Vor Spiel gegen DFB-Elf: Frankreichs Abwehr-Angriff-Dysbalance

Vor Spiel gegen Deutschland:Frankreichs Abwehr-Angriff-Dysbalance

von Stephan Klemm
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Wie kann eine Weltklasse-Offensive das ausbügeln, was eine schwache Abwehr verzapft? In diesem Dilemma steckt Frankreich vor dem Nations-League-Spiel um Platz 3 gegen Deutschland.

Manu Kone zieht im Nations-League-League-Halbfinale gegen Spanien das Trikot hoch und blickt enttäuscht
Einer, der im Nations-League-League-Halbfinale gegen Spanien hinter den Erwartungen blieb: Manu Koné.
Quelle: ddp / Harry Langer/ DeFodi Images

Am Donnerstag, beim spektakulären 4:5 des französischen Nationalteams im Halbfinale der Nations League gegen Spanien, wurde deutlich, dass Luis de la Fuente mit einer Einschätzung daneben lag. Spaniens Trainer warnte vor dem Match, "dass die Franzosen über unglaubliche Ressourcen verfügen, mit denen sie drei oder vier Topteams bilden können". Der Abend von Stuttgart aber zeigte, dass diese Aussage in Bezug auf die Defensive nicht haltbar ist.
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Es fehlt an Alternativen für die Defensive

Die aus Verletzungsgründen um 75 Prozent umgebaute Viererkette wies erhebliche Mängel auf. Frankreichs Coach Didier Deschamps hatte in den beiden vorangegangenen Jahren vor allem auf das in Stuttgart fehlende eingespielte Trio William Saliba, Dayot Upamecano und Jules Koundé gesetzt.
Ihre nicht überzeugenden Vertreter Clement Lenglet, Ibrahima Konaté und Debütant Pierre Kalulu zeigten auf, dass Frankreichs Reservoir an Top-Defensivspielern Defizite hat. Auch die beiden defensiven Mittelfeldspieler Manu Koné und Adrien Rabiot schienen nicht bei der Sache und leiteten mit Fehlern Gegentore ein.
Nations-League-Halbfinale Spanien - Frankreich: Die französischen Defensivspieler Ibrahima Konate, Adrien Rabiot und Clement Lenglet gegen spanische Angreifer
Abwehr unter Druck: Die französischen Defensivspieler Ibrahima Konate, Adrien Rabiot und Clement Lenglet (von links) wehren sich gegen zwei Spanier.
Quelle: Marijan Murat/dpa

Angesichts der seltsam fragilen Verteidigung wirkte Deschamps am Spielfeldrand bisweilen so, als könne er nicht glauben, dass sich sein klassischer Lehrsatz "Defensive first" gerade auflöst.

Frankreichs fabelhafte Offensive

In der Tat: Deschamps hat den unansehnlichen Abwehrriegel, den er bei der EM 2024 verordnet hatte, mittlerweile abgelegt. Das geschah vor allem, weil er spürte, über welch fabelhafte Offensive er verfügt.
Gegen Spanien überzeugte Frankreich im vorderen Drittel, erarbeitete sich ein klares Chancenplus von 24:16, war aber weniger effektiv als der Gegner. Deschamps ist nun beim Nations-League-Match um Platz drei am Sonntag (15 Uhr / RTL) gegen Deutschland auf der Suche nach "dem richtigen Gleichgewicht" im Angriff, wie er sagt.
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Wiedersehen mit Lucas Hernandez und Benjamin Pavard

Es ist davon auszugehen, dass er gegen das Team von Julian Nagelsmann viel rotieren wird, vor allem in der Abwehr. Die ehemaligen Bayern-Spieler Lucas Hernandez und Benjamin Pavard könnten in die Innenverteidigung rücken, links dürfte der erfahrene Lucas Digne verteidigen und rechts der nach seiner Einwechslung gegen Spanien überzeugende Malo Gusto.
Für einen Posten im defensiven Mittelfeld meldete sich nun Aurélien Tchouaméni schmerzfrei zurück. Der Spieler von Real Madrid hatte zuvor Probleme mit dem Ischias-Nerv. Tchouaméni ist bei voller Gesundheit bei Deschamps gesetzt.
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Für ihn dürfte Rayan Cherki zum Einsatz kommen. Der Spielmacher von Olympique Lyon glänzte bei seinem Länderspieldebüt nach seiner späten Einwechslung gegen Spanien. Er schoss ein spektakuläres Tor, leitete ein weiteres ein und flankte schließlich passend auf Kolo Muani, der zum 4:5 gegen Spanien traf und die Niederlage damit erträglicher machte.

Frankreich wohl mit Kolo Muani in Startelf

Cherki, 21 Jahre jung, ist ein Standardspezialist, der stark dribbeln und glänzend passen kann. Er steht vor einem Wechsel zu Manchester City und dürfte der nächste große Exportschlager des französischen Fußballs werden.
Gegen Deutschland wird er auf der Zehn erwartet. Désiré Doué oder Michael Olise dürften auf der rechten Seite beginnen. Kolo Muani und der formstarke Kapitän Kylian Mbappé könnten das Offensivquartett vervollständigen. "Die vier Spieler vorne besitzen bei mir große Freiheiten, auch in Bezug auf Positionswechsel", sagt Deschamps.
Vier wirbelnde Weltklasse-Spieler vorne - auf die ersatzgeschwächte deutsche Abwehr dürfte viel Arbeit zukommen.
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