Champions-League-Sieger PSG: Das Spektakel gewinnt

Champions-League-Sieger PSG:Das Spektakel gewinnt

von Vinzent Tschirpke
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Paris dominiert das Champions-League-Finale und fertigt Inter Mailand ab. Der große Wurf gelingt mit einem Team, das erstmals seit der katarischen Übernahme aufs Kollektiv setzt.

Spieler von Paris Saint Germain jubeln mit dem Pokal.
Die Highlights des Champions-League-Finales 2025 Paris Saint-Germain - Inter Mailand. Mit dem Original-Kommentar von Oliver Schmidt.31.05.2025 | 9:58 min
Es gibt Szenen, für die das Wort "Symbolcharakter" erfunden worden zu sein scheint. Während Désiré Doué den Treffer zum vorentscheidenden 3:0 bejubelte und stolz seine Bauchmuskeln präsentierte, blendete die Stadionregie zunächst den vom Platz humpelnden Yann-Aurel Bisseck ein: Der deutsche Verteidiger wurde erst kurz zuvor eingewechselt, verletzte sich quasi mit der ersten Aktion am Knie und kämpfte mit den Tränen.

PSG bricht den Fluch

Für Paris hingegen hätte die Gefühlexplosion kaum intensiver ausfallen können. Schließlich warten sie seit der katarischen Übernahme im Jahr 2011 sehnsüchtig auf eben jenen Titel, an dem sie seitdem so unzählige Male knapp vorbeischrammten: 2020 ging das Finale mit 0:1 gegen den FC Bayern verloren, davor und danach scheiterte man denkbar unglücklich in den entscheidenden K.o.-Spielen.
Und so wurde die Königsklasse zum Fluch, den man selbst mit Öl-Milliarden nicht besiegen konnte. Weder die Generation um Zlatan Ibrahimović noch Neymar, Kylian Mbappé und Lionel Messi schafften es, den Titel nach Frankreich zu holen. Geld schießt Tore, aber die Champions League lässt sich selbst mit neunstelligen Schecks nicht einfach kaufen - so lautete lange das Motto, an das sich im durchkapitalisierten Spitzenfußball immer noch viele Fans klammerten.
PSGs Desire Doue jubelt nach seinem Tor gegen Inter Mailand.
Zwei Mal getroffen, ein Tor vorbereitet: Desiré Doué war Hauptfigur im Champions-League-Finale PSG - Inter. Als Baumeister des Erfolgs darf sich Trainer Luis Enrique feiern lassen.01.06.2025 | 1:19 min

Kein Champions-League-Titel trotz Milliarden

Hat sich das durch den Sieg von PSG nun geändert? Nicht ganz. Zwar ist auch die aktuelle Mannschaft von Topspielern gespickt, für Winterneuzugang und Finaltorschützen Khvicha Kvaratskhelia wurden 70 Millionen bezahlt, mit seinem Spitznamen "Kwaradona" (angelehnt an Diego Maradona) war er auch schon vor dem Wechsel das wörtliche Gegenteil eines No Names.
Und trotzdem wirkt es wie eine ironische Laune des Fußballgottes, dass ausgerechnet dieses PSG den Titel gewinnt, das erstmals seit Jahren ohne ganz große Superstars auskommt. Stattdessen setzte Trainer Luis Enrique auf das Kollektiv und erfolgshungrige Spieler, die ihren Zenit noch vor sich haben. Jungstar Désiré Doué etwa, an dem im vergangenen Sommer auch der FC Bayern dran war, ist erst 19 Jahre alt und gilt als aufregendstes Talent im europäischen Fußball.
Europapokal der Landesmeister, Finale 1979 in München, Nottingham Forest - Malmö FF: Ingemar Erlandsson (links, Malmö) gegen Ian Bowyer (Nottingham). Rechts Anders Ljungberg.
Champions League, Finale 1993 in München: Didier Deschamps (li.) und Alen Boksic präsentieren den Pokal
Champions League, Finale 1997 in München, Borussia Dortmund - Juventus Turin: Lars Ricken (links, BVB) trifft mit einem Heber zum 3:1-Endstand. Paolo Montero (Juve) kann nicht mehr eingreifen.
Champions League, Finale 2012 in München, Bayern München - FC Chelsea: Bayern-Spieler niedergeschlagen am Boden
PSG's Senny Mayulu schießt das Tor zum 5:0.

Europapokal der Landesmeister - 1979

57.000 Zuschauer im Olympiastadion sehen das Finale Nottingham Forest - Malmö FF. Die Engländer gerwinnen 1:0.

Quelle: Imago / Pressefoto Baumann


Die Offensive rotiert

Zusammen mit jenem "Kwaradona" und dem wiedererstarkten Ousmane Dembélé bildet er die wohl spektakulärste Offensive im Weltfußball. Noch vor ein paar Jahren hieß es bei PSG-Auswärtsspielen abschätzig, der Zirkus käme in die Stadt. Heute ist aus diesem Zirkus ein Schweizer Uhrwerk geworden, bei dem jedes Rädchen nahe der Perfektion ineinandergreift - und die Angreifer schier endlose Freiheiten bekommen und beliebig rotieren.
In Zeiten, in denen Pep Guardiola und seinen Trainer-Jüngern vorgeworfen wird, Flügelspielern das riskante Spektakel auszutreiben und sie zu austauschbaren Robotern zu formen, erscheinen diese Spielertypen wie Balsam für die Fan-Seele.

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Im Finale der Champions League 2025 gewann Paris Saint-Germain gegen Inter Mailand in München mit 5:0. Trotz großer Freude kam es in Frankreich zu Randale - alle News im Liveblog.
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Inter am Scheideweg

Der Sieg ist aber auch ein persönlicher Triumph für Trainer Enrique. Im Oktober sprach er erstaunlich offen über den Tod seiner Tochter Xana im Jahr 2019, die mit gerade einmal neun Jahren an einem bösartigen Knochentumor verstarb. Im Finale trug er ein T-Shirt, das ihn und seine Tochter in einer Zeichnung zeigt. Nach Abpfiff präsentierten die PSG-Fans außerdem ein Banner der beiden, Enrique widmete ihr den Titel.
Für Inter bedeutet das 0:5 dagegen die zweite Finalniederlage in nur drei Jahren. Zusätzlich kommt sie an einem neuralgischen Punkt in der Entwicklung des Vereins. Trotz der Wiedererstarkung gibt es finanzielle Probleme. Dazu ist der Kader veraltet, allein im Endspiel standen drei Spieler mit mindestens 35 Jahren auf dem Platz. Ein Umbruch scheint unumgänglich - und sogar Simone Inzaghi, um den es Wechselgerüchte aus Saudi-Arabien gibt, vermied zuletzt ein Treuebekenntnis zum Verein.

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