Blutspende-Mangel: Warum in Deutschland junge Blutspender fehlen
Blutspende-Mangel vorbeugen:Warum Blutspender dringend gesucht werden
von Andreas Kürten
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Alle sieben Sekunden wird in Deutschland eine Blutspende benötigt: 15.000 Blutkonserven täglich. Gerade im Sommer drohen Engpässe. Warum es besonders an jungen Spendern fehlt.
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Alle Jahre die gleiche Situation: Im Sommer spenden zu wenig Menschen Blut. Jüngere, weil sie im Urlaub sind, Ältere scheuen bei Hitze den Gang zur Spende. Gleichzeitig nehmen durch den Reiseverkehr Unfälle zu. Die Folge: Mehr Menschen benötigen Konserven und weniger Präparate stehen zur Verfügung.
Blutspenden können Leben retten
Blutspenden sind bei Krankheiten, Transplantationen oder Unfällen lebensnotwendig. Doch während die ältere Generation eher dazu bereit ist Blut zu spenden, zeichnet sich im Hinblick auf jüngere Blutspender ein gesellschaftliches Problem ab, wie Marie-Sophie Pfeffermann vom Blutspendedienst Frankfurt am Main erklärt:
Unter dem Eindruck demographischen Wandels in Deutschland nimmt bei jungen Menschen die Bereitschaft zur Blutspende ab. Das gibt Anlass zur Sorge.
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Dr. Marie-Sophie Pfeffermann, DRK-Blutspendedienst Baden-Württemberg - Hessen
Hinzu komme laut Pfeffermann, dass nicht jeder, der Blut spenden möchte, zum Beispiel aufgrund von Vorerkrankungen, zur Blutspende geeignet sei.
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Wie eine Blutspende abläuft
Wer Blut spenden möchte, kann über das Internet Termine vereinbaren. Nach der Anmeldung mit einem speziellen Blutspende-Ausweis wird ein Fragebogen zum Gesundheitszustand ausgefüllt. Danach wird der Hämoglobinwert im Blut und die Körpertemperatur überprüft. Über ein ärztliches Gespräch werden aktuelle gesundheitliche Probleme ausgeschlossen.
Anschließend findet unter hygienischen Bedingungen die Blutspende statt. Sie dauert fünf bis zwölf Minuten. In dieser Zeit werden bis zu 500 Milliliter Blut entnommen. Danach können sich die Spender ausruhen. Sie bekommen Verpflegung und werden darüber aufgeklärt, wie sie sich danach am besten schonen sollten. Blutspenden haben gesundheitliche Vorteile: Das eigene Blut wird erneuert und sie können sich auf einen hohen Blutdruck positiv auswirken.
Komplexes menschliches Blut
Menschliches Blut besteht zum Großteil aus Zellen. Dazu gehören: rote Blutkörperchen (Erythrozyten), weiße Blutkörperchen (Leukozyten) und Blutplättchen (Thrombozyten). Sie alle werden im Knochenmark gebildet und haben viele Aufgaben. Zum Beispiel transportieren sie Sauerstoff, Nährstoffe und Hormone, regulieren die Körperwärme und sind für den Abtransport von Kohlendioxid und Abfallprodukten zuständig. Auch Aufgaben im Immunsystem und bei der Gerinnung werden übernommen.
Neben den zellulären Bestandteilen besteht Blut außerdem aus dem Blutplasma. In dieser Flüssigkeit sind viele verschiedene Stoffe gelöst, wie etwa Eiweiße, Vitamine, Hormone, Nährstoffe, Stoffwechselprodukte, Spurenelemente und Elektrolyte.
Für die Transfusionsmedizin werden aus Blutspenden in der Zentrifuge drei unterschiedliche Produkte gewonnen: Thrombozyten, Erythrozyten und Blutplasma.
Entwicklung von Universalblut
In der Forschung gibt es Bestrebungen, die Merkmale der verschiedenen Blutgruppen durch genetische Manipulation so zu verändern, dass Universalblut entsteht. Dieses soll dann künftig für jeden Empfänger geeignet sein, indem die Blutgruppen AB, A und B zur universellen Blutgruppe 0 gemacht werden. Die Forschungen dazu sind jedoch noch nicht abgeschlossen. Daher werden Spenden von Menschen in der Transfusionsmedizin noch lange unersetzlich sein, wie Pfeffermann einordnet.
Für die Zukunft kann man sich vorstellen, dass künstlich erzeugtes Blut oder Universalblut zum Einsatz kommen wird.
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Dr. Marie-Sophie Pfeffermann, DRK-Blutspendedienst Baden-Württemberg - Hessen
Gerade für spezielle Fälle und zum Ersatz kleiner Volumina sei dies vorstellbar. Aber das werde vermutlich noch Jahrzehnte dauern, so die Expertin. Außerdem wird schon lange versucht, künstliches Blut zu züchten. Aber auch das ist schwierig, weil menschliches Blut einzigartig und sehr komplex ist.
Ein Ansatz der Forschung ist, künstlich hergestelltes Hämoglobin so zu verpacken, dass es stabil und ungiftig Sauerstoff transportieren kann.
Eine andere Variante ist, Körperzellen zu entnehmen und sie zu Stammzellen umzuprogrammieren, damit sie sich zu roten Blutkörperchen entwickeln.
Übergreifend gilt: Blut künstlich herzustellen, ist zeitintensiv und teuer. Bislang lassen sich nur sehr geringe Mengen herstellen.
Die Bereitschaft zur Spende fördern
Die aktuellen Zahlen beim Deutschen Roten Kreuz zeigen zwischen 2023 und 2024 einen Rückgang von Erstspendern um sechs Prozent. Experten sorgen sich daher gerade um die Bereitschaft jüngerer Menschen zur Blutspende.
Mehr Werbung, eine finanzielle Entschädigung oder die Kombination mit einem Gesundheitscheck: Es gibt viele Ideen, um die Bereitschaft zur Blutspende zu fördern. Schon heute werden Spender bei Auffälligkeiten im Blutbild informiert.
Wofür werden Blutspenden verwendet?
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Eine finanzielle Entschädigung von Blutspendern geht jedoch mit schwierigen ethischen Fragestellungen einher. Spender könnten mit Blick auf einen "Verdienst" vor der Blutentnahme etwa Krankheiten verschweigen oder zu häufig zur Spende kommen. Bis auf Weiteres wird daher die Bereitschaft zur Blutspende aus altruistischen Motiven entscheidend dafür sein, das Leben anderer Menschen mit Fremdblut zu retten.
Blut ist Mangelware, deshalb wird zum Blutspenden aufgerufen. Dabei gibt es eine Aspekte zu beachten. Ein Überblick.
FAQ
Quelle: dpa
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