KI-Smartphone der Telekom: Marketing-Gag oder echter Mehrwert?

Marktstart des T-Phone 3:KI-Phones: Marketing-Gag oder echter Mehrwert?

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von Ralph Goldmann
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Nach vielen anderen Herstellern bringt jetzt auch die Deutsche Telekom mit dem T Phone 3 ein sogenanntes KI-Smartphone auf den Markt. Die Vision: ein Smartphone ganz ohne Apps.

Bild des Ki-Phone der Deutschen Telekom.
Bislang nutzen nur 15 Prozent KI-Assistenten - nun bringt auch die Telekom ein KI-Smartphone raus.
Quelle: Telekom

Samsung machte den Anfang. Vor anderthalb Jahren stand Smartphone-Chef TM Roh in der Eishockey-Arena in San Jose - ganz in der Nähe der Apple-Zentrale - und kündigte Großes an: die damals neue Galaxy S24-Serie werde den "globalen Standard für mobile Künstliche Intelligenz setzen".
Das S24 sei "das erste KI-Telefon". Es bot schon damals unter anderem Echtzeit-Übersetzungen von Telefonanrufen und Unterhaltungen in 13 Sprachen, darunter Deutsch. Die Software soll Spiegelungen in Fotos entfernen können.
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Experte: Kein Smartphone ohne Künstliche Intelligenz

Seitdem haben auch andere Hersteller gemerkt, dass sich Geräte mit dem Label "KI-Phone" besser verkaufen lassen. Dabei kommen Smartphones streng genommen schon seit ihrem Marktstart nicht ohne Künstliche Intelligenz aus, sagt Matthias Böhmer, der sich an der Technischen Hochschule Köln mit mobilen und interaktiven Systemen beschäftigt. Eine klare Definition eines KI-Phones gebe es aber nicht.

Die erlebte Qualität hängt ganz stark mit dem Anwendungsgebiet zusammen, in dem die Modelle eingesetzt werden.

Matthias Böhmer, Professor an der Technischen Hochschule Köln

Viele Hersteller zogen seit dem Samsung-Aufschlag im Januar 2024 nach: Smartphones von Google, Asus, Honor, Xiaomi oder Motorola bieten einzelne KI-gesteuerte Funktionen. Apples iPhone 15 Pro Max und die 16er-Reihe integrieren die KI-Technologie "Apple Intelligence".
So sei das Nutzererlebnis durch unterschiedliche KI-Funktionen an vielen Stellen zwar deutlich verbessert worden, sagt Fabian von Thun, Redakteur beim Verbraucherportal "chip.de", aber:

Wirklich revolutioniert haben die bisherigen 'KI-Phones' den Markt noch nicht.

Fabian von Thun, Verbraucherportal "chip.de"

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Telekom-Vorstand träumt von einer einzigen App

Die Telekom hatte bereits 2024 ein KI-Phone angekündigt und verkauft jetzt das T Phone 3 für unter 150 Euro. Vorstandsmitglied Rodrigo Diehl sagte bei der Präsentation, die Nutzung von Smartphones werde sich fundamental verändern.
Diehl träumt von einer Welt ganz ohne Apps, in der eine einzige zentrale App, die die Telekom "Agenten" nennt, gewissermaßen das Tor zur großen weiten App-Welt ist.

Wir werden wegkommen von Apps, hin zu KI-Agenten, die Apps verbinden und Tasks erledigen, weg von der Tastatur, ohne Fingertippen.

Rodrigo Diehl, Vorstandsmitglied Deutsche Telekom

T Phone 3 nutzt Perplexity-"Agenten"

Beim T Phone 3 übernimmt diese Aufgabe eine App des US-Unternehmens Perplexity, die über Sprachbefehle gesteuert wird. Diehls Vorstandskollegin Claudia Nemat demonstrierte das via Videoschalte aus ihrem Urlaubsdomizil in Spanien, wo sie die App bat, auf dem Wochenmarkt Fische zu identifizieren.
Dass sie Sardinen vor sich hatte, hätten auch andere Apps gewusst, aber beim KI-Phone der Telekom muss man diese spezielle App jetzt gar nicht mehr aufrufen. Perplexity Pro, das für 18 Monate im Kaufpreis enthalten ist, schaut sich einfach in anderen Apps um.
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Das Smartphone biete allerdings keine wirklichen Vorteile gegenüber Alternativen wie Google Gemini, die auf anderen Android-Geräten integriert sind, sagt Fabian von Thun.

Ich denke, dass es sich bei dem T Phone 3 mehr um eine Marketing-Aktion als um eine Revolution handelt.

Fabian von Thun, Verbraucherportal "chip.de"

Knackpunkt bleibt der Datenschutz

Tatsächlich ist das T Phone 3 über den Perplexity-Agenten bereits mit zahlreichen Apps aus den Bereichen Reise, Entertainment, Sprache oder Shopping verknüpft. Die Fahrplan-App der Deutschen Bahn ist allerdings noch nicht dabei. Dafür erkennt Perplexity beispielsweise Objekte durch die Kamera und kann Informationen dazu liefern.
Der große Knackpunkt bei allen sogenannten KI-Phones dürfte die Datenschutzfrage sein. Müssen die Geräte bei der Verarbeitung von Aufgaben auf Daten aus einer externen Cloud zurückgreifen, kann die KI ohne Datenverbindung arbeiten und so keine Zusatzkosten verursachen? Dazu braucht es aber leistungsstarke Systeme.
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Spannend sei auch die Frage, so Matthias Böhmer, wie bewusst es den Anwenderinnen und Anwendern werde, welche Daten sie preisgeben, was damit passiert und welches Unternehmen sie verarbeitet.

Wie man die Modelle gut auf den Smartphones betreiben und personalisiert weiter trainieren kann, ohne dass die Daten das Gerät verlassen, ist eine der wesentlichen Herausforderungen.

Matthias Böhmer, Professor an der TH Köln

Claudia Nemat sagt, die Branche stehe beim Bau von KI-Phones noch ganz am Anfang. Umfragen hätten gezeigt, dass bislang nur 15 Prozent einen KI-Assistenten auf dem Smartphone benutzen. Die Hälfte würde es aber gerne tun. Ein konkretes Verkaufsziel hat sich die Telekom aber nicht gesetzt. Nur so viel: Eine hohe fünfstellige Zahl sollte es schon sein.
Ralph Goldmann ist Redakteur im ZDF-Landesstudio Nordrhein-Westfalen.

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