Kobel bewahrt den BVB vorm Fehlstart

In die Mixed Zone des MetLife Stadiums vor den Toren New Yorks haben die Macher der Klub-WM ein Mini-Podium eingebaut, gut 30 Zentimeter hoch. Auf dem schwebt Gregor Kobel, als er bester Laune Medienfragen beantwortet. Als hätte er das gebraucht - zum Turnierauftakt ist der Keeper von Borussia Dortmund über sich hinausgewachsen. Beim 0:0 gegen Fluminense FC rettet er mit vier tollen Paraden das Remis fast im Alleingang.

"Wir haben klasse die Null gehalten", lobt der Schweizer seine Vorderleute - und sich selbst gleich mit. "Es ist wichtig, gut ins Turnier zu kommen." Kobel ist bemüht, gute Seiten des ausbaufähigen Auftakts zu sehen.

Dass es unangenehm werden könnte gegen den viermaligen Meister Brasiliens, davor hatte der scheidende BVB-Chef Hans-Joachim Watzke schon vor der Partie im "kicker" gewarnt:

Warum Watzke recht hatte, bewies "Flu" in New Jerseys Meadowlands, gut zwanzig Autominuten vom times square in Manhattan entfernt. Die Brasilianer stießen den BVB von einer Verlegenheit in die nächste. Anfangs war selbst Kobel nervös. Der spätere Held schaffte es, einen simplen Pass ins Toraus zu spielen.

Marcel Sabitzer und Pascal Groß hatten im Zentrum größte Mühe, Ruhe ins Spiel zu bekommen. "Fluminense war besser in den Zweikämpfen, intensiver. Wir oft zu spät gekommen", gab Groß zu. Gegen die Ideen von Nonato, Hercules und Martinelli hatte Dortmund kein Rezept. Das wurde auch später kaum besser, als Königstransfer Jobe Bellingham sein Debüt in Schwarz-Gelb feierte.

"Sie waren gallig. Auch weil wir siegelassen haben", fand Aushilfskapitän Julian Brandt. Dass die Klubs aus Südamerika es den Topklubs aus Europa - zur Not mit Härte - zeigen wollen, war in der Heimat der Football-Klubs Giants und Jets stets präsent.

Nach der Pause etwa rasselte Everaldo ungestüm in Kobel rein. "Der Atem war kurz komplett weg. Zum Glück hat er nicht meinen Kopf getroffen", sagte der Keeper, der nach einiger Zeit weiterspielen konnte und für "Flu" auch ohne Podium zum unüberwindbaren Riesen wurde.

Der Griff von Trainer Niko Kovac zur bewährten Dreierkette schien diesmal der falsche Ansatz. Weder Ramy Bensebaini als Innenverteidiger noch Daniel Svensson auf der Seite bekamen Jhon Arias in den Griff. Der Flügelflitzer aus Kolumbien zeigte seinen Bewachern allein vor der Pause drei Mal die Hacken und kam gefährlich zum Abschluss.

Trotzdem hätte der BVB den Spielverlauf auf den Kopf stellen können. Nach Adeymis einzigem Geniestreich im Strafraum der "Tricolore" rutschte Serhou Guirassy eng am Ball vorbei. Bei der zweiten Großchance stand Brandt knapp im Abseits. Auch der Regisseur bilanzierte lieber positiv:

Im zweiten Durchgang sprang für leidenschaftlich verteidigende Borussen nur noch ein Versuch aus der Distanz durch Niklas Süle heraus. Mehr ließ die Opa-Defensive der Brasilianer nicht zu: In Torwart Fabio (44), Abwehrchef Thiago Silva (40) und Außenverteidiger Samuel Xavier (35) standen gleich drei Oldies in der letzten Reihe. Der BVB machte es ihnen aber auch leicht. "Lange Pässe auf Thiago sind nicht die beste Lösung", erkannte Brandt.

Im zweiten Vorrundenspiel gegen Mamelodi Sundowns wird sich Schwarz-Gelb erheblich steigern müssen. Oder mit den Worten von Matchwinner Kobel: "Wir müssen Gas geben!" In Cincinnati/Ohio tritt der BVB gegen Südafrikas Dauer-Meister an und gegen die Umstände: Es wird nicht schwül sein wie in New Jersey, sondern bei einem weiteren Spiel zur ungewohnten Mittagszeit sogar extrem heiß.