guter Gesamtnoten kritisiert der ADAC vor allem die unausgereiften Assistenzsysteme chinesischer Modelle. "Sie funktionieren noch nicht so zuverlässig, wie bei etablierten Herstellern, die sich vielleicht auch schon über mehrere Jahre mit dieser Thematik auseinandergesetzt haben", so Unternehmenssprecherin Katharina Lucà.
Zudem ermittelt die italienische Wettbewerbsbehörde wegen irreführender Angaben zu Reichweite und Batterie gegen BYD und einige andere E-Auto-Hersteller.
Übersicht über Kriterien beim Kauf eines gebrauchten E-Autos: Alter des Autos, Stand der Technik, restliche Batterieleistung, Foren und Preis - ab wann lohnt es sich gegenüber eines Verbrenners?
15.05.2025 | 2:38 min
Konkurrenz belebt das Geschäft
Dennoch, der Druck auf deutsche Autobauer wächst - vor allem im Segment günstiger E-Autos. "Für den Verbraucher ein positives Signal, das heißt, die Auswahl wird größer", resümiert Lucà. Doch dafür braucht es auch Vertrauen. Und für die Hersteller? Wer den Marktzugang zu lange verschläft, riskiert, verdrängt zu werden.
Noch vor Kurzem wollten Europa und vor allem Deutschland unabhängiger von China werden. In Shanghai zeigen sich deutsche Autobauer nun betont offen für eine engere Zusammenarbeit.