Künstliches Kniegelenk: Hilfe bei Knieschmerzen und Arthrose
Künstliches Kniegelenk:Wann ein Gelenkersatz im Knie notwendig wird
von Gunnar Fischer
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Wenn das Knie schmerzt und die Funktion beeinträchtigt ist, kann ein künstliches Gelenk Beweglichkeit und Lebensqualität verbessern. Über Vorteile und Risiken einer Knieprothese.
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Unerträgliche Knieschmerzen bei jedem Schritt oder sogar nachts beim Schlafen: Wenn solche Beschwerden trotz schmerzhemmender Medikamente und Physiotherapie jahrelang anhalten, kann ein künstliches Kniegelenk in Betracht kommen. Es soll die Funktion des geschädigten Kniegelenks ersetzen.
Gelenkersatz meist nach Kniearthrose
Der häufigste Grund für einen Gelenkersatz ist eine fortgeschrittene Arthrose des Kniegelenks (Gonarthrose). Hierbei reiben die Knochen durch den Verschleiß der Gelenkoberflächen ohne schützende Knorpelschicht schmerzhaft aneinander.
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Neben dem Ausprägungsgrad der Arthrose spielt bei der Frage nach einem künstlichen Kniegelenk vor allem der individuelle Leidensdruck eine Rolle, wie Orthopäde Dieter Köhler betont.
Entscheidend sind die Beschwerden des Patienten, nicht das Röntgenbild.
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Dr. Dieter Köhler, Orthopäde aus Aschaffenburg
Zudem komme es laut Köhler darauf an, wie sehr sich die Betroffenen im Alltag eingeschränkt fühlen und wie mobil sie noch sein möchten.
Künstliches Kniegelenk: Risiken abwägen
Die Versorgung mit einem künstlichen Kniegelenk zählt zu den häufigsten Operationen in Deutschland. Laut dem Statistischem Bundesamt wurden hierzulande im vergangenen Jahr 230.000 Knieprothesen implantiert.
Der Einsatz eines künstlichen Kniegelenks birgt Risiken. Er sollte daher erst dann erfolgen, wenn zuvor konservative Maßnahmen ausgeschöpft wurden. Zur Entscheidungshilfe haben gesetzlich Versicherte einen Anspruch auf eine ärztliche Zweitmeinung. Hierbei können die Notwendigkeit und der Zeitpunkt des Eingriffs leitliniengerecht überprüft werden.
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Vorteile eines künstlichen Kniegelenks
Durch die Implantation einer Knieprothese können Knieschmerzen aufgrund einer Arthrose im Idealfall komplett beseitigt oder zumindest deutlich gelindert werden. Je nach Ausmaß der Schädigung des Kniegelenks werden Betroffene mit einer sogenannten Teil- oder Total-Endoprothese (TEP) versorgt.
Eine künstliche Knieprothese kann Arthrose-Patienten wieder Mobilität und mehr Lebensqualität schenken. In vielen Fällen lässt sich der Alltag einige Zeit nach dem Eingriff wieder beschwerdefrei bewältigen. Sogar sportliche Aktivitäten sind oft wieder möglich.
Risiken eines künstlichen Kniegelenks
Es drohen Wundinfektionen, Nachblutungen, Thrombosen, Bewegungseinschränkungen und in seltenen Fällen auch Nervenschädigungen. Zudem können durch die Narkose Komplikationen auftreten.
Die Lebensdauer einer Prothese im Kniegelenk ist begrenzt. Im Laufe der Jahre kann sie sich lockern und muss dann gegebenenfalls ersetzt werden. Eine Lockerung zeigt sich oft durch Schmerzen, Instabilität und Bewegungseinschränkungen.
Das Anpassen künstlicher Kniegelenke ist dank moderner Operationsverfahren und Implantate in den letzten Jahren schonender und präziser geworden. Dennoch zeigen internationale Studien, dass über 20 Prozent der Patienten mit neuer Knieprothese langfristig über Beschwerden klagen. Oft ist eine mangelhafte Passform der Prothese die Ursache. Denn: Wurde das Implantat nicht exakt eingesetzt, kann es sich lockern, was zu Schmerzen führt.
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Teil-Endoprothese für das Knie
Eine Teil-Endoprothese, auch Schlittenprothese genannt, wird zur Behandlung eines begrenzten Knorpelschadens im Knie verwendet. Sie ersetzt nur den Bereich des Kniegelenks, der von der Arthrose betroffen ist. Der gesunde Gelenkanteil mitsamt Sehnen und Bändern bleibt erhalten.
Total-Endoprothese für das Knie
Ist der Knorpel im Kniegelenk komplett abgenutzt, ist eine Total-Endoprothese erforderlich. Hierbei werden die gesamten Gelenkflächen des Oberschenkelknochens und des Schienbeinkopfs durch künstliche Gleitflächen ersetzt. Die körpereigenen Seitenbänder, die Kapsel und die Kniescheibe bleiben bestehen.
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Nach Knie-OP: Frühmobilisation ist wichtig
Um nach der Operation die reibungslose Funktion des neuen Kniegelenks wiederherzustellen, sind eine frühe Mobilisation und ein Aufbautraining wichtig. Bewegung führt zur Verdichtung der Knochenstruktur und verfestigt den Sitz der Knieprothese im Knochen. Schonung hingegen gefährdet ihre Langlebigkeit genauso wie Fehlbelastungen.
Heutzutage hält eine Prothese 20 bis 25 Jahre. Diese Zeitdauer kann durch extreme Belastungen deutlich verkürzt werden.
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Dr. Dieter Köhler, Orthopäde
Nach etwa drei Monaten ist ein künstliches Kniegelenk so belastbar, dass auch Sport wieder möglich ist. Köhler warnt jedoch vor Extrembelastungen, wie sie zum Beispiel bei Kontaktsportarten auftreten können.
Empfohlen werden gleichförmige, sogenannte "Low-Impact"-Sportarten, die das künstliche Gelenk nicht überlasten. Dazu zählen Radfahren, Schwimmen, Nordic Walking, Aqua Jogging, Tanzen, Skilanglauf, Reiten, Golf oder Fitnesstraining.
Bei "High-Impact"-Sportarten mit stoßartigen und abrupten Stop-and-Go-Bewegungen, besteht hingegen ein erhöhtes Risiko für Verletzungen und Knochenbrüche. Auch eine Lockerung des Implantats ist möglich. Zu diesen Sportarten zählen Fußball, Handball, Basketball, Volleyball, Squash, Tennis und Kampfsport.
Abgesehen von der richtigen Wahl der Sportart ist entscheidend, ob diese komplett neu erlernt werden muss oder schon früher ausgeübt wurde. Wer eine Sportart wie alpines Skifahren vor dem Eingriff gut beherrscht hat, kann diese in der Regel wieder betreiben.
Ob nach einer Verletzung, einer Infektion oder der Schwangerschaft: Bei der Rückkehr zum Sport ist einiges zu beachten. Worauf es für einen erfolgreichen Neubeginn ankommt.
von Anja Braunwarth und Tim Förderer
Quelle: dpa
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