Nabelbruch: Risiken, Symptome, und Therapie bei Erwachsenen
Vorwölbung am Bauchnabel:Wann ein Nabelbruch operiert werden sollte
von Bianca Koch
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Ein Nabelbruch bereitet oft keine Schmerzen. Gerade bei größeren Brüchen kann es jedoch zu gefährlichen Einklemmungen von Gewebe kommen. Wann Erwachsene operiert werden sollten.
Ein Nabelbruch ensteht durch Schwächen im Bindegewebe und äußert sich als Vorwölbung am Nabel. Komplikationen wie Einklemmungen können schwerwiegende Folgen haben und sogar lebensgefährlich sein.
Quelle: vario images
Der Nabelbruch, auch Umbilikalhernie genannt, ist eine häufige, meist harmlose Erkrankung. Dabei bildet sich im Bereich des Bauchnabels eine Lücke in der Bauchwand. Besonders oft sind Säuglinge betroffen, aber auch Erwachsene können einen Nabelbruch entwickeln.
Kleine Brüche können beobachtet werden, solange sie keine Beschwerden bereiten. Bei größeren Hernien kann eine Operation ratsam sein.
Natürliche Schwachstelle in der Bauchwand
Babys werden im Bauch der Mutter über die Nabelschnur mit Nährstoffen und Sauerstoff versorgt. Nach der Geburt wird diese durchtrennt und der Bauchnabel bildet sich. Dort bleibt jedoch eine natürliche Schwachstelle in der Bauchwand, an der ein Nabelbruch entstehen kann, sagt Michael Hoffmann, Facharzt für Chirurgie und Viszeralchirurgie am Marienkrankenhaus Kassel.
Die Nabelschnur verkümmert nach der Geburt und gibt dort einen kleinen Faserring frei.
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Dr. Michael Hoffmann, Facharzt für Chirurgie und Viszeralchirurgie, Marienkrankenhaus Kassel
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Ein Nabelbruch ist oft auf den ersten Blick sichtbar. Typisch ist eine kleine, weiche Beule direkt im Nabel oder um ihn herum. Diese lässt sich häufig zurück in den Bauchraum drücken. Weitere typische Anzeichen können eine Schwellung im Nabelbereich und ein Ziehen im Bauch sein.
Übergewicht kann Nabelbruch verursachen
Bei Erwachsenen entsteht ein Nabelbruch meist durch eine Kombination aus erhöhtem Druck in der Bauchhöhle und einer Schwäche der Bauchwand. Risikofaktoren sind Übergewicht, Schwangerschaft, chronischer Husten und häufiges schweres Heben oder Pressen, zum Beispiel beim Krafttraining.
Auch Erkrankungen der Leber könnten einen Nabelbruch verursachen, wenn sich dadurch Flüssigkeit im Bauch ansammele, so Michael Hoffmann.
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Kleine Nabelbrüche verursachen oft keine oder nur geringe Beschwerden und sind in der Regel ungefährlich. Gefährlich wird es jedoch, wenn sich Gewebe einklemmt. Vor allem bei größeren Brüchen können zum Beispiel Teile des Dünndarms in den Bruchsack geraten. Dann kann eine Durchblutungsstörung entstehen, die im schlimmsten Fall zum Absterben von Darmgewebe und zu einer Bauchfellentzündung führen kann.
Eine solche Einklemmung äußert sich durch plötzliche, starke Schmerzen, gerötete Haut über dem Bruch, Übelkeit, Erbrechen oder Verstopfung. Es handelt es sich um einen medizinischen Notfall, der sofort operiert werden muss.
Nicht jeder Nabelbruch muss operiert werden
Ein Nabelbruch unter einem Zentimeter Durchmesser, der keine Beschwerden verursacht, muss in der Regel nicht operiert werden. Oft sei es die Optik, die die Patienten besonders störe, sagt Michael Hoffmann.
Behandlungsbedürftig wird ein Nabelbruch dann, wenn die Lebensqualität des Patienten eingeschränkt ist.
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Dr. Michael Hoffmann, Facharzt für Chirurgie und Viszeralchirurgie, Marienkrankenhaus Kassel
Sobald Schmerzen auftreten oder Anzeichen einer Einklemmung vorhanden sind, ist laut dem Chirurgen eine Operation notwendig.
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Wie ein Nabelbruch operiert wird
Es gibt zwei Operationsmethoden, das Nahtverfahren und das Netzverfahren:
Bei kleinen Brüchen mit einem Durchmesser unter einem Zentimeter wird in der Regel das Nahtverfahren angewendet. Dabei wird die Bruchlücke in einem offenen Eingriff mit Nähten verschlossen, die meist nicht auflösbar sind. Nahtverfahren zum Verschluss von Nabelhernien werden immer offen chirurgisch durchgeführt.
Das Netzverfahren wird bei größeren Brüchen sowohl offen-chirurgisch als auch minimalinvasiv durchgeführt. Dabei wird ein Kunststoffnetz eingesetzt, das die Bruchregion verstärken soll. Bei der offenen Operation wird der Zugang anschließend über einen kleinen Schnitt am Nabel verschlossen. Bei der minimalinvasiven Operation werden über kleine Hautschnitte Kamera und Instrumente in die Bauchhöhle eingeführt, um die Bruchlücke von innen zu schließen. Der Eingriff erfolgt meist in Vollnarkose und dauert circa 30 Minuten. Er findet sowohl ambulant als auch kurzstationär mit meist einer Übernachtung statt.
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Das Tragen eines Bruchbandes wird weder vor noch nach der Operation empfohlen. Ein Pflasterverband oder ein Druckverband am Nabel für einige Tage nach der Operation ist vollkommen ausreichend.
Bei Neugeborenen und Kleinkindern kommt ein Nabelbruch sehr häufig vor und ist in der Regel harmlos. Etwa zehn bis zwanzig Prozent der Säuglinge kommen mit Nabelbrüchen auf die Welt. Der Nabelring, durch den während der Schwangerschaft die Nabelschnur verläuft, schließt sich nach der Geburt nicht gleich vollständig. In 90 Prozent der Fälle geschieht dies bis zum dritten Lebensjahr von selbst. Ein Eingriff wird dann notwendig, wenn sich der Bruch bis zum vierten oder fünften Lebensjahr nicht geschlossen hat oder es zu Komplikationen wie Einklemmungen kommt.
Tipps für die Zeit nach der OP
Ein erneuter Nabelbruch kommt vor allem beim Netzverfahren sehr selten vor. Nach der Operation ist trotzdem Schonung angesagt, um ein Wiederauftreten zu vermeiden. Schweres Heben und Pressen sollte vermieden werden, ebenso eine starke Gewichtszunahme, da Übergewicht das Risiko eines erneuten Bruchs erhöht.
Antibiotika versprechen schnelle Hilfe bei bakteriellen Infektionen, gehen aber häufig auf den Darm. Probiotika sollen die Beschwerden abmildern oder gar verhindern können.
von Julia Tschakert
mit Video
Quelle: dpa
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