Wildtiere in Not: So helfen Sie Vogel, Igel, Eichhörnchen und Co.

Tierschutz im Frühjahr:Wie Sie hilflose Wildtiere im Garten retten

von Christian Ehrlich
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Finden Sie hilflose Wildtiere im Garten, sollten Sie besonnen reagieren. Wichtig ist, beim Anfassen und beim Nahrungsangebot keine Fehler zu machen. So geht's richtig.

Fundtiere richtig versorgen
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Immer wieder kommt es vor, dass Vogelküken aus dem Nest fallen, Baby-Eichhörnchen oder kleine Igel orientierungslos über den Rasen staksen oder Hummeln fast regungslos am Boden liegen. Viele dieser Tiere benötigen Hilfe durch den Menschen, um zu überleben - aber nicht alle.
Gut gemeinte Hilfe kann bei falscher Umsetzung mehr schaden als nützen. Wer helfen will, sollte daher einiges beachten.

Nahezu alle Wildtiere stehen unter strengem Natur- und Artenschutz. Das bedeutet, dass Menschen sie weder stören noch fangen oder gar töten dürfen. Als Ausnahme gelten allerdings Notfälle, bei denen sich die Tiere in einer akuten Notsituation befinden. In solchen Fällen dürfen Menschen sie für eine kurze Zeit in ihre Obhut nehmen, gesund pflegen und wieder in die Freiheit entlassen.

Das Ziel der Rettung ist immer die Auswilderung. Eine dauerhafte Haltung von heimischen Wildtieren, die aus der Natur stammen, ist untersagt. Über Ausnahmen, zum Beispiel bei behinderten Tieren, entscheidet meistens die Untere Naturschutzbehörde, die zuständige Behörde für Naturschutz und Landschaftspflege auf kommunaler Ebene.

Vögel in Not

Gartenbesitzer stoßen vermutlich am häufigsten auf verunglückte Vogelküken. Nackte oder nur mit Flaum bedeckte Küken, sogenannte Nestlinge, sind noch hilflos und auf menschliche Hilfe angewiesen. Man sollte sie an sich nehmen und erst einmal mit der eigenen Körperwärme wärmen.
Sofern möglich, ist es am besten, solche Küken wieder ins Nest zu setzen - ohne dabei die anderen Küken oder die Vogeleltern zu stören. Anders als Säugetiere haben Vögel kein Problem mit einem dezenten menschlichen Geruch und nehmen ihre Küken wieder an.
Handelt es sich bei den Vogelküken um Ästlinge, die schon befiedert sind und das Nest bereits verlassen, aber noch nicht richtig fliegen können, werden sie von ihren Eltern auch am Boden versorgt. In diesem Fall genügt es, 20 Meter Abstand zu halten und sie sicherheitshalber eine Stunde zu beobachten.
Kommen die Vogeleltern zurück und füttern sie, ist keine weitere Hilfe notwendig. Nur wenn sich die Küken in Gefahr befinden, zum Beispiel durch Katzen oder Straßen, sollte man sie in der Nähe an einen sicheren Ort setzen.
Florian Weiss und Christian Ehrlich halten einen Vorhang aus Fäden ans Fenster
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Wann Vogelkinder professionelle Hilfe brauchen

Wenn keine Elterntiere zu sehen sind, das Vogelküken offenbar nicht auf natürliche Weise aufwachsen kann oder verletzt ist, sollte es zu einer Vogelauffangstation gebracht werden. Tierheime und Tierärzte wissen, wo sich die nächste befindet.
Unerfahrene Menschen sollten nicht versuchen, die Tiere zu versorgen. Das Einträufeln von Wasser führt zum Beispiel sehr oft zum Tod. Ebenso kann das Verfüttern von Körnern Probleme verursachen. Daher immer mit einem Fachmann sprechen und nur auf Anweisung handeln.
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Die Aufzucht von Wildtieren erfordert Fachwissen und ist sehr zeitintensiv, damit das Tier gesund bleibt. Ein zu naher Kontakt mit Menschen kann zudem Probleme verursachen und die Tiere können unter Umständen nicht mehr ausgewildert werden.

Hilflose Eichhörnchen und Igel

Von allen Säugetieren werden Eichhörnchen und Igel am häufigsten in Gärten aufgefunden. Ein Igel ist hilfsbedürftig, wenn er zum Beispiel verletzt ist, apathisch im Kreis herumläuft oder Fliegeneier oder Maden zwischen den Stacheln hat. Auch wenn er verklebte Augen hat, braucht er Hilfe. Eichhörnchen benötigen Hilfe, wenn sie sich von selbst Menschen nähern, anhänglich wirken oder leicht einfangen lassen.
Sollte ein Igel oder ein Eichhörnchen in Not oder offensichtlich verletzt sein, setzt man sie am besten in einen Pappkarton mit Luftlöchern - jedoch ohne Handtuch, da sich darin die Krallen verfangen können und das Tier dann panisch wird.
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Anschließend bringt man das Tier zu einer Auffangstation oder Pflegestelle. Hier kümmern sich Helfer um die zeitintensive und komplizierte Ernährung und bereiten die Fundtiere auf ihr Leben in Freiheit vor. Auch hier kann sonst eine falsche Versorgung lebensgefährlich für das Jungtier sein.

Beim Spaziergang finden Menschen immer wieder hilflos wirkende Wildtiere. Nicht immer benötigen sie Hilfe. Bei Feldhasen und Rehen legen die Tiermütter ihren Nachwuchs in einer Kuhle oder im hohen Gras ab und gehen teilweise mehrere Stunden auf Nahrungssuche. Es ist also völlig normal, dass die Jungtiere alleine sind.

Man sollte Jungtiere immer in Ruhe lassen - außer ein Hund oder ein Mensch hat sie berührt. Die Geruch würde dafür sorgen, dass die Tierbabys nicht mehr von ihrer Mutter angenommen werden. Daher: In der Brut- und Setzzeit Hunde immer an der Leine lassen!

Handlungsbedarf besteht bei aufgefundenen und nicht flüchtenden oder verletzten Wildschwein-Ferkeln, jungen Füchsen und Mardern oder Greifvogel-Küken. In solchen Fällen sollte man die Polizei anrufen. Sie kontaktiert den zuständigen Jäger des Reviers.

So retten Sie Hummeln

Wenn eine am Boden sitzende Hummel bei Annäherung auf wenige Zentimeter nicht wegfliegt und sich zum Beispiel mit einem Stück Papier hochnehmen lässt, wird sie Nahrung oder Wasser benötigen.
Schwache Hummeln können mit einem Löffel Zuckerwasser gerettet werden. Um ihr neue Energie zu liefern, reicht es aus, ihr einen Tropfen davon vor den Rüssel zu halten. Schon nach wenigen Minuten haben sie wieder Kraft und können, wenn sie nicht zu spät gefunden wurden, meistens wieder losfliegen.

Kleine Biotope im Garten
:Miniteiche als Lebensraum für Insekten & Co.

Blumenschale, Plastiktonne, Holzfass - wer daraus einen Miniteich baut, rettet bedrohte Insekten. Mit diesen Tipps entsteht ein Paradies für Libellen, Bienen und Schmetterlinge.
von Christian Ehrlich
Ein kleiner, runder Miniteich mit Wasserpflanzen steht auf einer Terasse in einem Garten und ist von Gartenpflanzen umgeben.
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Quelle: dpa

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