Herzfehler bei Kindern: Symptome, Diagnose und Behandlung
Tag des herzkranken Kindes:Angeborene Herzfehler bei Kindern
von Olaf Schwabe
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Herzfehler sind die häufigsten angeborenen Fehlbildungen und betreffen jedes 100. Kind. Auch wenn die Defekte gravierend sind, kann den meisten Kindern heute gut geholfen werden.
Die vierjährige Mona hatte ein großes Loch in der Herzscheidewand, das mit einem Flicken verschlossen wurde. Dafür mussten die Herzchirurgen ihr Herz öffnen.05.05.2025 | 5:16 min
Wird bei dem Baby nach der Geburt ein Herzfehler festgestellt, ist das für Eltern erst einmal ein Schock und wirft viele Fragen auf: Was bedeutet die Erkrankung für das Kind? Wie schwerwiegend wird die Behandlung? Welche Lebenserwartung hat es?
Während vor 70 Jahren noch die Hälfte der herzkranken Kinder gestorben ist, erreichen heute mehr als 90 Prozent der kleinen Patienten das Erwachsenenalter, erklärt Julie Cleuziou, Herzchirurgin am Deutschen Herzzentrum München.
Die meisten Kinder, die wir behandeln, können nach einer Operation ein ganz normales Leben führen.
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Prof. Dr. Julie Cleuziou, Herzchirurgin
Es gibt viele verschiedene angeborene Herzfehler. Sie können zum Teil sehr komplex sowie unterschiedlich ausgeprägt sein. Dazu gehören Defekte der Herzscheidewand, Verengungen, Fehlverbindungen sowie Herzklappenfehler.
Herzkranke Kinder leiden auch seelisch unter ihrer Erkrankung. Neben der medizinischen Versorgung ist daher auch eine kardiopsychologische Betreuung wichtig.03.05.2024 | 5:27 min
Häufige Herzfehler bei Kindern
Ein Ventrikelseptumdefekt, ein Loch in der Herzkammerscheidewand, ist der häufigste Herzfehler. Dadurch fließt Blut aus der linken zurück in die rechte Herzkammer, was zu einer Überlastung des Organs und einer lebensbedrohlichen Herzschwäche führen kann. Ein Loch kann auch die Wand der beiden Vorhöfe betreffen und wird Vorhof- oder Atriumseptumdefekt genannt. Dieser Herzfehler tritt am zweithäufigsten auf.
Das Foramen Ovale ist ein natürliches Loch in der Scheidewand zwischen dem rechten und linken Vorhof des Herzens. Es besteht bei jedem Menschen vor der Geburt und hat die Funktion den fetalen Lungenkreislauf zu umgehen. Dies ist wichtig, um das ungeborene Kind mit sauerstoffreichem Blut über den mütterlichen Kreislauf zu versorgen.
In den meisten Fällen verschließt sich das Foramen ovale direkt nach der Geburt oder innerhalb von Tagen bis Monaten danach von selbst. In rund 30 Prozent aller Fälle bleibt das Loch in der Scheidewand jedoch bestehen, was als persistierendes Foramen Ovale (PFO) bezeichnet wird.
Sehr kleine Löcher verursachen in der Regel keine Beschwerden. Ein größeres Loch dagegen sorgt für eine Überlastung des Herzens und kann langfristig zu einer Herzschwäche führen. Außerdem kann ein größeres Foramen Ovale das Auftreten von Schlaganfällen begünstigen.
Eine Verengung (Stenose) der Herzklappe zwischen rechter Herzkammer und der Lungenschlagader, die Pulmonalstenose, ist der dritthäufigste angeborene Herzfehler. Oft ist die Verengung nur leicht ausgeprägt und muss nicht behandelt werden. In schweren Fällen brauchen die Kinder aber einen operativen Eingriff innerhalb der ersten Lebenstage.
Meist passiert es völlig überraschend: ein Schlaganfall. Doch bei jungen Menschen wird er nicht immer sofort erkannt. Ein großes Problem, denn bis zur Behandlung zählt jede Minute.
von Laren Müller
mit Video
Symptome sind vom Grad des Herzfehlers abhängig
Häufig sieht man dem Kind den Herzfehler nicht an. Erster Hinweis kann ein auffälliges Herzgeräusch sein. Symptome hängen zudem von der Art des Herzfehlers und dem Ausmaß der Erkrankung ab. Sie reichen von keinerlei Beschwerden bis hin zu einem lebensbedrohlichen Zustand.
Typische Symptome bei Herzfehlern sind Erschöpfung, Atemnot, eine durch Sauerstoffmangel bedingte Blaufärbung der Lippen und Haut (Zyanose), Gedeihstörungen, Ohnmachtsanfälle sowie gefährliche Herzrhythmusstörungen.
Für angeborene Herzfehler bei Kindern gibt es verschiedene Ursachen. Hierzu gehören genetische Faktoren, Störungen in der embryonalen Herzentwicklung sowie Umweltfaktoren. Auch Frühgeborene haben ein erhöhtes Risiko für Herzfehler, da die Entwicklung ihres Herzens bei der Geburt oft noch nicht abgeschlossen ist.
Weitere Ursachen können akute und chronische Krankheiten der Mutter wie Diabetes, Infektionserkrankungen wie Röteln und die Einnahme von Medikamenten während der Schwangerschaft sein. Auch Alkohol- und Drogenkonsum können die embryonale Entwicklung im Mutterleib beeinträchtigen. Viele Herzfehler entstehen durch eine Kombination verschiedener Faktoren.
So werden Herzfehler diagnostiziert
Mit bildgebenden Verfahren wie Herzultraschall (Echokardiographie), Computertomografie (CT) und Magnetresonanztomografie (MRT) können Herzfehler diagnostiziert werden. Beim Schluckultraschall wird unter kurzer Narkose eine Ultraschallsonde am Kopf eines dünnen Schlauchs in die Speiseröhre eingeführt und bis dicht an das Herz geschoben. Diese transösophageale Echokardiographie liefert die besten Aufnahmen des Herzens und kann auch zur Überwachung der Herzfunktion während einer Operation eingesetzt werden.
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Von Kathetertechnik bis zur großen Operation am offenen Herzen
Kleinere Löcher in der Herzscheidewand können im Rahmen eines minimalinvasiven Eingriffs behandelt werden. Dabei führen die Chirurgen einen Katheter über die Leistenvene bis zum Herzen und verschließen das Loch mit einem kleinen Schirmchen.
Bei größeren Defekten, müssen die Ärzte das Loch im Herzen, mit einem "Patch", einem Flicken aus dehnbarem Goretex, oder einem kleinen Gewebelappen verschließen. Hierfür ist eine Operation am offenen Herzen mithilfe der Herzlungenmaschine erforderlich.
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Die Operation eines Vorhofseptumdefektes ist für Herzchirurgen in ausgewiesenen Herzzentren Routine. Trotzdem bestehen auch bei diesem Eingriff Risiken und es kann, wenn auch sehr selten, zu Komplikationen kommen, so Julie Cleuziou.
Meistens sind es ja einfache Herzfehler, wie eben Löcher zwischen den Scheidewänden. Komplexe Herzfehler sind viel seltener.
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Prof. Dr. Julie Cleuziou, Herzchirurgin
Dank jahrzehntelanger Erfahrung und Fortschritte in der Herzchirurgie, können heute aber auch schwere und komplexe Herzfehler gut korrigiert werden. Laut der Herzchirurgin zwar nicht immer so, dass das Herz wie ein normales Herz funktioniert, aber so, dass der Patient ein normales Leben führen kann.
Mehr als 70.000 Menschen in Deutschland benötigen jedes Jahr einen Herzschrittmacher. Das Leben damit ist oft mit weniger Einschränkungen verbunden, als viele befürchten.
von Andreas Kürten
mit Video
Quelle: dpa
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