Hämorrhoiden: Schmerzen im Analbereich vorbeugen und behandeln

Sitzen unter Qualen :Wann Hämorrhoiden behandelt werden müssen

von Corinna Klee
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Sie jucken, nässen und schmerzen: Vergrößerte Hämorrhoiden sind weitverbreitet, aber ein Tabuthema. Wie Sie vorbeugen können und wann Sie besser den Arzt aufsuchen sollten.

Bild-Darstellung von Hämorrhoiden
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Viele haben sie, doch kaum einer spricht darüber und aus Scham suchen die meisten auch lange Zeit nicht den Arzt auf. Dabei sind durch Hämorrhoiden verursachte Beschwerden im Analbereich sehr häufig: Schätzungen zufolge leidet jeder zweite Erwachsene mindestens einmal im Leben darunter. Dabei ist eine frühzeitige Behandlung eines Hämorrhoidalleidens wichtig, um Komplikationen zu vermeiden.

Was sind Hämorrhoiden?

Bei Hämorrhoiden handelt es sich um Gefäßpolster am Übergang vom Enddarm zum After, die ganz normal sind und die jeder hat. Sie dienen der Feinabdichtung des Analkanals und sind ein wichtiger Bestandteil der Stuhl-Kontinenz, erklärt Derek Zieker-Fischer, niedergelassener Proktologe. Erst wenn sie sich vergrößern, kann es zu Beschwerden kommen.
Zieker-Fischer rät, schon bei ersten Anzeichen einen Arzt aufzusuchen. Allerdings würden viele Frühsymptome wie Stuhlschmieren, erschwerte Stuhlhygiene, Nässen oder Jucken von den Betroffenen zunächst ignoriert.

Gerade in frühen Stadien gibt es sehr schmerz- und risikoarme Methoden, um ein Hämorrhoidalleiden zu behandeln.

Prof. Dr. Derek Zieker-Fischer, Proktologe

Erst bei sehr starken Beschwerden und Blut im Stuhl suchen die meisten ärztliche Hilfe, was oft viele Jahre später sei.

Im Normalzustand verursachen Hämorrhoiden keine Beschwerden. Vergrößern sie sich, können Symptome auftreten, die mit der Zeit immer stärker werden. Zu Schmerzen kommt es erst im fortgeschrittenen Stadium, zum Beispiel wenn Hämorrhoiden besonders groß sind, aus dem After hervortreten (Prolaps) oder sich entzünden. Neben starken Schmerzen kommt es dann zu einem Druck- oder Fremdkörpergefühl sowie zu Problemen beim Sitzen.

Zu den wichtigsten Risikofaktoren zählen eine genetische Disposition und eine Bindegewebsschwäche sowie Übergewicht. Ein Hämorrhoidalleiden wird durch Verstopfung und starkes Pressen beim Stuhlgang begünstigt. Das erhöht den Druck auf die Gefäßpolster und begünstigt deren Vergrößerung. Eine Ernährung mit wenig Ballaststoffen führt zu hartem Stuhl, was den Stuhlgang erschwert. Bewegungsmangel verlangsamt die Darmtätigkeit zusätzlich. Auch wer viel sitzt, erhöht den Druck auf den Analbereich.

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Hämorrhoiden konservativ behandeln

Im Anfangsstadium reicht es mitunter aus, den Lebensstil zu ändern. Dazu gehört eine ballaststoffreiche Ernährung mit viel Gemüse und Vollkornprodukten, denn das fördert einen weichen Stuhl. Wichtig ist auch eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr von anderthalb bis zwei Litern pro Tag.
Regelmäßige Bewegung sorgt für mehr Darmtätigkeit. Von langen Sitzungen auf der Toilette und starkem Pressen rät Zieker-Fischer ab. Dadurch steige der Druck auf die Gefäßpolster im Analbereich deutlich an. Auch die richtige Analhygiene sei wichtig. Goldstandard sei es, mit Toilettenpapier vor- und dann mit klarem Wasser nachzureinigen.

Feuchttücher sind nicht zu empfehlen, sie können die empfindliche Haut im Analbereich reizen.

Prof. Dr. Derek Zieker-Fischer, Facharzt für Chirurgie

Der Grund: Feuchttücher enthalten häufig Zusatzstoffe wie Duft-, Konservierungs- und Feuchthaltemittel.

Sitzbäder mit lauwarmem Wasser lindern Juckreiz und Brennen. Salben und Zäpfchen enthalten meist schmerzlindernde oder abschwellende Wirkstoffe wie Lidocain oder Hamamelis. Das alles sind symptomatische Therapien, die kurz Linderung verschaffen können. Sie verkleinern die Hämorrhoiden aber nicht.

Sind die Beschwerden stark ausgeprägt, hilft nur ein Besuch beim Proktologen. Er untersucht mit einem Proktoskop Enddarm und After und kann dabei sowohl die Größe der Hämorrhoiden bestimmen als auch Differentialdiagnosen stellen. So gibt es Krankheitsbilder, die ähnliche Beschwerden verursachen können, etwa schmerzhafte Analfissuren, Analvenenthrombosen oder Abszesse.

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Hämorrhoiden: Verschiedene Methoden der Behandlung

Hämorrhoiden werden je nach Größe und Lage in Grad eins (leichte Hämorrhoiden) bis Grad vier (schwere Hämorrhoiden) eingeteilt. Nach dem Grad richtet sich auch die Art der Behandlung, erklärt Zieker-Fischer.
Bei der Verödung, der Sklerosierung, wird eine Lösung in die Hämorrhoide eingespritzt, die sie schrumpfen lässt. Die Gummibandligatur ist ein minimalinvasives, ambulantes Verfahren zur Behandlung von vergrößerten Hämorrhoiden - vor allem bei Beschwerden im Stadium zwei, teilweise auch im Stadium drei.

Es ist eine schmerzlose Methode. Sie hat wenig Risiken, man kann sie immer wieder anwenden.

Prof. Dr. Derek Zieker-Fischer, Proktologe

Bei der Methode wird ein kleiner, sehr straffer Gummiring über die Basis der vergrößerten Hämorrhoide gestülpt. Dadurch wird die Blutzufuhr unterbrochen, das Gewebe stirbt und fällt ab.
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Chirurgische Entfernung von Hämorrhoiden

Die chirurgische Entfernung von vergrößerten Hämorrhoiden wird vor allem in fortgeschrittenen Stadien (Grad drei und vier) und bei starken Beschwerden durchgeführt, wenn die anderen Maßnahmen nicht mehr ausreichen.
Die Prognose nach einer chirurgischen Entfernung von Hämorrhoiden ist in der Regel gut. Komplikationen sind insgesamt selten und gehen meist vorüber. Es kann zu Schmerzen oder Nachblutungen kommen.
Ein Rückfall ist allerdings grundsätzlich möglich, insbesondere wenn Risikofaktoren wie Verstopfung, starkes Pressen oder ballaststoffarme Ernährung weiterhin bestehen bleiben.
Wer eine Neigung zu Hämorrhoiden hat, sollte sich regelmäßig ärztlich untersuchen lassen. Beginnende Veränderungen können so frühzeitig erkannt und behandelt werden. Oft ist dann eine minimalinvasive Therapie möglich, die schonender ist als eine größere Operation.

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Quelle: dpa

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