DeepSeek: Datenschützer wollen Chinas KI aus App Stores verbannen

Datenschützer gegen DeepSeek:Chinas Wunder-KI soll aus App Stores raus

Sven Rieken
von Sven Rieken
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DeepSeek hat Anfang des Jahres die Börsen zum Beben gebracht. Doch der Hype verflog - die Datenschutzbedenken gegen die App sind geblieben. Jetzt droht der KI die Verbannung.

DeepSeek und ChatGPT Apps auf einem Smartphone
DeepSeek und ChatGPT Apps auf einem Smartphone
Quelle: AFP

Dirk General-Kuchel hat mit DeepSeek schon viel angestellt. Den Quellcode, also Programmcode, der Künstlichen Intelligenz hat der IT-Journalist auf einem Mini-Computer installiert.
Die KI war darauf zwar nicht schnell, lief aber. Kein Vergleich zu ChatGPT oder Gemini von OpenAI und Google. Aber DeepSeek hat erstmals gezeigt, dass auch Low-Budget-Rechner High-Tech-KI liefern können.
Deepseek App
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Datenschützer fordern: DeepSeek raus aus App Stores

"Für gute KI-Systeme", erläutert General-Kuchel, "braucht man normalerweise sehr schnelle Chips. Die hat China aber aufgrund der US-Restriktionen nicht." Die chinesischen Entwickler seien also auf ältere Technik angewiesen und hätten daher die KI schlanker gemacht, erläutert Computer Bild-Chefredakteur General-Kuchel.

Die App aber ist nicht das Problem, sondern die Datenleitung nach China.

Dirk General-Kuchel, Chefredakteur Computer Bild

Die Berliner Datenschutzbehörde hat DeepSeek schon lange auf der To-Do-Liste. Jetzt hat die Behörde Google und Apple aufgefordert, die App aus den Stores zu entfernen.
Das Logo des chinesischen KI-Unternehmens DeepSeek.
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Eingegebene Daten werden alle in China gespeichert

"Grundlage dafür ist der Digital Services Act der EU", erläutert Hamburgs Datenschutzbeauftragter Thomas Fuchs im ZDFheute-Interview.

Alles, was ich mit diesem System als deutscher Bürger mache, meine Textnachrichten, meine Standortdaten, meine Dateien, die ich hochlade, alle diese Daten werden nach China übermittelt, liegen auf chinesischen Servern.

Thomas Fuchs, Datenschutzbeauftragter Hamburg

Und seien dort, so Fuchs, im Zugriffsbereich chinesischer Behörden. Personenbezogene Daten werden also in China weiterverarbeitet. Das verstoße, fügt Thomas Fuchs an, gegen die europäische und die deutsche Datenschutzgrundverordnung.

Die EU hat ihr eigenes Gesetz gegen verbotene Inhalte im Netz: Der Digital Services Act (DSA) gilt seit rund einem Jahr für alle Internetplattformen. Er soll unter anderem gegen Hassrede und Falschinformationen im Netz vorgehen. Bei Verstößen müssen Unternehmen Strafe zahlen. Aktuell läuft zum Beispiel eine Ermittlung der EU-Kommission gegen die Plattform X.

DeepSeek könnte aus App Stores verschwinden

Die KI-App führt also rechtswidrigen Datentransfer aus. Und - so sieht es der Digital Services Act vor - wenn klar ist, dass Apps in den Stores nicht nach europäischem Recht handeln, müssen sie raus aus den Listen.
Google und Apple prüfen den Verbots- oder Löschantrag. Datenschützer Fuchs erläutert warum: "Die eigentliche KI-Dienstleistung ist unproblematisch. Die hat ja sogar einen gewissen Charme und eine hohe technologische Kompetenz."
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DeepSeek ist technologisch betrachtet eigentlich nicht problematisch.

Thomas Fuchs, Datenschutzbeauftragter Hamburg

Das eigentliche Problem sei, fügt Fuchs hinzu, die Datenübermittlung und dass China eben nicht unseren rechtsstaatlichen Vorstellungen entspreche.

App Stores für Datennutzung nicht zuständig

Für die großen Tech-Konzerne aus den USA ist damit klar, dass sie nicht gegen Auflagen verstoßen, wenn sie mit der App nur das Werkzeug zur Verfügung stellen. Für die Nutzung der Daten mit der DeepSeek-App sind die Stores nicht mehr zuständig.
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Das sei rechtliches Neuland, bemerkt auch Datenschützer Fuchs. Wichtiger wäre ihm, dass die Nutzer immer wieder darüber nachdenken, welche persönlichen Daten sie mit einer KI teilen.
Das aber gelte für den Datentransfer in beide Himmelsrichtungen, bemerkt Chris Biemann von der Uni Hamburg. "Es ist nicht so, dass die chinesischen LLMs datenhungriger wären als die amerikanischen", fügt der Professor für Sprachtechnologie hinzu. Beide bräuchten Daten der Nutzenden, den Austausch, das Feedback.

Es ist nur so, dass momentan den USA noch politisch mehr vertraut wird als China. Das mag sich auch ändern.

Chris Biemann, Universität Hamburg

Gilt der Digital Services Act auch für Apps?

Die US-Administration hat schon bei vielen Gelegenheiten durchblicken lassen, dass die europäischen Datenschutz- und damit auch KI-Regelungen nicht förderlich seien. Insofern könnte der Präzedenzfall "DeepSeek" in beiden Himmelsrichtungen richtungsweisend sein.
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Für Hamburgs Datenschützer Thomas Fuchs ist das Verfahren ein Musterfall. Hier gelte es zu klären, ob der Digital Services Act auch für Apps gelte. Das müsse nun gründlich geprüft werden.
Zurzeit liegt der Verbotsvorgang bei Google und Apple zur Prüfung. Sehr wahrscheinlich werden beide US-Unternehmen die App in ihren Stores lassen. Dann wäre der nächste Schritt eine Klage. Ein Präzedenzfall eben.
Sven Rieken ist Korrespondent im ZDF-Studio Hamburg.

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