Wie zwei Deutsche die Champions League erfunden haben
Mit Henkelpott und Hymne:Wie einst die Champions League erfunden wurde
von Ralf Lorenzen
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Die UEFA Champions League ist zusammen mit dem Superbowl das größte jährliche Sportereignis der Welt. Erfunden wurde sie von zwei deutschen Marketing-Experten.
Die Erfinder der Champions League: Klaus Hempel und Jürgen Lenz
Quelle: ZDF
Wenn am Samstag das Champions-League-Finale zwischen Inter Mailand und Paris Saint-Germain angepfiffen wird, kehrt der Königswettbewerb des europäischen Fußballs dahin zurück, wo 1993 sein erstes Endspiel stattfand: nach München.
Dieselbe Hymne, dasselbe Banner wie vor 32 Jahren
Die Spieler und Vereine sind andere, auch das Stadion, da damals noch im Olympiastadion gespielt wurde. Aber vieles wird genauso sein wie vor 32 Jahren: Inter-Stürmer Marcus Thuram und sein Gegenüber Gonçalo Ramos werden zur selben Hymne den Platz betreten und vor demselben Sternenbanner Aufstellung nehmen wie damals Marco van Basten vom AC Mailand und Rudi Völler vom späteren Sieger Olympique Marseille. So wie es seitdem in weit über 10.000 Champions-League-Spielen genauso passiert ist.
Wir wollten aus einem Champions-League-Spieltag einen Festtag machen.
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Klaus Hempel in der ZDF-Doku "Trophy Men - die Erfindung der UEFA Champions League"
Hempel hatte Anfang der 1990er Jahre mit seinem Partner Jürgen Lenz von der UEFA den Auftrag erhalten, das Marketing-Konzept für einen reformierten Europapokal der Landesmeister zu entwickeln.
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Die Spiele sollten ein Fest sein, "bei dem die besten Mannschaften in einem festlich geschmückten Stadion spielen, mit einer Hymne zum Einzug und visuell unterstützt von einem Champions-League-Emblem", ergänzt Hempel.
Händel statt Hardrock
Diese und andere Ideen schrieben die beiden ehemaligen Adidas-Manager, die kurz zuvor ihre eigene Sportmarketing-Agentur TEAM gegründet hatten, während eines gemeinsamen Fitness-Urlaubs in Lugano auf ein weißes Blatt Papier und verwandelten den Landesmeisterpokal in ein Produkt mit den überall gleichen Symbolen, Botschaften und Abläufen.
"Ich glaube, die Hymne ist neben dem Henkelpott eines der stärksten Wiedererkennungsmerkmale dieses Wettbewerbs", sagt TV-Journalistin Lena Cassel in der ZDF-Doku. "Man hat das Gefühl, man befindet sich eher in einer Oper als in einem Fußballstadion."
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Ein Gefühl, das durchaus gewollt ist, wenn man hört, was Hempel/Lenz dem Komponisten als Vorgabe mit auf den Weg gaben: Sie wollten "so etwas wie das Hallelujah von Händel". "Wir wollten bewusst keine Pop-Musik, die damals mit dem Fußball landläufig verbunden wurde", sagt Hempel, "sondern etwas komplett anderes".
Privat-TV katapultiert den Fußball nach vorne
Der Fußball erlebte Anfang der 1990er Jahre insgesamt einen Image-Wandel. Das Jahrzehnt zuvor war von rauem Spiel und Gewalt auf den Rängen überschattet, die beim Finale des Landesmeisterpokals von 1985 mit der Katastrophe von Heysel ihren traurigen Höhepunkt erreichte, als Fans des FC Liverpool eine Massenpanik auslösten, bei der 39 Menschen getötet und mehrere Hundert verletzt wurden.
Die UEFA stand unter Druck, ihren bedeutendsten Klub-Wettbewerb aufzuwerten - zumal einige Spitzenklubs mit der Gründung einer eigenen Super League drohten. Das Umfeld für einen Neuanfang war günstig: das aufkommende Privatfernsehen entdeckte den vorher vom Fernsehen eher verwaltete als gehypten Fußball als Motor für den eigenen Durchbruch.
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Es wurden nicht nur ganz andere Beträge für Übertragungsrechte gezahlt, sondern auch Sendungsformate entwickelt, die neue Zielgruppen ansprachen. Und es hatte sich eine Sportmarketing-Industrie entwickelt, die den Rohdiamanten Fußball innerhalb kürzester Zeit zu einem bedeutenden Wirtschaftszweig aufpolierte.
Richtiger Riecher und richtige Kontakte zur richtigen Zeit
Dessen Premium-Produkt Champions League kreierten Hempel und Lenz, die den richtigen Riecher und die richtigen Kontakte zur richtigen Zeit hatten, während weniger Tage.
"Es ist absolut ein historischer Moment des europäischen Fußballs, dass die beiden dasitzen und die Champions League erfinden", sagt der Fußball-Autor Christoph Biermann in der ZDF-Doku. "Ein Fußballwettbewerb wird in eine Ware verwandelt, die handelbar wird, die verkaufbar wird. Mit der man große Geschäfte machen kann."
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Quelle: Reuters
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