Impfungen in der Schwangerschaft: Schutz für Mutter und Kind
Schutz für Mutter und Kind:Wichtige Impfungen in der Schwangerschaft
von Corinna Klee
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Impfungen schützen werdende Mütter und das ungeborene Kind vor gefährlichen Infektionen. Welche in der Schwangerschaft empfohlen werden und welche man schon vorher haben sollte.
Jana Durward hat sich in ihrer Schwangerschaft ausführlich mit dem Thema Impfen auseinandergesetzt, weil sie sich und ihr Baby schützen möchte.22.04.2025 | 5:15 min
Ein unzureichender Impfschutz kann für Schwangere und das ungeborene Kind besonders gefährlich sein. So können Infektionen wie Röteln oder Windpocken zu Frühgeburten führen, aber auch Folgen für die Entwicklung des Embryos haben, erklärt Carmen Caspari, niedergelassene Gynäkologin.
Diese Erkrankungen können schwere Fehlbildungen oder sogar Totgeburten zur Folge haben.
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Dr. Carmen Caspari, Fachärztin für Frauenheilkunde
Durch die Überprüfung möglicher Impflücken und rechtzeitige Impfungen lassen sich diese Risiken minimieren.
Weltweit liegen die Impfquoten hinter dem Vor-Corona-Niveau. Auch in Deutschland wird weniger geimpft, zum Beispiel gegen Masern. Kinderärzte warnen vor einer spürbaren Impflücke. 26.07.2024 | 1:35 min
Welche Impfungen vor der Schwangerschaft wichtig sind
Frauen mit Kinderwunsch sollten ihren Impfstatus checken lassen und fehlende Impfungen nachholen. Wichtig ist das vor allem bei Impfungen mit Lebendimpfstoffen. Diese dürfen in der Schwangerschaft nicht verabreicht werden, weil sie abgeschwächte, aber noch vermehrungsfähige Krankheitserreger enthalten. Es besteht ein theoretisches Risiko, dass die Erreger über die Plazenta auf das ungeborene Kind übertragen werden und eine Infektion auslösen können.
Frauen, die bislang einmal geimpft worden sind, sollten eine weitere einmalige Impfung mit dem MMR-Impfstoff erhalten. Ungeimpfte Frauen erhalten den Impfstoff zweimal im Abstand von vier Wochen.
Bei Frauen, die nicht gegen Windpocken geimpft worden sind und die nie Windpocken hatten, können im Blut keine Antikörper nachgewiesen werden. Sie sollten sich zweimal im Abstand von mindestens vier Wochen impfen lassen.
Zwischen Impfungen mit Lebendimpfstoffen und dem Beginn einer Schwangerschaft sollten mindestens vier Wochen liegen. Eine versehentliche Impfung in der Frühschwangerschaft ist laut den Impfempfehlungen jedoch kein Grund für einen Schwangerschaftsabbruch. Nach wissenschaftlichem Stand liegen keine Hinweise auf mögliche Schädigungen des ungeborenen Kindes vor.
Knapp 19.000 Kinder wurden 2022 aufgrund des RS-Virus stationär behandelt. Wie man Säuglinge und Kleinkinder vor der Atemwegserkrankung schützen kann - schon im Bauch der Mutter.
von Andreas Kürten
FAQ
Respiratorisches Synzytial-Virus: Impfung oder Antikörper?
Das respiratorische Synzytial-Virus (RSV) ist ein hochansteckendes Virus, das schwere Atemwegsinfektionen auslösen kann und vor allem für Säuglinge, Frühgeborene und Kleinkinder gefährlich ist.
Gegen das RS-Virus gibt es einen Impfstoff, der auch in der Schwangerschaft zugelassen ist. Die Impfung in der Schwangerschaft wird von der Ständigen Impfkommission (Stiko) aufgrund fehlender Daten aber derzeit nicht empfohlen. Um Kinder zu schützen, empfiehlt die Stiko für Neugeborene und Säuglinge stattdessen eine Prophylaxe mit dem RSV-Antikörper Nirsevimab.
Bei Säuglingen unter sechs Monaten ist das respiratorische Synzytial-Virus die Hauptursache für schwere Bronchiolitis und Lungenentzündungen und häufig mit Aufenthalten im Krankenhaus verbunden.
Einen sofort wirksamen Schutz des Säuglings bietet die RSV-Prophylaxe. Es handelt sich dabei um eine passive Immunisierung mit einem Antikörper.
Die Gabe des Antikörpers erfolgt zeitnah nach der Geburt, wenn das Kind in der RSV-Saison, also von Oktober bis März, geboren wird. Im Frühjahr und Sommer geborene Kinder erhalten die Prophylaxe vor Beginn der RSV-Saison - zwischen September und November.
Welche Impfungen in der Schwangerschaft empfohlen werden
Generell dürfen alle Totimpfstoffe in der Schwangerschaft geimpft werden. Sie enthalten keine vermehrungsfähigen Erreger und können daher keine Infektion auslösen. Die Stiko empfiehlt Impfungen gegen Krankheiten wie Keuchhusten, die Schwangere oder Neugeborene gefährden, deren Impfungen aber nachgewiesen sicher sind.
Das Kind erhält durch die Keuchhusten-Impfung der Mutter eine Leih-Immunität und damit Nestschutz in den ersten acht Wochen.
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Dr. Carmen Caspari, Fachärztin für Frauenheilkunde
Erst ab der achten Lebenswoche dürfen Babys zum ersten Mal gegen Keuchhusten geimpft werden. Durch die Impfung der Mutter in der Schwangerschaft bildet diese Antikörper, die über die Plazenta auf das ungeborene Kind übertragen werden. Ist die Mutter geimpft, sinkt das Risiko für das Neugeborene, zu erkranken um neunzig Prozent, so die Frauenärztin.
Die Impfung wird als Kombinationsimpfung gegen Keuchhusten, Diphterie und Tetanus zwischen der 28. und 36. Schwangerschaftswoche verabreicht. Sie wird in jeder Schwangerschaft erneut gegeben, weil die Antikörper nur für eine begrenzte Zeit vorhanden sind.
Diese Impfung wird für jede Schwangere ab dem zweiten Schwangerschaftsdrittel empfohlen, insbesondere während der Grippesaison. Sie schützt sowohl die Mutter als auch das Kind vor schweren Krankheitsverläufen.
Schwangeren wird die Impfung mit mRNA-Impfstoffen ab dem zweiten Schwangerschaftsdrittel empfohlen, wenn keine Grundimmunisierung vorliegt. Sie haben ein erhöhtes Risiko für schwere COVID-19-Verläufe - mit Komplikationen für Mutter und Kind.
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Welche weiteren Impfungen möglich sind
Nach individueller Risiko-Nutzen-Abwägung können auch Impfungen gegen Polio, Meningokokken, Pneumokokken, FSME sowie Reiseimpfungen gegen Tollwut, Typhus und Japanische Enzephalitis in Betracht kommen.
Eine Impfung gegen Gelbfieber wird in der Schwangerschaft nicht empfohlen, da es sich hierbei um einen Lebendimpfstoff handelt. Dennoch kann sie bei unvermeidbaren Reisen in Risikogebiete verabreicht werden, weil eine Erkrankung an Gelbfieber für die Mutter und das ungeborene Kind gefährlicher sein kann als die Impfung.
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Auch Kontaktpersonen sollten geimpft sein
Auch geimpfte Kontaktpersonen spielen eine entscheidende Rolle, um Mutter und Kind vor Infektionen zu schützen. Die Impfungen dienen zudem als indirekter Schutz (Kokon-Strategie), insbesondere bei Erkrankungen, die für Schwangere oder Neugeborene gefährlich sind, beispielsweise Keuchhusten. Die letzte Keuchhusten-Impfung sollte nicht länger als zehn Jahre zurückliegen.
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mit Video
Quelle: dpa
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