Tiere im Ausland retten:Wie Hilfe für Streuner, Straßenhunde und Co. aussehen kann
von Cornelia Petereit
Das Bild herrenloser Straßenhunde rührt ans Herz. Viele Tierliebhaber würden die Tiere am liebsten aus dem Urlaub direkt mit nach Hause nehmen. Warum das keine gute Idee ist.
Das Schicksal von Streunern geht vielen nahe. Um den Tieren zu helfen, ist vor allem Hilfe vor Ort wichtig.
Quelle: epaBesonders Urlauber möchten Straßenhunden helfen: Mit Futtermittel-, Sach- oder Geldspenden lässt sich vielleicht kurzfristig Tierleid lindern. Doch herrenlose Tiere mit nach Deutschland zu nehmen, kann für Mensch und Tier zum Problem werden. Unter welchen Umständen es sogar verboten ist, erklärt Lea Schmitz vom Deutschen Tierschutzbund.
Straßenhunden im Ausland helfen
Der Tierschutz vor Ort sei am wirksamsten, so Lea Schmitz. Durch das Konzept des Tierschutzbundes "Fangen, Kastrieren, Freilassen" könne die Anzahl von Straßenhunden "mittel- bis langfristig stabilisiert und sogar verringert werden". Durch eine Vermittlung allein könne man das Leid der Straßentiere vor Ort hingegen nicht stoppen.
Man kann nicht alle Hunde retten und nach Deutschland bringen.
Lea Schmitz, Pressestelle Deutscher Tierschutzbund e. V.
Die Kastration von herrenlosen und auch von freilaufenden Tieren, die einen Besitzer haben, verhindere eine unkontrollierte Fortpflanzung, so Schmitz weiter. Wichtig sei die Balance zwischen der Tier-Population und den Ressourcen wie Wasser, Futter oder Rückzugsorten in ihrem angestammten Gebiet.
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Das Fangen, Kastrieren und Freilassen von Straßenhunden im Ausland erfülle gleich mehrere Aspekte des Tierschutzes, führt Schmitz aus. Gleichzeitig könnten die Tiere auch geimpft und medizinisch versorgt werden.
Wenn gesunde Tiere in einer überschaubaren Menge auf der Straße leben, sei auch die Akzeptanz in der Bevölkerung größer, berichtet Schmitz. Eine zu große Population könne dagegen Angst verursachen, zur Last fallen und das Straßenbild stören. Als Folgen würden die Tiere "eher eingefangen und getötet".
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Auch wenn der Deutsche Tierschutzbund dafür plädiert, kastrierte Tiere in ihrer Heimat zu lassen, kommen viele Straßenhunde nach Deutschland. Vermittelt werde, wenn eine Wiederfreilassung nicht möglich sei und "die Tierheime vor Ort keine Kapazitäten haben", betont Schmitz. Außerdem müssten Tierheime in Deutschland einen freien Platz anbieten und die Unterbringung in Quarantäne sicherstellen.
Tiere, die importiert werden sollen, müssen auf Reisekrankheiten getestet und gegen Parasiten behandelt sein sowie alle wichtigen Impfungen erhalten haben. Außerdem werde darauf geachtet, dass die Tiere sich voraussichtlich gut in einem Zuhause mit Menschen zurechtfinden, sagt Schmitz. So müssten sie "etwa für ein Leben in der Stadt, in einer Wohnung geeignet sein", denn es bringe ja auch nichts, wenn die Hunde wegen Verhaltensauffälligkeiten in einem Tierheim in Deutschland landeten.
Für Tierimporte gibt es verschiedene gesetzliche Vorgaben, dazu gehören die Tollwut-Impfung, ein EU-Heimtierausweis und die Kennzeichnung mit Mikrochip. So könne man verhindern, dass gefährliche Krankheiten wie Tollwut eingeschleppt würden, erklärt Schmitz.
Illegale Tiervermittlung über Flugpatenschaften
Der Tierschutzbund weist darauf hin, dass es sich bei einer Vermittlung aus dem Ausland rein rechtlich um einen gewerblichen Transport handelt, der über das europäische Melderegister "Traces" angemeldet werden muss.
Flugpatenschaften, bei denen Tiere aus dem Ausland von Touristen als eigene Tiere ausgegeben werden, sind illegal.
Lea Schmitz, Deutscher Tierschutzbund e.V.
Bei diesen Flugpatenschaften erklären sich deutsche Touristen bereit, ein zu transportierendes Tier mit nach Deutschland zu nehmen und es dort an einen Tierschutzverein zu übergeben. Die Verantwortung für das Tier liegt während der Reise beim Paten. Sie geben sich dabei als Eigentümer aus, was nicht den Tatsachen entspricht und gegen das Gesetz des Tierimports verstößt. Illegale Flugpatenschaften können mit Bußgeldern in Höhe von bis zu 25.000 Euro bestraft werden.
Bei Direktvermittlungen werden Tiere in Transportern nach Deutschland gebracht und zum Beispiel auf Parkplätzen direkt an ihre neuen Besitzer übergeben, welche die Tiere nur vom Foto kennen. Nachweise über Impfungen, Wesensbeobachtungen oder Quarantäne liegen nicht immer vor und das Verhalten des Hundes kann meist nicht beobachtet werden. Außerdem können Hund und neuer Besitzer sich vor der Adoption nicht kennenlernen.
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Wer Straßenhunde aus dem Ausland adoptieren möchte, sollte sich zunächst bei den örtlichen Tierheimen, Pflegestationen oder beim Deutschen Tierschutzbund informieren. Ein seriöser Vermittler sollte sowohl Auskünfte über die medizinische Versorgung, das Verhalten des Tieres und notwendige Impfnachweise geben, als auch die Möglichkeit bieten, das Tier in Ruhe kennenzulernen.
Gerade bei Hunden sei es Schmitz zufolge oft so, dass die Halter nicht wüssten, worauf sie sich einlassen. Daher würden viele Tiere in Heime abgegeben oder ausgesetzt. Vor der Anschaffung eines Hundes empfiehlt sie, folgende Fragen zu klären:
- Welches Tier passt zur Wohn- und Familiensituation?
- Ist die Finanzierung bei Tierarztkosten gesichert?
- Wer kümmert sich im Urlaubs- oder Krankheitsfall um das Tier?
- Wohin mit dem Tier während der Arbeitszeit?
Zudem appelliert Schmitz dringend, Tiere nicht zu Weihnachten oder zum Geburtstag zu verschenken.
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03.06.2025 | 2:30 minCornelia Petereit ist Redakteurin der ZDF-Sendung "Volle Kanne - Service täglich".
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